Ohne Terminbuchung und und ohne auszusteigen: Corona-Drive-In in Boffzen kommt bei Autofahrern gut an
„Das Test-Konzept ist genial“
Höxter/Boffzen
Den Corona-Schnelltest mal eben zügig und ohne Terminbuchung im Vorbeifahren erledigen: Das „Projekt Begegnung“ macht es möglich. Der Träger hat in Boffzen an der K63/K52 (Höxtersche Straße) kurz hinter der Kreisgrenze ein Drive-In-Testzentrum eröffnet.
Anhalten, Autofenster öffnen, Formular in Empfang nehmen und ausfüllen, zur eigentlichen Teststation weiterfahren, Nase für den Abstrich „freimachen“ und dann noch kurz in einem überdachten Innenhof aufs Ergebnis warten: Wer sich im „Drive-In“ am ehemaligen Café „Lieblingsplatz“ testen lässt, muss überhaupt nicht aus dem Auto steigen. Schlangestehen Fehlanzeige. „Weil alle im Auto sitzen bleiben, sind Sicherheitsabstände automatisch gewahrt“, sagt Tim Probsthain, Leiter des Testzentrums. „Das Konzept ist also nicht nur bequem, sondern auch sicher.“
110 Menschen haben in den ersten zweieinhalb Tagen von dieser neuen bequemen Testmöglichkeit Gebrauch gemacht. Einer von ihnen war der Trendforscher Dr. Dag Piper. Sein Urteil: „Das Konzept ist genial. Besser geht es nicht.“ Piper wollte zu seiner Mutter ins Pflegeheim. Auf dem Weg dorthin bog er kurzerhand im Test-Drive-In ab.
Das tun spontan auch Fahrrad- oder Rollerfahrer, erzählt der Leiter des Testzentrums. Auch halten Pendler, die zwischen Höxter und Boffzen oder Boffzen und Holzminden unterwegs sind, im neuen Testzentrum an. Im Instagram-Profil des „Drive-In“ haben die ersten Getesteten schon hochzufriedene Kommentare hinterlassen.
Das freut das achtköpfige Team. Tim Probsthain und seine Mannschaft haben die Halle, die das „Projekt Begegnung“ schon weit vorher zu Lagerzwecken für Spielgeräte gepachtet hatte, binnen kurzer Zeit für die Test-Strecke umgestaltet. Zuvor sind sie geschult worden. „Wir arbeiten jetzt noch an digitalen Möglichkeiten“, berichtet der Leiter. Ziel ist, dass die Bürgerinnen und Bürger ihr Testergebnis automatisch per Mail bekommen. Dann erledigt sich auch das kurze Warten.
Montags bis freitags ist das Testzentrum von 7 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 14 Uhr geöffnet. „Wenn die Gastronomie wieder öffnet und die Menschen eventuell zum Kneipenbesuch ein negatives Testergebnis vorweisen müssen, sind wir auch sonntags da“, signalisiert Probsthain Flexibilität. Das Personal des Testzentrums kommt aus den eigenen Reihen: „Wir beschäftigen Mitarbeiter, die wegen der Corona-Pandemie von Kurzarbeit betroffen wären.“
Auf die Möglichkeit des Drive-Ins – das Testzentrum in Boffzen ist das einzige dieser Art im Weserbergland – hat der Verpächter der Halle das „Projekt Begegnung“ aufmerksam gemacht: Er hatte von einem neu eröffneten Drive-In in Schwalmstadt erfahren. „Dieses Konzept hat uns überzeugt“, sagt Tim Probsthain. Er geht von einem längerfristigen Betrieb aus. Die Grenze zwischen NRW und Niedersachsen spielt übrigens keine Rolle. Auch Menschen aus dem Nachbarkreis Höxter können sich in Boffzen testen lassen.
So wie alle anderen Betreiber von Testzentren rechnet das „Projekt Begegnung“ direkt mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) ab. Sie erstattet die Kosten für jeden Test.
Ein Kommentar von Sabine Robrecht
Impfkampagne nimmt Fahrt auf, überall sind Schnelltests möglich: So langsam keimt Hoffnung auf in Zeiten von Corona. Und die ist auch berechtigt. Denn im Gegensatz zur verpatzten Weihnachtsbotschaft – wir haben endlich einen Impfstoff – ist dieser inzwischen in vertrauenserweckender Anzahl vorhanden. Und auch die Schnelltest-Infrastruktur steht. Wir will, kann auch hier im Weserbergland zügig einen Test machen. Arztpraxen, Apotheken und andere Testzentren stehen bereit. In Boffzen kommt als Express-Lösung jetzt der Drive-In hinzu. Er komplettiert in seiner Niedrigschwelligkeit das Testangebot der Region.
Der Ball liegt jetzt bei uns im Feld. Denn die beste Test-Infrastruktur hilft nicht, wenn wir sie nicht nutzen. Wir haben es in der Hand, Verantwortung für unsere Mitmenschen zu übernehmen, indem wir vor (coronakonformen) Begegnungen auf Nummer sicher gehen und uns testen lassen. Das wird mit jeder Öffnung, die hoffentlich bald möglich ist, umso wichtiger. Seien wir also verantwortungsbewusst und nehmen wir die Testmöglichkeiten wahr! Nur wenn wir achtsam sind, lässt sich dieses Virus besiegen.
Weil dieses große Ziel über allem steht, ist jeglicher Impf-Neid übrigens fehl am Platz. Jeder und jede Geimpfte bringt uns dem Sieg über die Pandemie ein Stückchen näher. Wenn in einzelnen Fällen die tatsächliche Impf-Berechtigung angezweifelt wird, führt das zu nichts. Eine Herdenimmunität ist in der Abwägung das höhere Gut. Auf dem Weg dahin steht der Kreis Höxter mit seiner Impfquote von fast 28 Prozent gut da – und auf dem Spitzenplatz in OWL. Weiter so! Wenn wir jetzt alle (so schwer es auch langsam fällt) in den Kontaktbeschränkungen weiter Kurs halten, uns regelmäßig testen und schnellstmöglich impfen lassen, dann stimmt ein geflügeltes Merkel-Wort: „Wir schaffen das!“
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