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Das WESTFALEN-BLATT öffnet im Advent die Türen: die Produktionsstätte der Brauerei Kohlschein

Das Gute aus der Warburger Börde

Warburg

Das Brauwesen hat er in die Wiege gelegt bekommen, erzählt Braumeister Peter Schießl beim Gang über den Hof der Warburger Brauerei. Für das WESTFALEN-BLATT öffnet der gebürtige Niederrheiner die Türen der Produktionsstätte an der Kuhlemühle.

Ralf Benner

Mit Tempo auf dem Förderband unterwegs: 14.000 Flaschen pro Stunde werden in der Abfüllanlage der Warburger Brauerei gespült, befüllt und etikettiert. Foto: Ralf Benner

Seit 16 Jahren ist der 49-Jährige Betriebsleiter der Brauerei Kohlschein. Zum Sudhaus hat es Schießl nicht weit, denn er wohnt auch auf dem Betriebsgelände. „Als ich hier 2004 als Braumeister anfing, gab es nur Pils, Landbier und Urtyp“, erinnert sich der Experte für das gute Bier aus der Warburger Börde. Sein Vater war Braumeister, sein Bruder hat wie er Brauer und Mälzer gelernt. Peter Schießl hat bei Großbrauereien, Diebels und Holsten, gearbeitet, bevor er nach Warburg kam.

In der Brauerei kann Schießl sich um alles kümmern – vom Rohstoffeinkauf bis zur Auslieferung. Mittlerweile stellt die Brauerei zwölf unterschiedliche Sorten her. Mit Bier, darunter auch besonders starke Spezialitäten wie der Rote Bock, Gin und Limo will die Brauerei auch durch die Corona-Krise kommen. „Zurzeit ist es hier etwas ruhiger“, bedauert Schießl. In einer Halle stehen „eingemottet“ die Bierwagen, die aufgrund der Pandemie kaum unterwegs waren.

20.000 Hektoliter Bier im Jahr

Die Warburger Brauerei gehört zu den kleineren Privatbraustätten in Deutschland. Der Ausstoß liegt bei rund 20.000 Hektolitern Bier im Jahr, der Umsatz bei rund 2 Millionen Euro. Seit ihrer Gründung im Jahr 1721 ist sie im Besitz der Familie Kohlschein.

1721 erwirbt der Brauer Jobsten Kaulschien das Braurecht der Stadt Warburg für sich. Heute führen die Cousins Michael und Franz-Axel Kohlschein die Familienbrauerei in der zehnten Generation.

Ihr Anspruch ist die traditionell handwerkliche Herstellung von geschmacklich anspruchsvollen und süffigen Bierspezialitäten. Ihr Augenmerk liegt dabei auf dem Einsatz regionaler Rohstoffe und auf der umweltfreundlichen Produktion.

Bierbrauen ist eine Kunst

Dabei können sie auf die Erfahrung und die Fähigkeit ihres Braumeisters Peter Schießl und ihrer Brauer bauen. „Nach alter Brauer Sitte wird bei uns das Bier kalt gegoren und bei tiefen Temperaturen in liegenden Tanks kalt gereift“, berichtet Peter Schießl, der auf seinem Kontrollgang kurz bei der Wasserkraftanlage an der Diemel hält. Familie Kohlschein erzeugt umweltfreundlichen Strom, versorgt die Brauerei selbst.

Bierbrauen ist nicht nur ein Handwerk, sondern eine Kunst, die in der Mälzerei beginnt. Dort wird das Getreide (Gerste) geweicht, gekeimt, getrocknet und zu Malz verarbeitet. Die Stärke wird dadurch in Malzzucker umgewandelt. Im Sudhaus wird das geschrotete Malz dann unter Zugabe von Wasser, Hopfen und Hefe zu Bier weiterverarbeitet.

Stammwürzegehalt ist ausschlaggebend

Aus dem Stammwürzegehalt, also dem Anteil der aus dem Malz und Hopfen im Wasser gelösten, nicht flüchtigen Stoffe, ergibt sich nicht nur der spätere Alkoholgehalt, sondern auch die Biersteuer, so Schießl. Ein Pils besitzt 11,7 Prozent, das Export 13 und das Urtyp 12,6. Starkbier wie der Rote Bock haben stattliche 16,5 Prozent Stammwürzegehalt.

Nachdem die Hefe zugesetzt wird, landet das Gemisch in Gärtanks. Eine Woche dauert die alkoholische Gärung, dann wird das Bier in den Lagerkeller gepumpt und reift dort sechs bis acht Wochen. Abschließend wird das Bier „glanzfein“ filtriert. Eine schonende Filtration erhalte die wertvollen Geschmacks- und Inhaltsstoffe, mache die Biere besser bekömmlich. Dann endlich kann das Bier abgefüllt und genossen werden. Prost!

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