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Verstöße sind im Altkreis die Ausnahme: Nur wenige Bußgelder verhängt

Corona-Krise stresst Ordnungsämter

Warburg/Borgentreich/Willebadessen (WB). Fußballspiele, Geburtstagsfeiern, ein Abend in der Kneipe – das alles ist unter Corona-Bedingungen mittlerweile wieder möglich. Doch besonders dort, wo viele Menschen an einem Ort zusammentreffen, müssen Hygienemaßnahmen getroffen und auch eingehalten werden. Darum kümmern sich unter anderem die Ordnungsämter im Altkreis Warburg. Seit Beginn der Pandemie im März läuft dort die Arbeit auf Hochtouren.

Josefa Reineke

In der Corona-Krise haben auch die Mitarbeiter der Ordnungsämter im Altkreis Warburg sehr viel zu tun: Kontrollieren, beraten, Hygienekonzepte erstellen. Das bedeutet Stress pur. Foto: Ronny Hartmann/dpa

„Unser Tagesgeschäft ist auf jeden Fall in den Hintergrund gerückt, Corona geht jetzt vor“, sagt Rolf Husemann vom Ordnungsamt Borgentreich. Er ist als Fachbereichsleiter zuständig für das Bürgerbüro, Schulen, Wahlen und eben auch für Ordnungsangelegenheiten. „Für städtische Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten und das Rathaus haben wir Desinfektionsmittel angeschafft und Hygienekonzepte erarbeitet.“

„Alle wollen Veranstaltungen nachholen“

Auch für die Kommunalwahl Mitte September habe das Ordnungsamt Vorsorge treffen müssen. So waren die Wahllokale nicht wie sonst üblich in Schulen eingerichtet worden, sondern in größeren Räumen, etwa Gemeindehallen. „Wir haben extra Desinfektionsmittelständer, Kugelschreiber und Mund-Nasen-Masken für Wahlhelfer und Wähler gekauft“, sagt Husemann. Außerdem wurden Laufwege markiert und Spuckschutzscheiben angebracht. „Das war ein großer logistischer Aufwand“, weiß der Fachbereichsleiter im Rückblick.

Man könne die Arbeit des Ordnungsamtes anhand des bisherigen Pandemie-Verlaufs in drei Phasen unterteilen, berichtet Viktoria Baacke, Mitarbeiterin des Ordnungsamtes Warburg. „Während des Lockdowns haben wir viel kontrolliert, Gaststätten mussten geschlossen werden, Geschäfte mussten sich auf die beschlossenen Corona-Regelungen einstellen.“ In der zweiten Phase im Sommer sei es etwas ruhiger geworden. „Und momentan, wo viel gelockert wurde, wollen alle ihre Veranstaltungen nachholen“, berichtet sie. Folglich tauschten sich die Ordnungsämter nun ständig mit Vereinen, Organisationen und Kirchen aus.

Beratung zur Hochzeitsfeier

In Borgentreich rufen zurzeit vor allem Bürger beim Ordnungsamt an, die private Feiern planen. „Denen stehen wir dann beratend zur Seite. Da geht es darum, unter welchen Voraussetzungen die Hochzeitsfeier stattfinden darf und welche Vorkehrungen für die Geburtstagparty getroffen werden müssen“, erklärt Rolf Husemann. In der Woche würden ihn etwa zehn Anfragen dieser Art erreichen. Die Menschen seien grundsätzlich sehr einsichtig. Sie setzten sich vorbeugend mit dem Ordnungsamt in Verbindung, lobt er.

Das findet auch Viktoria Baacke. Beschwerden gäbe es dementsprechend nur wenige. „Am Anfang des Lockdowns, als alle noch etwas verunsichert waren, bekamen wir beispielsweise Anrufe, dass Geschäfte zu voll sind“, sagt die Mitarbeiterin der Warburger Stadtverwaltung. „Aktuell liegen uns aber keine Beschwerden vor.“

Mitarbeiter bei Fußballspielen

In Borgentreich sieht das etwas anders aus. Husemann erzählt: „Kürzlich haben wir einen Anruf bekommen, dass bei einem Fußballspiel die Abstände nicht eingehalten wurden.“ Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes sei an den Ort geschickt worden, um die Zuschauer auf die geltenden Corona-Regelungen hinzuweisen. „Bei größeren Spielen kooperieren wir mit der Polizei. Dann sind wir vor Beginn schon präsent.“

Das Problem sieht der Borgen­treicher Fachbereichsleiter aber nicht bei den Vereinen. „Mit denen haben wir gemeinsam die Hygienekonzepte erstellt. Es sind die Zuschauer, die im Laufe des Spiels immer weiter zusammenrücken – natürlich nicht aus Boshaftigkeit, das ist einfach menschlich“, berichtet Husemann

Mehrere Bußgeldverfahren eingeleitet

Grundsätzlich seien Verstöße gegen Corona-Regelungen aber die Ausnahme. Im Stadtgebiet Warburg wurden 21 Bußgeldverfahren eingeleitet, vor allem aufgrund von Menschenansammlungen in der Öffentlichkeit in den Monaten von April bis Juni. „In jedem Fall betrug das Bußgeld 200 Euro, gemäß den Vorschriften des Landes“, erläutert Viktoria Baacke.

Auch im Stadtgebiet Willebadessen seien schon Geldstrafen verhängt worden, erklärt Stefan Gördemann, Leiter des Ordnungsamtes Willebadessen. Konkrete Angaben will er dazu aber nicht machen. Nach Angaben von Husemann sind in Borgen­treich bislang nur Ermahnungen ausgesprochen worden. Geldstrafen wurden bislang keine verhängt.

Pandemie ist neues Arbeitsfeld

Kontrollen, die Prüfung von Hygienekonzepten sowie Beratungsgespräche zusätzlich zum Tagesgeschäft schöpfen die Kapazitäten der Ordnungsämter voll aus. „Mit der Pandemie wurde ein neues zusätzliches Arbeitsfeld geschaffen“, beschreibt Viktoria Baacke. „In der Hauptphase kamen drei neue Verordnungen innerhalb einer Woche heraus.“ In der Informationsflut zu Beginn der Pandemie sieht auch Stefan Gördemann die größte Herausforderung: „Die Informationen kamen teilweise über Nacht.“ Für eine Pandemie sei die personelle Situation in den Ämtern einfach nicht ausgelegt gewesen, sagt der Ordnungsamtsleiter von Willebadessen.

Und das spüren auch die Mitarbeiter der Ordnungsämter. „Es ist schon erheblich mehr Arbeitsaufwand für uns alle“, sagt Rolf Husemann. Zurzeit werde sein Team zusätzlich von einem Auszubildenden und einer Praktikantin unterstützt, die Hygienekonzepte vorprüfen. In Warburg helfen Mitarbeitern aus anderen Fachbereichen der Stadtverwaltung. „Sie nehmen die Anrufe von der Corona-Hotline entgegen“, berichtet Viktoria Baacke.

Immer auf dem neuesten Stand sein

Auch wenn „mittlerweile eine gewisse Routine eingekehrt ist“, wie Gördemann findet, sei Flexibilität gefragt. „Wir müssen immer auf dem neuesten Stand sein, das heißt: lesen, lesen, lesen.“

Momentan verfolgen die Mitarbeiter der Ordnungsämter im Warburger Land jeden Tag den Bericht des Krisenstabes auf Bezirks- und Kreisebene sowie die Zahlen des Robert-Koch-Instituts. Denn ab 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner müsse man eine härtere Linie fahren. „Ihre Überstunden können unsere Mitarbeiter erst später abfeiern. Irgendwann werden die Zeiten ja wieder ruhiger“, hofft Rolf Husemann auf ein baldiges Ende der Corona-Krise.

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