Sandra Gallinger (17) aus Beverungen starb 2013 unter ungeklärten Umständen
Mutter hofft auf Hinweise bei »Aktenzeichen XY ungelöst«
Höxter (WB). Sechs Jahre nach dem ungeklärten Tod einer Jugendlichen aus Beverungen haben Ermittler die Akte wieder geöffnet. Am kommenden Mittwoch zeigt das ZDF den Fall ab 20.15 Uhr in der Fahndungssendung »Aktenzeichen XY ungelöst«.
Malgorzata Gallinger (47), die Mutter des Mädchens, sagte am Freitag: »Nichts kann uns unsere Sandra zurückbringen. Aber wir möchten endlich Gewissheit haben, was ihr passiert ist.« Oberstaatsanwalt Ralf Meyer: »So ein ungeklärtes Schicksal ist für die Hinterbliebenen eine große Belastung. Aber natürlich wollen auch wir Klarheit haben.«
Am 16. Juni 2013, einem Sonntag, wurde Sandra Gallinger gegen 2.15 Uhr lebensgefährlich verletzt auf der B 64 in Höxter gefunden – direkt unter einer Fußgängerbrücke. Sie wurde im Krankenhaus Höxter erstversorgt und dann in die Uniklinik Göttingen verlegt, wo sie starb.
Zunächst ging die Polizei davon aus, dass die 17-Jährige gesprungen sei, aber das glaubten ihre Angehörigen nicht. Und auch die Ermittler fanden für diese These keinen Beleg. Sandras Mutter: »Sandra hatte keinen Grund für einen Freitod. Sie hatte einen Ausbildungsplatz als Hotelfachfrau gefunden und eine erste eigene Wohnung in Höxter.«
Was also geschah in jener Nacht? Sandra kam von einer Party und wurde von Zeugen gegen 1.30 Uhr etwa 400 Meter von der Fußgängerbrücke entfernt gesehen. Dann verliert sich ihre Spur.
Die Kripo fand damals keine weiteren Zeugen und auch keinen Anhaltspunkt für ein Verbrechen. Deshalb wurde die Akte geschlossen – bis die Polizei etwa ein Jahr nach Sandras Tod erfuhr, dass sich Menschen aus dem persönlichen Umfeld der 17-Jährigen kurz vor der vermuteten Tatzeit in unmittelbarer Nähe der Brücke aufgehalten hatten. Warum hatten sich diese Personen nach Sandras Tod nicht bei der Polizei gemeldet? Und wo sind Sandras Schuhe? Sie wurden weder auf der Brücke noch bei dem Opfer gefunden.
Streit zwischen Jugendlichen vermutet
Die Ermittler gehen heute von einem Verbrechen aus, das die Mordkommission »Brücke« zu klären versucht. Eine These ist, dass es auf der Brücke zu einem Streit kam und die Jugendliche über das Geländer gestoßen wurde – das wäre möglicherweise kein Mord, sondern Totschlag gewesen.
2014 wurde ein junger Mann ermittelt, der zur Tatzeit in der Nähe gewesen sein soll und bei dem die Handtasche der Toten gefunden worden sein soll. Doch er musste mangels Beweisen laufengelassen werden. Damals wurde die Akte erneut geschlossen.
Der Entschluss, den Fall noch einmal aufzurollen, habe man schon vor Monaten zusammen mit der Kripo Bielefeld gefasst, sagte Oberstaatsanwalt Meyer. »Aber dann kam der Missbrauchsfall Lügde dazwischen, und die Polizisten wurden anderweitig gebraucht.« Nun ist die Hauptarbeit im Fall Lügde erledigt, und die Polizei hat wieder mehr Luft.
5000 Euro Belohnung für hilfreiche Hinweise
Hauptkommissar Markus Mertens, der Leiter der Mordkommission »Brücke«, wird am Mittwochabend im Studio von »Aktenzeichen XY ungelöst« sein, wo die Ereignisse vom 15. und 16. Juni 2013 als Filmfall gezeigt werden.
Zum einen hofft die Polizei auf Menschen, denen vielleicht erst durch die Sendung bewusst wird, dass sie damals etwas Verdächtiges gesehen haben. Zum anderen hofft sie, dass sich mögliche Mitwisser melden, die ihr Gewissen erleichtern wollen und den Hinterbliebenen Klarheit verschaffen möchten. Aber auch Menschen, die nicht dabei waren, aber denen etwas über die Geschehnisse erzählt wurde, werden dringend gebeten, sich zu melden. Sandras Mutter: »Bitte versetzen Sie sich in unsere Lage und rufen Sie an!«
5000 Euro Belohnung gibt es für einen Hinweis, der zur Verurteilung des Täter führt. Zeugen können sich jederzeit unter der Nummer 0521/5450 melden.
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