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WESTFALEN-BLATT-Adventskalender: Blick in das Fahrerhaus eines Harvesters – mit Video

Den gelben Greifer genau im Blick

Warburg (WB)

Den großen, gelben Greifer hat Henning Brügge-Feldhacke genau im Blick. Sorgsam umfasst der Forstwirtschaftsmeister damit eine abgestorbene Fichte. Ein paar gekonnte Wippen mit dem Joystick und ein paar Knopfdrücke später – und der Harvester hat den Baum zu Kleinholz verarbeitet.

Daniel Lüns

Blick ins Fahrerhaus: Forstwirtschaftsmeister Henning Brügge-Feldhacke ist einer der Mitarbeiter, die den Harvester führen. Foto: Daniel Lüns

Im Rahmen des WESTFALEN-BLATT-Adventskalenders blicken wir heute ins Fahrerhaus einer dieser Holz-Erntemaschinen. Sie gehört dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW und ist zurzeit im Wald hinter dem Wisentgehege in Warburg-Hardehausen im Einsatz. Harvester übernehmen mehrere Arbeitsschritte: Bäume werden gefällt, entastet und, je nach möglicher Verwendung, gleich in eine passende Sortimentsgröße geschnitten.

Das macht Brügge-Feldhacke auch mit der toten Fichte. Sie ist einer von vielen Bäumen, die der Forstwirtschaftsmeister an diesem Tag fällt. Früh ging‘s los: Um 6 Uhr ist Schichtbeginn, dann geht es in den Wald – den Harvester suchen. „Der Kollege, der in die Schicht vor mir gearbeitet hat, hinterlässt mir eine Notiz, wo die Maschine steht“, erklärt Brügge-Feldhacke.

Maschine läuft durch

Die Strecken in den Wäldern sind teilweise lang und nicht einfach passierbar. Daher würde es sich kaum lohnen, das große Gerät nach Dienstschluss jedes Mal abholen zu lassen bzw. wegzufahren. „Jede Stunde, die die Maschine steht, verursacht Kosten“, erklärt er. Daher laufe der Harvester durch. Von 6 bis 14 Uhr in der ersten Schicht und dann noch einmal acht Stunden lang. Das ganze Jahr über.

Daher soll der Tag auch möglichst effizient durchgeplant werden. Ein Computersystem hilft dabei. Dort ist erfasst, wo welche Bäume stehen. Wenn zum Beispiel das Forstamt mitteilt, was gefällt werden soll, dann erfährt das der Maschinenführer direkt. „Fünf Meter Fichte plus 20 Zentimeter Zugabe, Stärke 2b - 6“ lautet ein aktueller Auftrag.

Im konkreten Beispiel soll Brügge-Feldhacke eine bestimmte Menge Fichtenholz bearbeiten. Die Stämme sollen in Stücke gesägt werden, die fünf Meter plus 20 Zentimeter (damit etwa das Sägewerk noch Spielraum hat) lang sind. Die Stärke entspricht einem Durchmesser von 26 bis 60 Zentimetern. Im Computer des Harvesters schaut der Fachmann, wo das Holz zu holen ist.

Fahrerhaus aus Panzerglas

Als geübter Maschinenführer kann Henning Brügge-Feldhacke etwa 25 Festmeter pro Stunde bearbeiten. Je nach etwa Holzart, Beschaffenheit der Bäume und der Wege. Das sind ungefähr 30 Bäume pro Stunde, die ein Harvester zu Fall bringt. Zum Vergleich: Die tote, 30 Meter hohe und 70 Jahre alte Fichte, die einen Durchmesser von etwa 40 Zentimetern hatte, liefert etwa 0,8 Festmeter, rechnet der Forstwirtschaftsmeister.

„Wenn es zu nass ist, dann hören wir auf. Sonst sinken wir im Boden ein“, sagt er. Ansonsten werde der Harvester auch mit ungemütlicherem Wetter fertig. Selbst den Einschlag eines Baumes verkrafte er. „Das Fahrerhaus zum Beispiel ist mit Panzerglas verkleidet. Das ist auch schusssicher. Wenn ein Baum darauf fällt, passiert nichts. Das ist auch schon vorgekommen.“

Wenn Brügge-Feldhacke einen Baum gefällt, entastet und zersägt hat, dann legt er ihn am Wegesrand ab. Geschnitten wird so, dass Äste und Reisig dabei nach Möglichkeit auf die Waldwege fallen. „So üben wir beim Fahren viel weniger Druck auf den Boden aus. Vor allem wenn die Äste grün sind, wirkt das wie ein Teppich.“ Der Harvester wiege immerhin etwa 18 Tonnen. Alleine der Arbeitskopf sei eineinhalb Tonnen schwer – so viel wie ein Auto.

Tägliche Wartung nötig

Hinzu komme der Tragschlepper (Forwarder sagen die Fachleute), der dem Harvester hinterher fahre und die gefällten Bäume aufsammle. Forwarder sind es auch, die die Stämme am Wegesrand nach Kategorien fein säuberlich aufschichten, erklärt der Fachmann.

Bei all den Bäumen, die der Harvester fällt, und der Arbeit in mitunter schwierigem Gelände wird einiges an Wartung fällig – und zwar täglich. Kurz vor dem Ende von Brügge-Feldhackes Schicht, gegen 13.30 Uhr, kommt daher bereits der nächste Kollege vorbei. Übergreifend wird die Maschine auf Schäden überprüft und flott gemacht.

So muss etwa das Öl für die Kettensägen jeden Tag gewechselt werden, sagt der Fachmann. Zudem wird der Harvester täglich getankt. So bleibt die Erntemaschine dauerhaft einsatzbereit – und Henning Brügge-Feldhacke kann sich bald wieder hinters Steuer klemmen. Dort hat er den gelben Greifer genau im Blick.

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