Störche Antje und Ovo setzen sich in Ovenhausen in ein neues Nest
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Spektakulärer Wohnungsneubau nach Abriss des Schornsteins wegen Tornado
Störche Antje und Ovo setzen sich in Ovenhausen in ein neues Nest
Höxter-Ovenhausen
Das Storchenpaar Antje und Ovo kann sich in Ovenhausen ins gemachte Nest setzen. Das Zuhause für Meister Adebar und seine Partnerin steht an alter Stelle, ist aber ein Neubau. Pünktlich zur Rückkehr der gefiederten Bewohner ist dieser bezugsfertig.
Über den Dächern der Firma Maderas Holztechnik kann sich ein Storchenpaar wieder ins gemachte Nest setzen und eine Familie gründen. Nach dem notwendigen Abriss des alten Horstes ist mit vereinten Kräften eine neue Nisthilfe entstanden. Im Bild Storchenfreund Hubert Drüke. Foto: Ralf Lüke
Das Storchennest ruhte auf einem stillgelegten Schornstein der Firma Maderas Holztechnik und war zur Freude der Menschen in Ovenhausen und Umgebung in den zurückliegenden Jahren immer bewohnt. Als Folge des Tornados war der Schornstein aber beschädigt und musste abgetragen werden. Damit verschwand nach jahrelanger erfolgreicher Brut leider auch das „Wohnzimmer“ der Störche. Mithilfe eines gut funktionierenden Netzwerks naturverbundener und sozial eingestellter Ovenhäuser, überwiegend Mitglieder des „Freundeskreises Grubestörche“, konnte jetzt eine neue „Wohnung“ errichtet werden.
Diese steht nun wieder auf dem Gelände der Firma Maderas. Denn die beiden Geschäftsführer Ralf Lüke und Andreas Jung hatten ganz klar signalisiert, dass der Unternehmenssitz auch künftig ein Zuhause für die Störche sein solle. „Gut, dass es jetzt rechtzeitig fertig ist“, sagt Ralf Lüke. Er hat den spektakulären „Wohnungsbau“ im Bild festgehalten.
Wohnungsbau: Störche haben neues Nest in Ovenhausen
Das ambitionierte Vorhaben musste aber zunächst akribisch vorbereitet werden. Nachdem der Schornstein samt Nest aufgrund einer gutachterlichen Festlegung endgültig abgerissen werden musste, trafen sich die Storchenfreunde zu einer ersten „Krisensitzung“ vor Ort. Zunächst wurden drei alternative Lösungsansätze diskutiert.
Hallendach durchbohrt
Am meisten Zuspruch fand der Plan, inmitten des Flachdachs, ganz in der Nähe des Standorts des alten Schornsteins, einen Unterbau für die Nisthilfe zu errichten. „Diese Lösung war technisch anspruchsvoll. Immerhin mussten dafür eine Boden-Fixierung im Beton in der Halle und die „Durchbohrung“ des Flachdachs mit solider Befestigung des 'tragenden Unterbaus' bedacht werden“, berichtet der Sprecher des „Freundeskreises Grubestörche“, Dr. Norbert Tenkhoff.
Schon der Abtransport des Lärchenstamms für das Storchennest in Ovenhausen aus dem Wald war spektakulär.Foto: Ralf Lüke
Die technisch und statisch kundigen Storchenfreunde Andreas Robrecht, Hubert Drüke und Eduard Drenkelfuß konnten alle Anwesenden überzeugen und auch die Hausherren und „Vermieter“ Ralf Lüke und Andreas Jung waren mit dem Lösungsvorschlag einverstanden. Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Höxter, vertreten durch Antje Kayser, wurde gleich zu Beginn über den Verlust des Storchennestes und die Planungen für eine Ersatzlösung informiert und eingebunden.
Baugenehmigung war erforderlich
Nunmehr stand fest, dass für die favorisierte Lösung ein Baum mit einer Länge von zunächst etwa 20 Metern Höhe benötigt wurde. Für die endgültige Auswahl waren aber statische Vorgaben und die Einreichung einer Baugenehmigung erforderlich. Die statischen Berechnungen wurden von Günther Winkelhahn vorgenommen. Diese flossen wiederum in die Baugenehmigung ein, um die sich Andreas Robrecht und Ralf Lüke kümmerten.
An Ort und Stelle angekommen, musste der Stamm für das Storchennest in Ovenhausen geschält werden.Foto: Ralf Lüke
Aufgrund der in den Dokumenten festgelegten Daten und Maße wählten einige Storchenfreunde in den Wäldern rings um Ovenhausen einen geeigneten Lärchenstamm aus. Sie fanden schließlich eine gut gewachsene prächtige Lärche mit zirka 30 Metern Länge, rank und schlank und mit einem unteren Stammdurchmesser von etwa 70 Zentimetern.
Storchenfreunde mussten Stamm schälen
Elmar Maßmann vom Forstbetrieb Wöstefeld kümmerte sich im Januar um die Baumfällung und den Transport bis zur Hauptstraße. Andreas Robrecht übernahm mit einem entsprechenden „Gerät“ den Weitertransport bis zur Lagerung vor Ort. Dort war für einige Storchenfreunde über mehrere Tage „Knochenarbeit“ gefordert: Der Natur-Lärchenstamm musste komplett geschält und auf seine endgültige Länge von 16,50 Metern angepasst werden.
Das ist Präzisionsarbeit: In der Halle musste eine Konstruktion vorbereitet werden. Dann galt es, den Stamm passgenau zu platzieren .Foto: Ralf Lüke
Zwischenzeitlich kam von den „Nestexperten“ die eindeutige Beurteilung, dass sowohl der Metallunterbau als auch das Nest an sich durch die aggressiven Hinterlassenschaften der bisherigen Nestbewohner Korrosions- und Abnutzungsschäden aufwiesen. Zudem passten die Umfangsmaße des Schornsteins nicht mit den Maßen der Lärche überein. Folglich musste ein neuer metallischer, „veredelter“ Unterbau von den Fachleuten Hubert Drüke und Eduard Drenkelfuß erstellt werden. Um die Neugestaltung der naturnahen Nisthilfe aus Hartriegel-Geflecht und Birkenreisig kümmerte sich Elmar Pollmann.
Lärchenstamm fürs Nest wiegt 2,2 Tonnen
Ende Januar waren nach vielen Arbeitsstunden alle Vorbereitungen abgeschlossen. Anfang Februar war es dann soweit. Morgens um 9 Uhr stand alles bereit: Andreas Robrecht mit Mitarbeitern, die zwei Kräne mit verschiedenen Funktionen bedienten; Ralf Lüke mit Mitarbeitern, die den Standort in der Halle vorbereiteten, und die Spezialisten der Grubestörche, Hubert Drüke und Eduard Drenkelfuß, die für das Anbringen der Metallkonstruktion zur Befestigung des Lärchenstammes verantwortlich waren.
Voilà: Das neue Nest ist fertig. Die Menschen in Ovenhausen erfreuen sich seit Jahren an dem Storchennest und seinen Bewohnern.Foto: Ralf Lüke
Um 12 Uhr konnte schließlich der 2,2 Tonnen schwere Lärchenstamm inklusive Nest mit dem Kran angehoben und über das Hallendach zur dafür vorgesehenen Dachöffnung befördert werden. Vorsichtig und millimetergenau wurde der Stamm nun durch die Öffnung in die Halle abgesenkt und dort an der vorbereiteten Konstruktion befestigt.
Nest hoch oben mit Heu ausgepolstert
Nachdem der Stamm an seiner endgültigen Position sicher montiert war, beförderte der zweite Kran Hubert Drüke in die Luft, um das Nest mit Heu auszupolstern und bezugsfertig zu machen. Um 13.30 Uhr konnte schließlich auf das erfolgreiche Gelingen angestoßen werden.
Nun wartet der „Freundeskreis Grubestörche“ gespannt auf die Rückkehr der Störche aus dem Winterquartier und hofft, dass das neue „Wohnzimmer“ von Ovo und Antje angenommen wird.
Geschafft: Nach getaner Arbeit freuen sich die Helfer jetzt schon auf die Ankunft der Störche. Sie hoffen, dass diese das neue Nest akzeptieren.Foto: Ralf Lüke