Höxter: Junge Familie verliert Hab und Gut bei Wohnungsbrand im Frühjahr – enorme Unterstützung erleichtert Neubeginn
„Viele haben uns neue Hoffnung geschenkt“
Höxter
Feuer, Angst, Rettung und große Traurigkeit – das Frühjahr des neuen Jahres hatte sich die junge Familie aus Höxter ganz anders vorgestellt. Luisa Arena, Marcel Fischer und ihr „Sonnenschein“, der damals zweijährige Enrico, können sich am frühen Abend des 27. März gerade noch rechtzeitig aus der brennenden Wohnung in der Schlesischen Straße retten. Ihnen bleibt nur das, was sie am Leibe tragen.
Etwa 60 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr sind im Einsatz, um in der Kernstadt beim Brand in dem Mehrfamilienhaus das Übergreifen der Flammen auf andere Wohnungen und Häuser zu verhindern. Es gelingt ihnen in Teamarbeit.
Für die betroffene Familie ist es wie ein Albtraum. „Von der einen zur anderen Minute haben wir alles verloren. Nicht einmal die Familienbilder und die wichtigsten Unterlagen sind uns geblieben. Das Feuer und die starke Rauchentwicklung haben alles zerstört. Es ging so schnell“, so die 28-jährige Luisa Arena im April bei einem Treffen mit dieser Zeitung. Wie geht es den jungen Eltern und ihrem Sohn eigentlich heute, zum Endes des Corona-Jahres?
Das WESTFALEN-BLATT hat die drei Höxteraner noch einmal getroffen und mit ihnen über die vergangenen Monate und ihre weitere Zukunft gesprochen.
Enrico, jetzt stolze drei Jahre alt, hält einen kleinen Kinder-Fotoapparat in der Hand und macht fleißig Aufnahmen von dem Zeitungsreporter und den anderen Gästen, die eine Überraschung bereit halten.
Enrico lacht viel und ist quietschvergnügt. Auch seine Eltern, Marcel Fischer (33) und Luisa Arena, freuen sich mit ihm, können nach den vielen Strapazen wieder lachen und nach vorn blicken. Die Welt sieht jetzt bunter, fröhlicher und optimistischer aus als an jenem bitteren Tag, als das Feuer für einen hohen Gebäudeschaden (eine erste Schätzung ging von rund 250.000 Euro aus) sorgte und das Leben der Familie komplett durcheinander wirbelte.
Rückkehr in Wohnung
Es gibt eine weitere positive Nachricht zum Ende des Jahres 2020: Die drei können inzwischen wieder in ihrer alten Wohnung leben, die umfassend saniert und zum Teil neu gestaltet worden ist. „Wir haben jetzt auch eine überdachte Terrasse. Unsere Vermieterin ist ebenfalls glücklich, dass wir wieder da sind. Denn vor dem Brand wohnten wir gerade einmal acht Monate hier. Uns gefiel die Wohnung gleich auf Anhieb und auch die Wohngegend.“ Das Paar hatte zuvor eineinhalb Jahre nach dieser perfekten Wohnung gesucht.
Den Schaden am Gebäude habe die Versicherung der Vermieterin getragen. Aber ihren eigenen Schaden, darum ringen sie derzeit noch mit ihrer Versicherung. Im Januar ist ein Gerichtstermin (der dritte) geplant. Den ganzen Hausrat hat die Familie im März verloren: Möbelstücke, Elektrogeräte wie Fernseher und Radio, Kleidungsstücke für den Sohn und die Eltern und vieles mehr. Alles verbrannte und landete in der Entsorgung.
„Nichts war mehr irgendwie zu nutzen. Auch die Daten im Computer sind für immer weg. Aber wir haben uns alle ohne Verletzungen retten können, nur das zählt doch am Ende. Die folgenden Monate kamen wir bei unseren Familien unter. Sie waren eine große Stütze“, so Marcel Fischer, der wie seine Lebenspartnerin alle Ausweise und Papiere, die jeder für den Alltag benötigt, wieder neu beantragen und besorgen musste.
Viel Unterstützung
Der gelernte Trockenbauer, der zuletzt als Maurer gearbeitet hat und gerade dabei ist, sich einen neuen Arbeitsplatz nach der Winterzeit zu suchen, und die gelernte Kosmetikerin, die aktuell eine feste Anstellung in einem Pflegedienst hat – sie bewältigen alle Herausforderungen.
„Was uns in der schweren Zeit unwahrscheinlich viel bedeutet hat, war die tolle Unterstützung von Uwe Hütte aus Höxter während der vergangenen Monate. Er hat immer wieder nachgefragt und Hilfe angeboten“, lobt Arena ihren ganz persönlichen „Helden“. Unterbrandmeister Uwe Hütte (er ist Mitglied des Löschzuges Höxter) hatte gleich nach dem Brand eine Hilfsaktion gestartet – und sammelte mit weiteren Helfern Sachspenden von Menschen in der ganzen Region, die die in Not geratene Familie unterstützen wollten.
Geldspende
Auch Geldspenden gab es immer wieder – wie jetzt zum Jahresende von den Eheleuten Torsten und Melanie Reitmeier. Sie führen seit Januar 2020 das Restaurant „Zum Schnitzelkönig Höxter“ in der Kernstadt und haben der Familie 500 Euro übergeben. „Sie haben auf einen Schlag alles verloren. Da muss man doch helfen“, sagt Reitmeier.
Die große Welle der Hilfsbereitschaft habe dem Paar und Kind von Anfang an Mut und neue Hoffnung gegeben, stellen sie rückblickend fest. „Es gab viele schöne Gesten, die uns berührt haben. So brachten Leute Spielzeug für Enrico, die wir gar nicht kannten.“
Und sie denken an die neunköpfige Familie, die kürzlich in Beverungen auch durch einen Brand alles verloren hat. Arena: „Ich möchte ihnen gerne sagen, dass es wieder aufwärts geht und es ein Licht am Ende des Tunnels gibt. Wir danken allen Menschen für die Hilfe!“
Startseite