Zentrum im Kreis Höxter laut TÜV Nord nicht notwendig
Gutachten: Bürgerinitiative sieht ihre Kritik am Zwischenlager für Atommüll in Würgassen bestätigt
Beverungen-Würgassen
Das Logistikgutachten der Bundesländer NRW und Niedersachsen zum geplanten Bereitstellungslager für Atommüll in Würgassen ist öffentlich. Demnach ist selbst ohne zentrales Bereitstellungslager (ZBL) ein Zweischichtbetrieb im Endlager und somit eine schnellere Einlagerung der Atomabfälle möglich. Ein Umstand, welchen die BGZ immer ausgeschlossen hat. Das wiederum begrüßt Dirk Wilhelm, Vorsitzender der Bürgerinitiative Atomfreies 3-Ländereck.
„Zudem würde ein ZBL laut Gutachten lediglich einen geringen Vorteil bieten: mehr als 80 Prozent der Atomabfälle für Schacht Konrad könnten sowohl mit als auch ohne ZBL im gleichen Zeitraum der Endlagerung zugeführt werden. Nur für 15 bis 20 Prozent der einzulagernden Abfälle, das sind etwa 8000 Gebinde, welche mehrheitlich in Zwischenlagern der öffentlichen Hand vorhanden sind, ergibt sich die Möglichkeit einer schnelleren Einlagerung im Umfang von vier bis sechs Jahren“, erklärt Dirk Wilhelm aus seiner Sicht. Dem gegenüber stünden eine höhere Strahlenbelastung für Personal und Anwohner sowie höhere Unfallrisiken am Standort des ZBL im vergleichbarem Umfang wie am Endlager selbst.
„Wir sehen die Kritik der Bürgerinitiative im Gutachten bestätigt. Das Hauptargument für ein ZBL, die Möglichkeit einer schnelleren Einlagerung in das Endlager und der damit einhergehende Sicherheitszugewinn, ist durch das Gutachten entkräftet. Zugleich zeigt das Gutachten ein erhebliches Potenzial zur Optimierung an der bestehenden Infrastruktur auf“, so Wilhelm weiter.
Die in den vergangenen zwei Jahren aufgezeigten Mängel bei der Standortauswahl und des Standorts Würgassen an sich, die immensen Kosten für die Errichtung und den laufenden Betrieb des ZBL sowie die aktuelle Bewertung durch den TÜV Nord ließen für die Bürgerinitiative nur einen Schluss zu: „Es ist an der Zeit, die Planungen in Würgassen zu stoppen und unter Einbezug der Erkenntnisse eine möglichst sichere, umweltverträgliche und kosteneffiziente Lösung für die Atommüllentsorgung zu erarbeiten“.
Matthias Goeken
Das sehen auch der nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete Matthias Goeken und der niedersächsische Landtagsabgeordnete Uwe Schünemann so. „Die Studie des TÜV Nord bestätigt unsere Auffassung, dass ein Bereitstellungslager nicht zwingend erforderlich ist und dass zahlreiche maßgebliche organisatorische Fragen noch nicht geklärt sind. Sogar ein Zweischichtbetrieb im Endlager ist ohne ein Bereitstellungslager möglich. Die Zeitersparnis durch die Investition von rund einer Milliarde Euro ist daher als äußerst gering anzusehen", erklären die beiden. Dagegen werde die zusätzliche Belastung von Mitarbeitenden und Bevölkerung durch das Bereitstellungslager größer. „Aufgrund dieser Ergebnisse muss das Bundesumweltministerium die Planungen für das Bereitstellungslager in Würgassen stoppen“, so Goeken und Schünemann. Insbesondere das „Lagerregime“ in den Zwischenlagern müsse endlich wissenschaftlich neu bewertet werden. Die Bundesumweltministerin müsse ihre bisherige Blockadehaltung aufgeben und auf Grundlage der von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen beauftragten Studie eine wissenschaftlich basierte Lösung für die Einlagerung von radioaktiven Stoffen im Schacht Konrad finden. „Wir erwarten, dass der Bund hierzu klar Stellung bezieht.“
Wibke Brehms
Und Wibke Brems, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion in NRW, erklärt: „Die Ergebnisse der Studie bestätigen, dass ein Bereitstellungslager für eine geordnete Einlagerung der schwach- und mittelradioaktiven Abfälle im niedersächsischen Schacht Konrad nicht zwingend erforderlich ist. Zudem zeigen die Ergebnisse, dass sich je nach konkreter Umsetzung nicht einmal die Gesamtdauer der Einlagerung des Atommülls verkürzen würde, bislang das Hauptargument für ein solches Bereitstellungslager. Die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung hat sich bereits für den Bau eines Bereitstellungslagers am Standort Würgassen entschieden, jedoch nicht untersucht, ob dies überhaupt notwendig ist. Mit der vorliegenden Studie verliert diese wenig transparente Standortentscheidung weiter an Legitimität. Die Studie konnte aber noch nicht alle Fragen erschöpfend beantworten. Ich erwarte daher von der Bundesregierung, dass die offenen Fragen in einem Verfahren auf wissenschaftlicher Basis geklärt werden und bis dahin die Planungen am Standort Würgassen von der BGZ nicht weitergeführt werden.“
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