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Finanzierung der Jugendarbeit

Pfadfinder sammeln 809 Tannenbäume

Höxter (WB). Mit acht Fahrzeugen sind sie unterwegs, jeder Hänger lädt bis zu 20 oder 25 Bäume. „Bis wir heute fertig sind, werden sicher acht Stunden vergangen sein“, schätzt Roman Rennerich. Für den Vorsitzenden des Pfadfinderstamms St. Ansgar Höxter ist dann aber noch lange nicht Feierabend. „Ich sammle heute Abend noch die nicht abgeholten oder zu spät an die Straße gestellten Bäume ein.“

Ralf Brakemeier

Ricarda Kohl und Roman Rennerich sammeln Weihnachtsbäume in Höxter ein. Insgesamt mehr als 40 Helfer der Pfadfinder aus Höxter waren am Samstag in der Kernstadt unterwegs. Dabei haben sie 809 ausgediente Weihnachtsbäume gesammelt, die an Ostersonntag verbrannt werden. Foto: Ralf Brakemeier

Pfadfinderstamm seit 1982

Seit 1982 gibt es den Pfadfinderstamm in Höxter. Schon bald danach begannen die jungen Leute, Weihnachtsbäume einzusammeln und sich so Geld für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu verdienen. Für drei Euro können die Höxteraner ihre Tannen und Fichten abholen lassen. In diesem Jahr waren es zum ersten Mal mehr als 800 Anmeldungen – macht stolze 2400 Euro in der Pfadfinder Kasse. „Die

Weihnachtsbaum-Aktion und das Osterfeuer sind unsere wichtigsten Einnahmequellen“, weiß die Pfadfinderin Ricarda Kohl. Die 23-jährige Krankenschwester sitzt gemeinsam mit Rennerich und dem 17-jährigen Roland Ising im Fahrzeug. Alle paar Meter heißt es „aussteigen und Bäume einsammeln“. Wenn der Hänger voll ist, wird die Ladung gesichert, und dann geht es über die Weserbrücke zum Ablageplatz an der Weser. Hier ist der Pfadfindergarten in dem sich bereits das abgeholte Weihnachtsgehölz stapelt. Am Ostersonntag wird der riesige Berg dann, nach einer gemeinsamen Andacht in der Nikolaikirche, entzündet. „Dann kommen bis zu 1000 Besucher, um sich das Spektakel bei Grillwürstchen und Getränken anzuschauen“, berichtet Roman Rennerich.

Bäume sind fürs Osterfeuer

Fünf Pfadfinderstämme gibt es im Bezirk, Höxter ist mit gut 100 Mitgliedern der größte. Kinder ab sieben Jahren aber auch junge Erwachsene pflegen hier Gemeinschaft, erleben die Natur, sind Teil der weltweiten Pfadfinderschaft, die mehr als 40 Millionen junge Menschen vereint. „Das Geld, das wir beim Bäume sammeln und beim Osterfeuer einnehmen, wird vor allem zur Mitfinanzierung unserer Fahrten genutzt. In diesem Jahr aber auch zur Renovierung unserer Gartenhütte“, erklärt Roman Rennerich. Der 23-Jährige gehört seit drei Jahren dem Leiterteam an. Als weitere Gruppen gibt es, nach dem Alter gestaffelt, „Wölflinge“, „Jungpfadfinder“, „Pfadfinder“ und „Rover“, die sich wöchentlich bei Gruppenabenden treffen, Waffeln backen, Spiele spielen oder gemeinsame Aktionen planen.

Smartphone ist nicht angesagt

Bei den unterschiedlichen Fahrten und Zeltlagern der Pfadfinder – manche erstrecken sich nur über ein verlängertes Wochenende, im Sommer geht es auch mal für mehrere Wochen nach Schweden (der Klassiker), Italien, Frankreich oder Irland – werden lange Wanderungen veranstaltet, beschäftigen sich die Teilnehmer mit dem Lesen von Karten, mit Geo-Cashing, Basteln oder Knoten. „Am Abend wird dann am Lagerfeuer Stockbrot gebraten“, berichtet Roland Ising, „und später wickeln wir Süßkartoffeln in Alufolie und legen sie in die Glut“, ergänzt Ricarda Kohl. Doch auch bei den Pfadfindern hat die moderne Zeit Einzug gehalten. „Beim traditionellen Singen am Lagerfeuer gibt es immer öfter mal eine Bluetooth-Box statt der klassischen Gitarre“, sagt Roman Rennerich. Dennoch ist das ständige Brüten über dem Smartphone bei den Pfadfindertreffen verpönt.

Eigener Garten mit Gemüse

Nach viereinhalb Stunden kommen die fleißigen Helfer im Pfadfindergarten zum Mittagessen zusammen. Es gibt Gulaschsuppe. Der Weihnachtsbaum-Haufen ist bereits immens, dabei ist erst gut die Hälfte der Tannen eingesammelt. „Früher haben wir die Bäume in Corvey gelagert und mussten sie dann für das Osterfeuer alle noch einmal transportieren“, erinnert sich Rennerich. Seit ein paar Jahren haben die Padfinder ihren Garten am Weserufer, nur wenige Meter vom Platz des Osterfeuers entfernt. „Hier pflanzen wir Radieschen und Möhren, Zwiebeln und Knoblauch“, schwärmt Ricarda Kohl von dem idyllischen Rückzugsort. Nur Ostersonntag-Abend platzt das Areal aus allen Nähten. „Bis auf die Weserbrücke und an beiden Ufern stehen die Leute, um sich das große Feuer anzuschauen“, sagt Roman Rennerich. Gut acht Stunden ist er mit seinen fleißigen Helfern an diesem Tag unterwegs, das Osterfeuer 2020 wird besonders beeindruckend werden.

Baum aus der Schafwiese

Er selbst trägt allerdings nicht mit einer Tanne zum Gelingen bei. „Wir haben gar keinen Weihnachtsbaum“, verrät Rennerich lächelnd. „Und ich auch nicht“, schließt sich Ricarda Kohl an. „Als Krankenschwester mit Feiertagsdienst lohnt sich das nicht.“ Nur Roland rettet die Ehre des Sammelteams: „Wir holen unseren Baum jedes Jahr selbst – aus der Schafwiese von meinem Opa.“

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