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Struck-Leuchten: Noch kein Licht am Ende des Tunnels

„Wir kommen da durch“

Steinheim (WB). „Es gibt keine deutsche Großbrauerei mehr, die wir nicht bedienen“, sagt Markus Struck. Mit seinem Unternehmen „Struck Lichtwerbung“ versorgt er heute auch Versicherungsgesellschaften, Energiekonzerne und Spielwarenhersteller mit leuchtenden Werbeobjekten.

Greta Wiedemeier und Ralf Brakemeier

Ein familiengeführtes Unternehmen: Markus Struck hat den Betrieb 1994 übernommen und leitet ihn heute gemeinsam mit seiner Frau Cornelia.

Seit der Corona-Krise läuft die Produktion allerdings auf Halblast. „Die Krise trifft uns sehr hart, da wir zu einem großen Teil abhängig sind von der Getränkebranche, die momentan aber gehandicapt ist durch die lange Schließungen der Gastronomiebetriebe und den Ausfall von Groß- und Sportveranstaltungen“, sagt Struck. Eine Zeit lang hat Firma Struck auch Spuckschutz-Elemente produziert. Der Firmen-Chef in zweiter Generation gibt aber zu: „Das ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Kein Hoffnungsschimmer

Für sein Hauptgeschäft sieht Struck die kommenden Monate alles andere als rosig. Bierlokale und Discos sind weiter geschlossen, viele Gaststätten würden wahrscheinlich nicht wieder öffnen, Großveranstaltungen sind auf absehbare Zeit undenkbar und auch die Brauereien machen gerade 15 bis 20 Prozent Umsatzminus.

„Wird alles im nächsten Jahr gut? Ich habe noch keinen echten Hoffnungsschimmer“, bleibt Markus Struck Realist. Denn auch die Außenwerbung für den Handel, Supermärkte oder Versicherungen, die etwa 40 Prozent des Umsatzes ausmacht, ist derzeit wenig gefragt. Wegen der Sommerferien hat Firma Struck die Kurzarbeit derzeit reduziert, im kommenden Monat werde sich das aber wieder ändern, so Struck. „So eine Situation habe ich in 25 Jahren noch nicht erlebt, aber wir stecken den Kopf nicht in den Sand, wir kommen da durch“, bleibt Markus Struck zuversichtlich. Entlassungen stünden nicht zur Debatte, die Kurzarbeit sei ein gutes Mittel, die Krisenzeit zu überwinden. Alles hänge von der Entwicklung eines Impfstoffes ab.

Werkstatt war der Anfang

Seinen Anfang nahm das mittlerweile rund 100 Mitarbeiter starke Unternehmen 1954 in einer kleinen Werkstatt in Bergheim. Der Tischler Heinz Struck, Vater des heutigen Geschäftsführers, gründete es mit dem Fokus auf der Herstellung von Wohn- und Innenraumleuchten. Auch viel der so genannten „Weißen Ware“, etwa Spül- und Waschmaschinen, wurde verkauft. „Manchmal entwickelt sich ein Unternehmen dann in eine ganz andere Richtung als geplant“, weiß Markus Struck. Den Durchbruch in der Werbebranche brachte 1969 die Entwicklung einer Kupferpendelleuchte, die sich zur meistverkauften Brauereiwerbeleuchte für den Innenbereich entwickelte – heute wird sie zwar nicht mehr verkauft, ist aber sogar in einem Münchener Brauereimuseum ausgestellt.

Bunt gemusterte Schilder, leuchtende Anzeigetafeln, golden umrandete Speisekartenkästen und neonfarbene Einzelbuchstaben werden auf dem 13.000 Quadratmeter großen Gelände an der Ottenhausener Straße heute produziert. Markus Struck hat das Unternehmen 1994 von seiner Mutter Käte Struck übernommen, die nach dem Tod ihres Mannes 1980 die Geschäftsführung innehatte.

Breiter aufgestellt

Die Brauereien gehören noch immer zu den größten Abnehmern. Ob Warsteiner, Bitburger oder Guinness – die entsprechenden Werbeprodukte nehmen ihren Ursprung alle in Steinheim. Zu den Kunden gehören mittlerweile jedoch auch weitere Felder. „Um die Jahrtausendwende haben wir begonnen, uns breiter aufzustellen“, erklärt Struck. Fusionierungen im Brauereibereich und das rasante Kneipensterben machten sich im Unternehmen bemerkbar.

Ablauf aus einer Hand

Der bisher größte Auftrag ging laut Struck mit der Umstellung des Fernsehsenders „Premiere“ zum heute bekannten „Sky“ einher: „Damals haben wir 16.000 Leuchtkästen innerhalb von drei Monaten produziert und angebracht“. Das gelinge selbstverständlich nur mit entsprechend motivierten Mitarbeitern. „Meine Tür steht immer offen“, weiß der Geschäftsführer, wie wichtig ein guter Draht zu den Mitarbeitern ist – auch wenn das bei rund 100 Mitarbeitern natürlich schwieriger umzusetzen ist als bei 20, die es in seinen Anfangszeiten noch waren. „Wir schicken auch regelmäßig ein Team zu den Highland Games hier vor Ort“, unterstreicht seine Frau Cornelia Struck den Gemeinschaftsgedanken.

Auch regionale Klein-Aufträge nehmen die Werbemacher an: Banner für Veranstaltungen in der Emmerstadt, lebensgroße Figuren vom Karnevalsprinzen, der in diesem Jahr aus dem eigenen Unternehmen stammt, und auch der Schriftzug der neuen Stadthalle wurden hergestellt. Die Entwicklung und das Design der Werbelinie, die Produktion mit Aluminiumguss, Vakuumverformung, Metallbau und Siebdruck sowie die anschließende Montage: Der gesamte Ablauf bleibt in einer Hand. Dies ist auch der Firmentochter „ST-Service“, die sich um Projektmanagement und Logistik kümmert, sowie weiteren Tochterunternehmen in ganz Deutschland und in Polen zu verdanken.

Bleiben Familienunternehmen

Die Firma bildet zudem in vier verschiedenen Berufen aus. Groß- und Außenhandelskaufleute, Medientechnologen (Siebdruck), Mediengestalter und Schilder- und Lichtreklamehersteller können direkt in der Emmerstadt Erfahrung sammeln. Doch Fachkräfte zu finden ist nicht immer einfach: „Gerade in den handwerklichen Berufen erhalten wir zu wenige Bewerbungen“, erzählt Cornelia Struck.

Das eigene Interesse an den Produkten ist jedoch ungebrochen: „Das Tolle an der Branche ist das Kreative. Man bekommt jeden Tag Anfragen, bei denen die Kunden nur eine vage Vorstellung vom Endprodukt mitbringen und wir die Chance haben, eine komplette Werbelinie zu begleiten“, sagt Markus Struck über seine eigene Motivation. Und die Entwicklung des Unternehmens geht weiter: Aktuell wird sich mit den Themen erneuerbare Energien und Digital Signature befasst – und auch mit der Firmennachfolge. „Wir möchten natürlich gerne ein Familienunternehmen bleiben“, so die dreifachen Eltern. Markus Struck: „Wir haben gerade eine schwierige Zeit. Existenzängste haben wir aber nicht.“

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