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Stellungnahme der Stadtelternpflegschaft

Höxter: Realschule oder Sekundarschule? Elternwille zählt am Ende

Höxter

Nach der Sitzung des Schulausschusses, in der sich die Leitungen aller fünf Grundschulen für das neue Zukunftsmodell „Kooperative Sekundarschule“ ausgesprochen hatten, reagiert nun die Stadtelterpflegschaft Höxter.  Sie vertritt acht Schulen. 

Bearbeitet von Harald Iding

Wie wird die neue Schullandschaft in Höxter in der Zukunft aussehen? Die Vertreter der  Stadtelternpflegschaft beziehen jetzt Stellung zu dem komplexen Thema. Foto: Harald Iding

Wie der erste Vorsitzende Markus Weißbrich dem WESTFALEN-BLATT sagte, sei die Stadtelternpflegschaft ein Gremium aus insgesamt 14 Elternvertretern und Elternvertreterinnen der acht Schulen im Stadtgebiet Höxter. Grundsätzlich seien es bis zu zwei Personen je Schule, aktuell haben zwei Schulen nur jeweils eine Person entsendet. Sie haben jetzt eine Stellungnahme zur aktuellen Standortdiskussion erarbeitet, „die geschlossen von allen 14 Elternvertretungen getragen wird“, so der Vorsitzende Weißbrich.

In der Stellungnahme heißt es: „Die Stadtelternpflegschaft beschäftigt sich seit nun mehr als einem Jahr mit der möglichen Entwicklung der weiterführenden Schulen in Höxter. Was in der aktuellen Diskussion leider etwas untergeht: Die Anmeldezahlen an den weiterführenden Schulen zeigen, dass die Zufriedenheit der Eltern mit dem Schulstandort Höxter selten so groß war wie aktuell.“

Das Problem sei nur, dass die Anmeldezahlen für die Sekundarschule nicht ausreichend sind – und es dafür keine einfache Lösung geben würde. Unter allen möglichen Handlungsoptionen hätten sich sehr schnell zwei Möglichkeiten herauskristallisiert, die im eigens eingerichteten „Arbeitskreis Schulen“ erörtert werden und zuletzt die Diskussionen zu dem Thema dominiert hätten: das Modell der „Realschule nach §132c“ und das Modell der „kooperativen Sekundarschule“.

Votum der Grundschulen kritisch zu hinterfragen

Weiter heißt es: „Beide Modelle sind geeignet, um die zukünftigen Herausforderungen zu meistern, sodass kein Kind in Höxter vergessen wird. Aber, beide Modelle bewirken eine Veränderung der bestehenden Schullandschaft, denn die Einführung eines dieser Modelle bedeutet zwangsläufig die auslaufende Schließung der jeweils anderen Schule. Während der letzten Schulausschusssitzung wurde seitens der Verwaltung ein sachlich korrekter und ausgewogener Zwischenbericht zu den Ergebnissen im Arbeitskreis Schulen vorgestellt. Zur großen Verwunderung vieler Teilnehmer des Arbeitskreises wurde dieser Zwischenbericht durch eine Erklärung der Grundschulleitungen ergänzt, die ein deutliches Votum für die Einführung einer kooperativen Sekundarschule abgegeben haben. Hierdurch wurde eine Einseitigkeit suggeriert, die dem aktuellen Diskussionsstand des Arbeitskreises nicht gerecht wird. Uns Eltern ist es ein Anliegen, dieses eindeutige Votum der Grundschulleitungen kritisch zu hinterfragen.“

Wahlverhalten der Eltern ist entscheidend

Die Vorteile der „kooperativen Sekundarschule“ in Bezug auf die bessere Schüler-Lehrer-Relation würden auf der Hand liegen und könnten von niemandem ernsthaft infrage gestellt werden. Aber: „Das Wahlverhalten der Eltern zeigt jedoch, dass dies allein kein ausschlaggebendes Kriterium ist. Auch aktuell wählt die deutliche Mehrheit der Eltern mit der Realschule das System mit der schlechteren Schüler-Lehrer-Relation. Hierbei sollten wir nicht übersehen, dass die Anmeldezahlen der Sekundarschule in den ersten Jahren nach ihrer Einführung sehr gut waren und stetig größer als die der Realschule. Dies lässt klar darauf schließen, dass die Eltern dieser Schulform zunächst unvoreingenommen gegenüberstanden. Erst mit fortschreitender Erprobung dieser Schulform (etwa ab dem 4. oder 5. Jahr nach der Einführung) sank die Akzeptanz aufseiten der Eltern deutlich.“

An dieser Stelle müsse dann auch die Frage erlaubt sein, so die Stadtelternpflegschaft Höxter, „warum es den Grundschulleitungen bei dieser vorgetragenen Überzeugung für das System der Sekundarschule in der Vergangenheit nicht gelungen ist, den Elternwillen entsprechend zu beeinflussen. Und eben dieser Frage schließt sich die Frage an, warum gerade jetzt das Votum der Grundschulleitungen für die Eltern zum Maßstab werden soll. Das Schulgesetz erwartet in der Entscheidungsfindung eine sorgfältige Abwägung der verschiedenen Argumente. Allerdings kennt das Schulgesetz in diesem Zusammenhang im Grunde nur ein Schwergewicht: den Elternwillen!“

Schulen der Nachbarstädte in erreichbarer Entfernung

Insbesondere die Begründung des Gerichtsurteils im vergangenen Verfahren ließe keinen Zweifel daran, dass der Elternwille das tragende Kriterium in der Entscheidungsfindung sein muss. Dies sei in Höxter umso wichtiger, da die Schulen der Nachbarstädte in erreichbarer Entfernung liegen. „Vor diesem Hintergrund reicht es unseres Erachtens nicht aus, allein die theoretischen Vorzüge einer Schulform im Rahmen einer Ausschusssitzung zu benennen. Es ist zwingend erforderlich, den Informationsprozess gegenüber den betroffenen Eltern wesentlich umfangreicher zu gestalten. Informationsveranstaltungen oder Elternbriefe wären unter anderem eine Möglichkeit. Bestenfalls sollte dieser Prozess mit einer Elternbefragung abgeschlossen werden.“

Sachlich abgewogene Entscheidung ist das Ziel

Sollte man sich jedoch entscheiden, auf alle diese Mittel zu verzichten, wäre als Erstes darzulegen, wie der Elternwille im Mittelpunkt der Entscheidung stehen kann, wenn mit der Einführung der kooperativen Sekundarschule die auslaufende Schließung der Realschule verbunden wäre, welche beim letzten Anmeldeverfahren einen Zulauf von 94 Kindern hatte. „Den Eltern wird in Diskussionen um Schulstandorte immer wieder eine erhöhte Emotionalität unterstellt. Diese Kritik ist uns vollkommen unverständlich, da wir nichts anderes wünschen als eine sachlich abgewogene Entscheidung, die dem Elternwillen entspricht und damit auch rechtssicher ist!“

Unterzeichner der Stellungnahme

Unterzeichnet haben die Stellungnahme der Stadtelternpflegschaft in Höxter folgende Personen: Markus Weißbrich und Uwe Hörnlein (stellvertretend für die Eltern des König-Wilhelm-Gymnasiums), Nicole Schroeder und Christoph Alves (stellvertretend für die Eltern der Sekundarschule), Kathrin Polzin und Steffen Scholz (stellvertretend für die Eltern der Hoffman-von-Fallersleben-Realschule), Miriam Kiel und Frauke Becker (stellvertretend für die Eltern der Grundschule Lüchtringen), Anja Weißferdt (stellvertretend für die Eltern der Grundschule Albaxen), Charlotte Tegethoff (stellvertretend für die Eltern der Petri-Grundschule), Olga Keller und Thorsten Stickel (stellvertretend für die Eltern der Grundschule am Nicolaitor) sowie Christiane Grote-Mehl und Silke Lenz (stellvertretend für die Eltern der Grundschule Ottbergen).

„Bildungsgang Hauptschule“ bleibt

Wie Höxters Schuldezernent Stefan Fellmann dem WB bestätigte, sei in der letzten Sitzung des Schulausschusses auch die Einschätzung der Bezirksregierung vorgestellt worden, nachdem bei Auslaufen der Sekundarschule und wenn man nichts weiter tun würde, es dann keinen Hauptschulbildungsgang mehr in Höxter geben würde. „Ja, das stimmt. Aber wir als Stadt werden an dem Hauptschulbildungsgang festhalten und ihn weiter anbieten. Ob er nun an der Realschule plus oder der kooperativen Sekundarschule ist – das bleibt abzuwarten.“

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