Steinheimer Tankstellenräuber vor Gericht
Maskierter von DNA überführt
Steinheim/Bielefeld
Bargeld und Zigaretten – darauf war ein 37-Jähriger aus, der in Melle und Gütersloh Tankstellen überfallen hat. Jetzt steht der Steinheimer in Bielefeld vor dem Landgericht, und die Strafe dürfte hoch sein. Denn der Mann hatte nach hochkrimineller Manier zugeschlagen.
Das Gesicht mit einer dunklen Sturmhaube verhüllt, helle Handschuhe, eine Schusswaffe, möglicherweise ein Revolver – daran erinnert sich die heute 36-jährige Inhaberin einer Tankstelle in Melle bei Osnabrück noch gut.
Der Maskierte hatte am 19. Mai 2018 ihre Tankstelle betreten, gerufen „Hände hoch, Überfall“. Mit 330 Euro Wechselgeld aus der Kasse, plus 230 Euro in Münzrollen und Zigaretten im Wert von fast 500 Euro verschwand der Räuber vom Tankstellengelände. Zwei Tage später ereignete sich in Gütersloh ein Überfall nach gleichem Muster: Hier waren es etwa 500 Euro Bargeld, die dem Täter in die Hände fielen, dazu so viel Zigaretten, dass der Räuber sich noch eine Plastiktüte geben ließ, weil seine Sporttasche rappelvoll war – so voll, dass er bei der Flucht drei Stangen Zigaretten verlor. Schon in Melle hatte der Täter etwas zurückgelassen, was ihm letztlich zum Verhängnis wurde: das Schulterpolster des Trageriemens seiner auffälligen Tasche, daran Spuren seiner DNA.
Angeklager räumt Taten ein
Auf der Anklagebank sitzt der 37-Jährige, der zum Prozessauftakt über seine Verteidigerin hat erklären lassen, der Täter zu sein. Zu leugnen gibt es für den 37-Jährigen mit Wohnanschrift in Steinheim nicht viel, denn eine Videokamera hat bei seinen Überfällen alles aufgezeichnet. Und trotz der Maske ist er überführt, wie ein Kriminalpolizist aus Melle berichtet: Ein paar Wochen nach der Tat schnappt ihn die Polizei in Gütersloh nach einem Ladendiebstahl – bei sich hatte er die auffällige Sporttasche und helle Handschuhe. Zudem ist seine DNA ist von früheren Straftaten in einer Datenbank gespeichert: Ein Glückstreffer für die Polizei. Der 37-Jährige ist reuig, entschuldigt sich bei seinen Opfern, die noch heute unter dem rabiaten Auftreten und der Bedrohung psychisch leiden.
Ein Verfahren eingestellt
Was dem Angeklagten jedoch nur mit viel Aufwand nachzuweisen wäre: ein Überfall auf eine Spielhalle in Bielefeld im Juni 2018. Der Ablauf ähnelt den Taten in den Tankstellen, bis hin zur Aufforderung der Opfer, sich in der Toilette einzuschließen, bis der Täter das Gebäude verlassen hat. Aber angesichts der zu erwartenden Strafe für die beiden anderen Raubüberfälle stellt das Gericht dieses Verfahren ein. Für den 37-Jährigen geht es so oder so um etliche Jahre hinter Gitter für beide Raubüberfälle. Irgendwo zwischen acht und neun Jahren Haft werde das Strafmaß mindestens liegen, wenn es ein Geständnis gebe, hatte Richter Carsten Wahlmann der Verteidigerin Susanne Renner im Vorfeld signalisiert – einen Teil davon könnte der Angeklagte in einer Drogen-Therapie im Maßregelvollzug verbringen. Am Freitag soll es ein Urteil geben.
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