Sportzentrum 7: Auch im Winter ist im Freibad für das Bäderteam immer etwas zu tun
Nur auf den ersten Blick herrscht hier Ruhe
Höxter
Es hat gerade die ersten Schneeflocken gegeben, als Volker Riedl das Tor zum Höxteraner Freibad aufschließt. „Da haben Sie ja das richtige Wetter mitgebracht“, begrüßt er den Besucher. Eigentlich steht das Freibad ja ausschließlich im Sommer im Mittelpunkt des Interesses. Das WESTFALEN-BLATT möchte aber im siebten Teil seiner Adventskalender-Serie hinter die Kulissen des frisch sanierten Bades mit der Adresse Sportzentrum 7 schauen.
Auf den ersten Blick ist es vor allem eines: ruhig. Auf der Liegewiese fällt aber ein geöffneter Schachtdeckel aus Edelstahl ins Auge. Er ist der Beweis dafür, dass auch im Winter im Sommerbad gearbeitet wird. Gute zehn Leitersprossen führen in einen Keller hinab. Unten sind Doris Schröder und Azubi Jonas Jacke (22) mit Reinigungsarbeiten beschäftigt. Hier sammelt sich das Wasser aus den Überlaufrinnen, wird über Leitungen ins Filterhaus und dann wieder ins Becken gepumpt. „Wir haben nach der Saison erst einmal unseren Jahresurlaub genommen und kommen deswegen erst jetzt dazu hier sauber zu machen“, berichtet Riedl. Wegen des Arbeitsschutzes dürfen seine Kollegen nur zu zweit in den Keller.
25 Grad warmes Wasser
Eigentlich sollte es die erste durchgängige Freibadsaison in Höxter werden. Im vergangenen Jahr war es zu Verzögerungen bei der Sanierung gekommen, darum gab es nur eine sehr kurze Saison ab Mitte August. Auch 2020 war alles anders als geplant. Das große Eröffnungsfest fiel wie so vieles der Coronapandemie zum Opfer. „Wir hatten in eingeschränktem Rahmen geöffnet“, blickt Riedl zurück. Alle Spaßbereiche waren geschlossen. Darum kann er auch gar nicht so genau sagen, was den Höxteranern an ihrem neuen Freibad am besten gefallen hat. „Die meisten loben, dass es jetzt viel wärmer ist als früher“, berichtet Riedl. Gute 25 Grad habe das Wasser jetzt, im alten Bad seien es zwischen 20 und 22 gewesen. Für die Wärme sorgt auch ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW). Das hat seinen Platz in einer ehemaligen Garage gefunden. Es ist mobil auf einem Autoanhänger und kann auch an andere Einsatzorte gefahren werden. Und der ist in Höxter in der Nähe der Realschule. Hier soll das BHKW mit eine Leistung von 70 Kilowatt wahrscheinlich ab Februar dafür sorgen, dass auch das Wasser im neuen Hallenbad schön warm wird.
Ein bisschen stolz ist Volker Riedl schon, dass er als Bäderchef künftig ein nigelnagelneues Hallenbad und ein saniertes Freibad unter seinen Fittichen hat. Damit hat auch eine lange „Leidenszeit“ ein Ende. Vor mehr als zehn Jahren musste das Hallenbad an der Luisenstraßen wegen Baumängeln schließen. Es ist zwischenzeitlich abgerissen worden. An seiner Stelle steht mittlerweile die Rettungswache. Nach der Sommersaison 2015 kam dann auch das Aus für das marode Freibad. Die Politik konnte sich lange nicht einigen, wohin sich Höxter in der Bäderfrage bewegen sollte. Riedel war darum in den vergangenen Jahren ein Schwimmmeister ohne Schwimmbad. Eine Saison war er an die Stadt Salzkotten ausgeliehen, ansonsten arbeitete er auf dem Bauhof der Stadt Höxter mit oder kontrollierte Elektrogeräte in der Stadtverwaltung. In Nachbarbäder zum Schwimmen gegangen ist er in dieser Zeit nicht gern: „Man ist ja überall auf das Bäderproblem in Höxter angesprochen worden“, berichtet der 57-Jährige.
Kalk-Fauxpas soll nicht noch einmal passieren
Auf dem Weg ins Filterhaus, geht es vorbei am 2000 Kubikmeter Wasser fassenden Hauptbecken. Hier gab es im vergangenen Sommer einen Fauxpas, weil sich sehr viel Kalk auf dem Edelstahl abgelagert hatte. „Das passiert uns nicht noch einmal“, ist sich Riedl sicher. Dieses Mal sei dem Wasser ein entsprechendes Mittel zugesetzt worden. Während das Wasser im Betonbecken früher immer mit einer Auftauleitung immer ein bisschen in Bewegung gehalten wurde, damit es nicht zu Frostschäden kommt, ist das beim neuen aus Edelstahl nicht mehr nötig. Die Bademeister haben nur etwas Wasser herausgelassen. Die Gitter der Überlaufrinne sind eingelagert. „Damit wir sie nächstes Jahr wieder passend auslegen können, haben wir sie nummeriert“, berichtet Riedl. Mit speziellem Frostschutz winterfest gemacht worden sind auch die Toiletten. Um Frostschäden zu verhindern, wurde das Wasser aus Spülkästen und Leitungen abgelassen. Auch die Spezialfilter aus Amerika hat das Bäderteam gereinigt. „Ein bisschen ist auch noch zu tun“, sagt Riedl. Der sich aber vor allem darauf freut, bald im Hallenbad für die Schwimmer da zu sein. „Mein Beruf ist sehr abwechslungsreich“, sagt er. Fachangestellte für Bäderbetriebe, so heißen die Schwimmmeister heute, müssten was von Chemie, Technik und Menschen verstehen. Trotzdem lassen vordergründig unattraktive Arbeitszeiten das Interesse am Beruf zurückgehen. In diesem Jahr hat die Stadt keinen Azubi gefunden.
Alles in allem seien die Arbeitsbedingungen bei zwei neuen Bädern gut, stellt der Experte fest. Der gebürtige Bremer arbeitet seit 1987 in Höxter. Er hofft, dass sich wieder junge Leute finden, die sich für seinen Beruf begeistern. Ein Besuch in den Bädern lohnt sich also auch vor diesem Hintergrund auf jeden Fall.
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