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Kein Streichelzoo von Santa Claus: Axel Winter gründet im Solling neue Wildnisfarm für Skandinavienfans

Zehn Rentiere im Schneegestöber

Höxter/Silberborn

Die Schneewanderer und besonder die Kinder sind begeistert. Es gibt jetzt Rentiere im Solling! Nach einigen Husky-Schlittenhunden hat Axel Winter zehn Rentiere nach Silberborn geholt. Die Wiese am Kletterpark ist aber nicht der „Streichelzoo für die Rentiere von Santa Claus“, sondern Winter baut eine Wildnisfarm für Tier-, Natur- und Outdoorfans auf. Ein bisschen Skandinavien im Weserbergland.

Michael Robrecht

Winterstimmung im Solling auf der Wiese an der Jugendherberge Silberborn: Axel Winter (37) mit seinen zehn Rentieren. Er möchte den Menschen im Weserbergland und darüber hinaus in seiner Wildnisschule das Leben in der Natur näher bringen. Foto: Solling-Vogler-Region

Klein-Schweden präsentiert sich am alten Sportplatz zwischen Kletterpark und Jugendherberge Silberborn. „Da sind ja prächtige Hirsche“, staunt ein Spaziergänger am Zaun und zeigt auf die anmutigen Tiere mit den großen Geweihen. Hirsch? Axel Winter lacht, er kann die Verwechslung aber durchaus nachvollziehen. Schließlich sind seine Neuankömmlinge nicht nur einmalig in Silberborn, sondern auch in ganz Deutschland eine Seltenheit. Weniger als 150 Rentiere werden bundesweit überhaupt gehalten, zehn von ihnen gibt der 37-Jährige im Hochsolling ein neues Zuhause – und Touristen damit einen Grund mehr dem Weserbergland (Solling-Vogler-Region) einen Besuch abzustatten.

Mit dem Umzug der Rentiere von Springe bei Hannover nach Silberborn ist Axel Winter seinem Traum einen großen Schritt nähergekommen: Hier, zwischen Jugendherberge und TreeRock Abenteuerpark, ist eine neue, bisher noch unbekannte Wildnisfarm entstanden, die außergewöhnliche Erlebnisse in der Natur möglich macht und den Norden so direkt vor die Haustür bringt. „Es ist Skandinavien für kurze Zeit“, beschreibt Winter das Konzept, das im Raum NRW/Niedersachsen einmalig ist. An einem Standort kommen Huskys und Rentiere zusammen und nehmen Besucher mit auf eine faszinierende Entdeckungsreise. „Wir freuen uns, dass in der Solling-Region so ein besonderes Angebot entstanden ist und sind gespannt, was die Farm für die Zukunft bereithält und an Programm anbietet, sagt SVR-Geschäftsführerin Irina Hartig.

Vor zehn Jahren ist der Trekkingguide und Erlebnisführer in Alaska auf den Hund gekommen, hat dort auf einer Huskyfarm 54 Tiere für Schlittentouren antrainiert. Seine Leidenschaft für Rentiere entdeckte er in Schweden und Norwegen. „Ich will auch anderen Menschen ermöglichen, solche besonderen Erfahrungen mit diesen Tieren zu machen“, betont der beruflich als Familienhelfer in Einbeck wohnende und arbeitende 37-Jährige.

Bereits seit 2017 bietet Winter Touren mit Huskys an. Dazu zählen Wanderungen (Dogtrekking) sowie Fahrten mit dem Tretroller (Dogscooter) und Schlitten. Auf den zwei bis 16 Kilometer langen Strecken lässt sich der Solling nun auch mit Rentieren erkunden, derzeit zu Fuß und bald mit dem Schlitten. Künftig kann den Tieren ganz nah kommen, wer „Rentierpfleger für einen Tag“ wird, an Fütterungen teilnimmt und dabei viel Wissenswertes zum Leben sowie zur Kultur und Haltung erfährt. Kinder haben die Möglichkeit, auf der Wildnisfarm einen außergewöhnlichen Geburtstag zu erleben – wenn die Corona-Auflagen Geschichte sind. In der Wildnisschule gibt der Survival- und Wildnisexperte sein Wissen weiter – eine Ausbildung der besonderen Art. Darüber hinaus ist Glamping (Luxuscamping) geplant – Besucher können bald in einem großen Zelt mitten im Rentiergehege übernachten.

Für die Zukunft hat Winter bereits Visionen, die Wildnisfarm und Wildnisschule mit weiteren Angeboten zu bereichern. „Was für Angebote das sind und welche Tierart ich mir hier noch vorstellen kann, bleibt erst einmal ein Geheimnis“, sagt Axel Winter. Der Skandinavienfan freut sich, nun alle Tiere an einem Standort vereinen zu können und ist überzeugt, dass die Angebote in der Weser-Solling-Region gut angenommen werden. Mit der Jugendherberge, die gerne von Gruppen, Schulen und Gästen auch aus dem Kreis Höxter gebucht wird, will er kooperieren. „Die Welt wird hektischer, lauter und schneller“, sagt er. „Je mehr der Mensch von der Natur distanziert ist, desto größer ist die Sehnsucht.“ Er selbst stelle immer wieder fest, wie gut ihm der Kontakt zu den friedlichen Rentieren tut. „Wenn ich nach einem stressigen Tag zu ihnen komme, fahre ich direkt herunter.“ Diese Erfahrung möchte der 37-Jährige nur zu gern mit anderen Menschen teilen.

Ein Hinweis: Das Füttern der Rentiere ist nicht erlaubt, da die Tiere nur spezielle Nahrung vertragen. Zur Herde zählen ab Februar sogar 13 Tiere, darunter ein Kalb und ein 13-jähriger Bulle. Vom Kletterpark und an der Jugendherberge über den Wanderweg JW kann man zur Rentierwiese gelangen. Aufgrund der Corona-Pandemie kann Axel Winter mit seinem Unternehmen „Wildguide“ derzeit keine Angebote anbieten. Buchungen werden dennoch unter Telefon 0151/15562205 sowie per Mail an [email protected] entgegengenommen. Weitere Informationen sind im Internet unter www.solling-vogler-region.de und Telefon 05536/960970 erhältlich.

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