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Künstlerin Angela Kaiser gestaltet Gewölbe im Koptischen Kloster

»Hier fehlte der Himmel«

Höxter-Brenkhausen (WB). Die Potsdamer Diplom-Designerin Angela Kaiser macht Karriere als »Himmelsmalerin«. Aus der Bekanntschaft mit der klosternahen Ägyptologin Daniela Rutica entstand ihr einmaliger Auftrag im Bischofsdomizil.

Roman Winkelhahn

Angela Kaiser rahmt den strahlend blauen Himmel des Deckengewölbes in der Klosterkapelle ein. Das Werk der Diplom-Designerin macht Bischof Damian glücklich. Foto: Roman Winkelhahn

In wässrigen Naturfarben wandeln Ikonen – Apostel, Heilige und Märtyrer – über die sandbraunen Wände der Klosterkapelle in Brenkhausen. Die Mutter Gottes im marineblauen Gewand thront über der Kulisse. Vom Klostergarten her wirft die Sonne ihr Licht in die Klosterhallen.

Dann zerfällt die himmlische Atmosphäre: Malerfolie auf dem roten Teppich, wacklige Gerüste, Leitern und der ganze Boden golden gesprenkelt – eine wirre Baustelle. Es ist der Arbeitsplatz einer Künstlerin, einer von denen, die in ihrer Arbeit versinken, darin aufblühen. Sie selbst spricht von »Meditation«.

»Das Werk dieser einzigartigen Frau macht mich sehr glücklich«

Angela Kaiser machte sich ihre Leidenschaft vor drei Jahren zur Berufung. »Kaiserhimmel« heißt ihr Unternehmen. Ganz unter dem Leitspruch »Wer seine Berufung zum Beruf macht, brauch nicht mehr arbeiten« lässt sie nichtssagende Raumdecken aussehen wie das Dach der Welt. Vorher war sie als kreativer Kopf internationaler Projekte im Musical- und Theaterbereich tätig.

Hausherr Bischof Anba Damian zu Kaisers Arbeit: »Das Werk dieser einzigartigen Frau macht mich sehr glücklich« Er stellt klar: »Wir leisten uns damit keinen Luxus. Der Himmel war eine spirituelle Notwendigkeit.«

Auch Angela Kaiser weiß: »Hier fehlte der Himmel.« Das fiel ihr bereits während ihres ersten Besuchs im Kloster auf, als sie die ikonografischen Wandgemälde ihrer Künstlerfreundin Daniela Rutica in den zukünftigen Ausstellungsräumen des Klosters betrachten wollte. Damals lernte sie auch den Bischof kennen. Fasziniert von Wissen und Ausstrahlung der Künstlerin war Damian sofort klar: Das Kloster bekommt einen »Kaiserhimmel«.

Arbeiten an 80 Quadratmeter großen Deckenfläche

Mitte Oktober begann die 43-Jährige mit den Arbeiten an der 80 Quadratmeter großen Deckenfläche. Innerhalb von zwei Wochen tauchte sie das Gewölbe in ein lebendiges Blau, geziert von feinen goldenen Sternen und leichten Wolken. Man habe sich gemeinsam auf dieses Motiv geeinigt, inspiriert vom Kleid der Mutter Gottes, deren Symbol schon in der damaligen Zeit der Himmel gewesen sei.

Vergangene Woche beendete Kaiser ihre Arbeit im Kloster. Es fehlten einige Attribute aus Gold an ihrem Werk - Kompositionsgold, also Messing und Lack, denn das koste nur einen Zehntel des Originals. Die Farben basieren alle auf natürlichen Rohstoffen, schließlich wolle Kaiser weder sich noch den Betrachter vergiften, erklärt sie.

»90 Prozent der Leute umarmen mich am Ende, aus Dankbarkeit«

Ihre Arbeitsweise könne man sich so vorstellen: Es ist Nacht, die junge Frau, ihr wallendes Haar hinter einem Stirnband versteckt, steht auf ihrem Malergerüst, die Farbtöpfe vor ihr, den Pinsel in der Hand. Aus dem Radio klingen koptische Choräle. Das Kloster schläft. »90 Prozent der Leute umarmen mich am Ende, aus Dankbarkeit«, erklärt Angela Kaiser. Die Freude darüber, dass sich an der eigenen Decke der Himmel aufzieht und dort goldene Sterne aufblitzen, sei für viele Menschen etwas unbeschreiblich Schönes.

Daniela Rutica spricht von einem »Himmelsrevival«, der Wiederbelebung einer alten Tradition: »Bereits im frühen christlichen Europa wurden Gebetsräume auf diese Weise verziert.« Rutica und ihrem Ehemann, dem renommierten Ägyptologen Prof. Dr. Rainer Hannig, ist die Vermittlung Angela Kaisers an das Koptische Kloster in Brenkhausen zu verdanken. Alle sind sich einig: »Ein Folgeauftrag ist sehr sicher!«

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