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Gemüse gegen Spende aus Schwester Hatunes neuem Garten – Großprojekt in Heimatdorf

Den grünen Daumen des Vaters geerbt

Warburg (WB). 50 Kilogramm schwere Kürbisse, Wassermelonen, Zucchinis und Kohlköpfe – egal, was Schwester Hatune Dogan im Garten im Neuen Weg 2 in Warburg-Rimbeck anpflanzt, es gedeiht prächtig. Gegen eine Spende können sich Interessierte das Gemüse nun bei ihr abholen.

Verena Schäfers-Michels

„Der wiegt gut und gern 60 Kilogramm“, ist sich Schwester Hatune sicher. Gegen eine Spende kann man in ihrem Garten in Rimbeck Kürbissorten, Wirsing und Weißkohl holen – solange der Vorrat reicht und biologisch angebaut. Foto: Verena Schäfers-Michels

Überschuss wird abgegeben

Im vergangenen November hat die syrisch-orthodoxe Schwester das Areal, das aus vier Grundstücken besteht, übernommen. Zwei Flächen hat sie gekauft, für die anderen beiden hat sie lebenslanges Nutzungsrecht. Der Boden war jahrelang ungenutzt, musste umgegraben und gefräst werden. „Es war schon ein ziemliches Kuddelmuddel,“ erinnert Hatune Dogan sich. „Zum Glück haben uns einige Freunde geholfen.“

Der Einsatz hat sich sichtlich gelohnt und bevor der Frost kommt, möchte sie gerne den Überschuss gegen eine kleine Spende für die Hatune Foundation abgeben. „Wir haben noch 200 Kürbisse, ein paar Wirsingköpfe und Weißkohl.“ Wochentags zwischen 15 und 18 Uhr ist immer jemand im Neuen Weg 2 anzutreffen. Telefonisch kann man Dogan unter 05642/9857109 erreichen.

Projekt im Heimatdorf Zaz

Den grünen Daumen hat sie von ihrem Vater geerbt, wie sie selbst sagt. Er hat in ihrer Heimat im Südosten der Türkei Wein und Gemüsesorten angebaut. In den achtziger Jahren musste die Familie Dogan von dort fliehen. Auch die meisten anderen Nachbarn verließen das Dorf Zaz. Bis heute ist der Ort nahezu verlassen.

Noch einmal wollte Isa Dogan die Heimat wiedersehen. Der letzte Wunsch des Vaters blieb unerfüllt. Er starb vor ein paar Jahren in Warburg. Seinen Nachlass investierten seine Kinder in die Restauration des Elternhauses. „Es soll eine Schule für Mädchen werden“, sagt Schwester Hatune.

Das mehrere hundert Jahre alte Gebäude ist in einem guten Zustand, nur das Flachdach musste erneuert werden. Über dem Eingang steht „Isa und Nisane Dogan“, Schwester Hatunes Eltern zu Ehren. Auch einen sichtgeschützten Pool für die Schülerinnen wird es geben.

Zudem lässt sie ein Internat bauen. Dort sollten in einem Flügel Jungen und in einem anderen Mädchen untergebracht und in der Schule unterrichtet werden. Doch Hatune stellte fest, dass es für Jungen verschiedene Ausbildungsangebote gibt, für Mädchen dagegen keine. Das will sie ändern. Die Mädchen erhalten Informatik- und Nähunterricht. Die ersten Computer sind schon eingetroffen. Nähmaschinen müssen noch angeschafft werden.

Hilfe für junge Familien

2017 hatte Hatune Dogan dieses Projekt gestartet. Zeitgleich kamen auch weitere syrisch-orthodoxe Familien zurück und ließen sich in Zaz nieder. „Es gibt dort auch Familien, die sehr arm sind und die aus diesem Grund nicht in der Lage sind eine Familie zu gründen. Die Ökonomie ist sehr schlecht. Die Hatune-Stiftung unterstützt sie mit Spenden und vor wenigen Tagen ist das erste Mädchen geboren“, freut sie sich. Wer diese Menschen unterstützen möchte, kann monatlich für das Projekt spenden.

Die Gegend in Antiochien ist berühmt für frühchristliche Denkmäler, die sich Hatune bei ihrem Besuch Anfang Oktober angesehen hat. Die Kirche in Zaz wurde 1915 größtenteils zerstört. Derzeit wird eine Kirche restauriert, die dem Heiligen Gabriel geweiht ist. Für die Fertigstellung braucht Dogan noch 30.000 Euro. Auch dort gibt es übrigens wieder einen Garten. Mit Obstbäumen und Weinstöcken. Körbeweise Paprika wurden dort vor wenigen Wochen geerntet – das hätte Hatune Dogans Vater sicher gut gefallen.

Bald geht’s nach Äthiopien

Als Nächstes wird die Schwester im November nach Äthiopien reisen, um nach den Baufortschritten des dortigen Waisenhauses zu sehen. „Eigentlich soll dann auch wieder die jährliche Augen-OP-Aktion stattfinden, doch wegen Corona wissen wir nicht, ob das durchführbar ist“, bedauert sie.

Kontakt und nähere Informationen via E-Mail an [email protected] oder

www.hatunefoundation.de

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