Dr. Dieter Schuler feiert heute 80. Geburtstag – Erinnerungskultur in Höxter geschaffen
Ideengeber des Pins-Forums
Höxter (WB/rob). Dr. Dieter Schuler feiert an diesem 23. Januar seinen 80. Geburtstag. Viele kennen ihn als Kinderarzt in Höxter mit Praxis im Adam-und-Eva-Haus und als einen der Motoren und Ideengeber des Forums Jacob Pins.
Dr. Dieter Schuler, Kriegsjahrgang 1940, stammt gebürtig aus Idar-Oberstein (Rheinland-Pfalz). 1974 zog er nach Höxter, um eine Kinderarztpraxis zu übernehmen. Mit seiner Ehefrau Helga hat er einen Sohn und eine Tochter. 35 Jahre praktizierte er. Viele Jahrgänge hat er aufwachsen sehen.
Der Arzt war maßgeblich an der Aussöhnung des jüdischen Künstlers Jacob Pins mit seiner deutschen Heimatstadt Höxter beteiligt. Auf seine Initiative hin ist die Jacob-Pins-Gesellschaft gegründet und 2008 das Jacob-Pins-Forum im stark restaurierungsbedürftigen Renaissance-Adelshof Heisterman von Ziehlberg eröffnet worden.
Ehrenamtlicher Kurator
Als ehrenamtlicher Kurator war er federführend für die inhaltliche Konzeption des Pins-Forums zuständig. Mit Freude sieht Schuler, dass das Pins-Forum aus dem kulturellen Leben in Höxter nicht mehr weg zu denken ist. Der Arzt unterstützt auch den Aufbau des angrenzenden Anja-Niedringhaus-Forums im Tilly-Haus.
Fritz Ostkämper, heute Vorsitzender der Jacob-Pins-Gesellschaft und Nachfolger von Dr. Schuler, sagt: „Es gab im Herbst 1988 zum ersten Mal in Höxter eine Ausstellung über die Juden in Höxter. Es war der Vorschlag Dieter Schulers, aber das Ganze war ein Gemeinschaftswerk, wie es überhaupt kennzeichnend ist, dass er oft die Ideen entwickelte, dass es aber immer auch Mitstreiter gab, die seine Ideen aufnahmen und umsetzten.“ Dr. Dieter Schulers Traum – seine Visionen sind Wirklichkeit geworden.
Bundesverdienstkreuz
Für die Aufarbeitung des Holocaust in Höxter, sein humanitäres sowie gesellschaftliches Engagement erhielt er im Januar 2016 beim Neujahrsempfang der Jacob-Pins-Gesellschaft das Bundesverdienstkreuz. „Ehrlich gesagt, macht mich das ein wenig verlegen. Es ist mir unwohl, im Mittelpunkt zu stehen“, betonte Schuler bei der Bundesverdienstkreuzverleihung im Pins-Forum.
Auch diese Zurückhaltung ist ein Teil seiner Persönlichkeit. Gerne verglich er sein Wirken mit dem Erfolg eines Fußballteams: „Der, der das Tor schießt, wird gefeiert.“ Die Arbeit der vielen anderen Spieler mache den Torschuss allerdings erst möglich. „Ich bin stolz und nehme diese Auszeichnung stellvertretend für die Jacob-Pins-Gesellschaft an.“ Die Menschen, die sich dafür engagierten, hielten das Pins-Forum lebendig.
Dr. Dieter Schuler
Dr. Schuler, der häufig in Israel weilte, sagte einmal zu seinem Ruhestand: „Wie hätte ich meinen Ruhestand wohl ohne Jacob Pins verbracht. Er hat mir einen reichen Lebensabschnitt beschert.“ An sein letztes Telefonat mit Pins vor dessen Tod 2005 erinnert er sich genau: „Ich sagte: ‚Sie werden bei uns weiterleben.‘ Und Pins antwortete: ‚Ich weiß.‘ Und das war auch ein Orden.“
Großes geschaffen
„Durch ihr Wirken haben Sie in Höxter Großes geschaffen“, erklärte Landrat Friedhelm Spieker bei der Verdienstkreuzverleihung treffend. Es sei viel Courage notwendig gewesen, um im Jahr 1988 anlässlich des 50. Jahrestages der Reichspogromnacht erstmals öffentlich an das Schicksal der Höxteraner Juden öffentlich zu erinnern – damals ein schwieriges Thema. Seinem humanistischen Antrieb und der Freundschaft zu Jacob Pins hätten die Bürger heute eine lebendige und überregional beispielhafte Erinnerungskultur zu verdanken.
Der Umbau des Heisterman-von Ziehlbergschen Adelshofs zum Forum Jacob Pins ist maßgeblich Dr. Dieter Schuler zu verdanken. Die Details sind interessant: Der in Israel lebende Höxteraner Jacob Pins, der auf Schulers Vorschlag Ehrenbürger von Höxter wurde, übergab seinen künstlerischen Nachlass der Stadt.
Ende 2002 initiierte Dieter Schuler mit einem kleinen Freundeskreis die Jacob Pins Gesellschaft, die mit 300 Mitgliedern einer der größeren Vereine in Höxter ist. Schuler machte den geradezu tollkühnen Vorschlag, im verfallenen Adelshof Heisterman-von-Ziehlberg ein Museum für die Werke von Pins und zur Erinnerung an die Höxteraner Juden einzurichten.
Bürger ins Boot geholt
Aber dass die Mittel zusammenkamen, das war vor allem das Verdienst von Dieter Schuler und seiner Überzeugungsarbeit. Ihm gelang es – auch durch eigenes Beispiel – die Skeptiker bei der Stange zu halten. Er nahm Kontakt auf zur NRW-Stiftung, zur Stiftung Denkmalschutz, zu den Banken und zum westfälischen Denkmalamt. Er brachte den damaligen Bauminister Vesper dazu, in die Ruine zu investieren. Vor allem gelang es Dr. Schuler aber, auch die Höxteraner Bürger mit ins Boot zu holen, die durch Spenden ihren Anteil beitrugen, so dass nach der 2005 begonnenen Restaurierung im April 2008 hier das Forum Jacob Pins eingeweiht werden konnte.
Lebenswertes Höxter
Schuler engagierte sich auch in der Arbeitsgemeinschaft „Lebenswertes Höxter“ sowie in der Organisation „Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs“, die 1985 den Friedensnobelpreis erhielt. Auf seine Initiative hin trägt das Kriegerdenkmal neben dem Stadthaus in Höxter seit 1985 die Schrifttafel „Nie wieder Krieg“. Auch diese Idee wurde damals in Zeiten des Kalten Krieges und der gesellschaftlich hoch umstrittenen Friedensbewegung öffentlich kontrovers debattiert.
Dr. Schuler feiert im privaten Kreis mit Familie und Freunden seinen 80. Geburtstag. Die Pins-Gesellschaft will ihrem Gründer natürlich gratulieren.
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