Ruhestand nach mehr als 48 Jahren in der Stadtverwaltung: Sekretärin Gerlinde Offergeld regelt ihre Nachfolge
Eine Ära geht zu Ende
Marienmünster-Vörden(WB). Hinter jedem erfolgreichen Chef steht eine organisationsstarke, loyale und sorgsame Sekretärin. Das ist Gerlinde Offergeld immer gewesen – genau 48 Jahre und acht Monate. Am Donnerstag, 24. März, hat die Sekretärin des Bürgermeisters in der Stadtverwaltung Marienmünster ihren letzten Arbeitstag.
»Doch schon jetzt sind manche Anrufer im Sekretariat irritiert, wenn auf einmal nicht mehr Gerlinde am Apparat ist«, verrät Offergelds Nachfolgerin Sabine Walter. Die 49-Jährige aus Großenbreden wird seit Anfang März von Gerlinde Offergeld eingearbeitet. Und das Wissen der 63-Jährigen ist vielfältig, schließlich ist sie diejenige, die am längsten bei der Stadtverwaltung angestellt ist. Insgesamt 39 Wahlen hat sie mitgemacht. »Diese Wahlsonntage waren immer aufregend für mich. Ich habe sie nie als Belastung empfunden«, sagt die Vördenerin.
Gerline Offergeld
Während ihrer vielen Berufsjahre hat sie so einiges erlebt – angefangen von der rasanten technischen Entwicklung bis hin zur kommunalen Neugliederung. »Ich habe 1969 hier noch als Schreibkraft angefangen«, sagt Offergeld, die noch Stenoschreiben gelernt hat. Dann folgten elektrische Schreibmaschinen, Computer, Internet. »Das Aufgabenfeld hat sich erheblich gewandelt. Es ist vielfältiger geworden. Jetzt geht es nicht nur um Schreibarbeit, sondern auch um Organisation und Repräsentation.«
Besonders viel Freude hat ihr immer wieder die Organisation des Kinderferienprogramms bereitet. Ihr Steckenpferd war aber immer die Musikschule. Beim letzten Vorspiel wurde sie schon von den Schülern mit 37 langstieligen Rosen verabschiedet. Bewegend möchte sie diese Situation nicht nennen, eher sei es für sie »eine schöne Anerkennung«.
In den Ruhestand zu gehen, hat Gerlinde Offergeld schon vor zweieinhalb Jahren beschlossen: »Mit 64 Jahren zu gehen, das war mein Plan.« Mit ihr geht jedoch auch ein Stück Kommunalgeschichte: Ihre Chefs waren damals noch Amts-, dann Stadtdirektoren – bis 1990 dann Ulrich Jung als erste Bürgermeister Marienmünsters sein Büro in der Stadtverwaltung bezog. Ganz gleich, wer gerade in Marienmünster an der Macht war: »Ich habe mich hier immer wohl gefühlt, sonst wäre ich auch nicht so lange geblieben«, sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Das gleiche wünscht sie natürlich auch ihrer Nachfolgerin. Um so erfreulicher sei es, dass Sabine Walter auch aus dem Stadtgebiet komme. »Denn wenn man sich mit Land und Leuten identifizieren kann, macht der Job umso mehr Freude«, weiß Offergeld.
Gerlinde Offergeld
Gerade deshalb sei es ihr auch wichtig gewesen, die Übergabe an Sabine Walter gut vorzubereiten. »Denn niemand ist unersetzlich«, sagt Offergeld bescheiden. Als langjährige Sekretärin ist sie es wohl gewohnt, sich im Hintergrund zu halten.
Dabei haben Kollegen schon häufiger Fragen an sie herangetragen, wenn es darum ging, wie sich denn ein bestimmter Sachverhalt vor Jahren mal dargestellt hat. Sie hat das meiste in ihrem Gedächtnis abgespeichert, und wenn nicht, weiß sie gleich, wo sie nachschauen muss.
Sabine Walter
Was sie selbst alles im Kopf hat, hat Sabine Walter momentan noch auf »ganz vielen Notizzetteln«. Walter ist sich bewusst, dass sie bildlich gesprochen in große Fußstapfen tritt. Sie hat vor, die Arbeit im Sinne Offergelds weiterzuführen und wenn sie einmal einen Ratschlag braucht, »ist Gerlinde zur Stelle. Das Angebot hat sie mir gleich am ersten Tag gemacht«, sagt Sabine Walter.
Was Gerlinde Offergeld für ihren Ruhestand plant? »Nichts«, sagt sie freimütig, »ich lass alles auf mich zukommen.«. Aber auf den ein oder anderen Besuch können sich ihre Kollegen bestimmt freuen. Denn sie hat ihre Nachfolge gut geregelt, »und wer gut Tschüss sagt, der kann auch gerne mal wiederkommen«, ist sie sich sicher.
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