Ein Jahr Jugendberufsagentur in Höxter: Verantwortliche ziehen positive Bilanz
Betreuung zahlt sich aus
Höxter (WB). Vor einem Jahr hat die Agentur für Arbeit Höxter, das Jobcenter Kreis Höxter und der Kreis Höxter ihre gemeinsame Jugendberufsagentur eröffnet. Jetzt ziehen die Institutionen Bilanz zur neuen Einrichtung – und diese fällt durchweg positiv aus.
Als vor einem Jahr die Jugendberufsagentur Am Markt 6 in Höxter eröffnet wurde, erhofften sich alle Beteiligten, dass der Standort schnell zu einer gemeinsamen Anlaufstelle für Jugendliche auf dem Weg in Ausbildung, Studium oder Arbeit entwickeln würde, in der Jugendliche ihre Anliegen einfach und unkompliziert klären können und die beteiligten Partner Hand in Hand zusammenarbeiten. Dies habe funktioniert.
Kurze Wege
„Wöchentlich kommen im Schnitt, zusätzlich zu den terminierten Gesprächen, 35 Jugendliche ohne Termin mit einem Anliegen zu uns. Durch die kurzen Wege und die Präsenz von Agentur, Jobcenter und Jugendamt unter einem Dach können wir die Anliegen oft direkt vor Ort klären“, erläutert Andrea Wesemann, Bereichsleiterin für das Berufsberatungs-Team der Arbeitsagentur.
„Gerade auch die Anwesenheit einer Mitarbeiterin des Jugendamts vor Ort ermöglicht es, komplizierte rechtliche Fragen auf dem kurzen Dienstweg zu klären. Darauf sind wir sehr stolz“, betont Landrat Friedhelm Spieker. „Außerdem stehen auch zwei Spezialisten aus dem Jobcenter und der Agentur für Arbeit für Angelegenheiten rund um das Thema Geflüchtete zur Verfügung, so dass auch diese Personengruppe schnell Rat finden kann“, so Sigrid Wichmann, Geschäftsführerin des Jobcenters Kreis Höxter. Die positiven Rückmeldungen der Kunden würden die gute Bilanz bestätigen. Neben Beratungs- und Vermittlungsangeboten werden in der Jugendberufsagentur regelmäßig Veranstaltungen wie Bewerbungstrainings und kleinere Messen durchgeführt.
Weitere Partner dabei
Zudem konnten die Präsenzzeiten weiterer am Übergang Schule-Beruf beteiligter Partner ausgebaut werden: Ein Wehrdienstberater ist wöchentlich vor Ort, eine Mitarbeiterin des Jugendmigrationsdienstes des AWO-Kreisverbands Höxter monatlich.
Dass die Arbeit in der Jugendberufsagentur vor Ort Früchte trägt, zeigt unter anderem die Geschichte von Jasmin Rochlitz. Nach längerer Suche nach einem Ausbildungsplatz nimmt die 17-Jährige jetzt an einer Einstiegsqualifizierung beim Friseursalon Trendhair teil. „Einstiegsqualifizierungen sind bezahlte und von der Agentur für Arbeit beziehungsweise dem Jobcenter geförderte Langzeitpraktika, die auf eine Ausbildung vorbereiten sollen. Die Teilnehmer lernen in dieser Zeit schon viel in der Praxis und besuchen bereits die Berufsschule, so dass bei passender Eignung direkt in eine Ausbildung übergegangen werden kann. Diese kann unter Umständen sogar verkürzt werden“, so Stefanie Mönnekes, Vermittlerin im gemeinsamen Arbeitgeber-Service in der Jugendberufsagentur Höxter. Sie hat Jasmin Rochlitz beraten und betreut – nachdem sie von Monika Wintermeyer, Mitarbeiterin des Jobcenters, über den kurzen Dienstweg an sie weitergeleitet wurde.
Schnell, wenig Bürokratie
Inhaberin und Friseurmeisterin Gabriele Jilg arbeitet jetzt bereits seit einigen Monaten mit Jasmin Rochlitz und berichtet: „Ich bin sehr zufrieden. Friseurin war ursprünglich nicht Jasmins Wunschberuf, sie hat sich auf die Beratung hin aber für den Beruf als Option geöffnet. Und sie macht das wirklich gut, Ambitionen haben sich bei ihr inzwischen entwickelt, sie ist kreativ, hilfsbereit und geschickt.“ Auch Jasmin Rochlitz selbst fühlt sich im Beverunger Salon wohl: „Es gefällt mir sehr gut, macht mir Spaß und auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen läuft super.“
Gabriele Jilg selbst ist ebenfalls von der Betreuung durch die Jugendberufsagentur überzeugt. Man kümmere sich, die Zusammenarbeit verliefe reibungslos, schnell und mit wenig Bürokratie. „All das ist nur durch die unkomplizierte Struktur möglich“, betont Monika Wintermeyer.
„Betriebe müssen umdenken“
Dennoch kann auch die Jugendberufsagentur den Fachkräftebedarf nicht allein decken – denn dafür braucht es Jugendliche und Unternehmen, die bereit sind, aufeinander zuzugehen. Das weiß auch Gabriele Jilg: „Jasmin hat sich sehr offen gezeigt, das finde ich wichtig. Jugendliche sollten sich nicht auf einen Wunschberuf festlegen, sondern auch andere Berufe in Betracht ziehen. Aber es kann natürlich nicht nur von den Jugendlichen ausgehen. Ich finde, viele Betriebe – gerade im Handwerk – müssen langsam verstehen und umdenken. Wir haben einen Fachkräftemangel, die Bewerber stehen nicht mehr Schlange. Nun gilt es, den Arbeitsplatz attraktiv zu gestalten und sich aktiv um Auszubildende zu bemühen. Junge Menschen wie Jasmin sind eine Chance für das Handwerk – und keine Last.“
Jasmin Rochlitz wird deshalb bis nächsten August weiter bei Gabriele Jilg arbeiten. Klappt alles, geht es dann in die Ausbildung. Ein Erfolg, den Jasmin Rochlitz, Gabriele Jilg und die Jugendberufsagentur gemeinsam erreicht haben.
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