NKG-Ehrenpräsident Toni Wiechers war 1970 Karnevalsprinz in Nieheim
Karnevalistisches Urgestein feiert Jubiläum
Nieheim (WB). Karneval kann wie die große Liebe sein – sie erwischt einen bestenfalls auf den ersten Blick und man bleibt ihr ein Leben lang verbunden. Als es 1970, also vor genau 50 Jahren, den Nieheimer Friseurmeister Toni Wiechers im Alter von 32 Jahren „erwischte“, da konnte der junge Mann nicht wissen, dass seine Regentschaft und das Engagement für die Nieheimer Karnevalsgesellschaft „Olle meh“ zu einer echten Leidenschaft werden sollten.
Der humorvolle Figaro Toni Wiechers, den viele auch den „Udo Walz von Nieheim“ nannten, ist nicht nur ein von der Kammer ausgezeichneter, goldiger Meister „im Handwerk der schönen Künste“, sondern seit November 1996 auch Ehrenpräsident der NKG. Die Gesellschaft verlieh ihm den Titel auf Lebenszeit – „in Anerkennung seiner herausragenden Leistungen während seiner Amtszeit als Präsident von 1981 bis 1994.“
Angefangen hatte alles vor mehr als einem halben Jahrhundert mit einem unerwarteten wie geheimnisvollen Besuch eines NKG-Gesandten im Salon Wiechers. „Als ich zufällig gerade unterwegs war, erkundigte sich ein Karnevalist nach mir und wollte mich unbedingt sprechen. Das teilte mir jedenfalls später eine Mitarbeiterin mit – allerdings mit dem Zusatz, dass ich bestimmt wüsste, worum es dabei gehe. Ich sollte ihrer Einschätzung nach wohl der neue Karnevalsprinz von Nieheim werden – bei dem wichtigen Besuch lag das wohl nahe.“
Toni Wiechers wusste es aber nicht und hatte keine Ahnung, was die NKG eigentlich mit ihm vorhatte. Zügig suchte Wiechers das Gespräch mit dem damaligen NKG-Präsidenten Alfons Parensen. „Der verkniff sich ein Lächeln und sagte mir nur trocken: Ganz ruhig bleiben!“
Wenn erst einmal die Karnevalsgesellschaft vor der Tür stehe und sich einen neuen Regenten ausgesucht habe, dann könne man dieses Angebot eigentlich nicht mehr abschlagen. Dann bleibe die geheime Abordnung so lange, bis der Kandidat „Ja“ sagt – oft bis in die tiefe Nacht hinein.
„Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung von mir, dieses besondere Ehrenamt anzunehmen. Als Prinz der Weberstadt war damit gleichzeitig der Eintritt als neues Mitglied in die Nieheimer Karnevalsgesellschaft verbunden“, betonte Toni Wiechers am Dienstag im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT.
1970 begleitete ihn seine damalige Ehefrau Hiltrud (sie verstarb 2019) als Karnevalsprinzessin zu den närrischen Terminen – und natürlich beim großen Lindwurm der Fröhlichkeit am Rosenmontag. Die beiden Regenten erhielten zu Beginn ihrer Session den offiziellen Beinamen „Toni, der begeisternd Bahnbrechende“ und „Hiltrud, die samt Schillernde“.
An den Rathaussturm (Rosenmontag) und die Übernahme der Macht vor einem halben Jahrhundert kann sich Toni Wiechers noch gut erinnern: „Es war zum Glück sehr schlechtes Wetter und ich hatte leichtes Spiel, das Rathaus für die Karnevalisten zu kapern. Gefeiert haben wir in den engen Fluren des Rathauses.“ Erst Jahre später nutzte man den Rathauskeller für die Veranstaltung.
Mit Freude saß der Ex-Prinz und NKG-Ehrenpräsident Toni Wiechers am vergangenen Wochenende im Publikum, als in der geschmückten Nieheimer Stadthalle das Prinzenpaar 2020, Dirk Guse („der närrisch Baggernde“) und Marion Krücke („die herzlichst auf’s Gramm Genaue“), proklamiert wurde. „Der Einzug und der frenetische Jubel des Narrenvolkes sorgen für ein erhebendes Gefühl. Das war auch bei mir so!“
„Heute ist der kälteste Rosenmontag des Jahres“ – dieser legendäre und unvergessene Spruch von Toni Wiechers bei einem der späteren Rathausstürme steht für seinen Wortwitz. Er ist ein Meister der Rhetorik und hat sich als „Presi“ daheim immer intensiv auf seine Auftritte und Ansprachen vorbereitet. „Das war Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit – aber auch das reinste Vergnügen, wenn der Saal tobte und die Leute aus ganzem Herzen lachten“, sagt Wiechers heute. Am Rosenmontag 2020 (24. Februar) wird dann auch „Nieheims Toni“ als Jubilar geehrt.
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