Kulturmanager Wolfgang Frey hofft, dass das Kulturzelt in diesem Jahr stattfinden kann
„Es gibt einen Plan B“
Wolfhagen/Warburg
Angesichts der Impfstoffe könnte bald schon ein Licht am Ende des Tunnels aufflackern, aber wann genau es wieder ein Konzertleben so wie vor Corona geben wird, ist noch unklar. Redakteurin Alice Koch sprach mit Festival-Organisator Wolfgang Frey über die Aussichten für das Wolfhager Kulturzelt, das vom 4. bis zum 19. Juni im Stadtpark an den Teichwiesen über die Bühne gehen soll.
Coronabedingt musste das Kulturzelt im vergangenen Jahr ausfallen. Wie viele Karten waren da bereits verkauft?
Wolfgang Frey: Als das Festival abgesagt wurde, hatten wir bereits 7000 Karten verkauft. Etwa 1000 Tickets wurden zurückgegeben, aber wir haben in den vergangenen Monaten auch 2000 wieder verkauft, sodass wir aktuell bei 8000 verkauften Karten stehen.
Wenn fast alle Besucher in diesem Jahr erneut kommen, gibt es dann überhaupt ein zusätzliches Kontingent an Tickets?
Frey: Es werden ausreichend Tickets vorhanden sein. Zumal wir planen, dass Zelt durch das eventuelle Aufstellen von zwei weiteren Masten erheblich zu erweitern. Außerdem werden wir versuchen, die beiden Seitenteile des Zeltes herausnehmen, sodass es eine halbe Open-Air-Veranstaltung – auch wegen Corona – mit einem deutlich höheren Platzkontingent wird. Wir denken da in viele Richtungen.
In den Wochen und Monaten nach der Absage des Festivals, haben Sie begonnen, die Künstler auf dieses Jahr umzubuchen und Lücken mit der Verpflichtung weiter Acts zu füllen. War das problemlos möglich?
Frey: Alle Künstler, die uns eine Zusage für das Kulturzelt im vergangenen Jahr gegeben haben, möchten gerne im Juni bei uns auftreten, sodass die Planungen für das Kulturzelt 2021 fast abgeschlossen sind. Der Termin ist vom 4. bis 19. Juni. In der Planung sind zurzeit 16 Veranstaltungstermine, von denen 14 terminiert und im Verkauf sind. Offen sind nur noch der 16. und der 18. Juni. Für den 16. verhandeln wir gerade mit Ben Zucker. Mal sehen, ob das klappt. Dadurch, dass wir mit dem 26. und 27. Kulturzelt ein Doppelfestival feiern, sind es auch mehr Termine als in einem normalen Festivaljahr.
Derzeit lässt sich wohl kaum eine Prognose abgeben, ob das Kulturzelt überhaupt stattfinden kann. Wie gehen Sie weiter vor?
Frey: Niemand kann zum jetzigen Zeitpunkt sagen, wie die Lage der Pandemie im Juni sein wird, welche Hygienemaßnahmen dann gelten und welche Auflagen die Festival-Veranstalter seitens der Behörden auferlegt bekommen. Wir hoffen natürlich, dass bis dahin eine Form von Herdenimmunität gegeben ist. Auch Antigen-Schnelltests sind denkbar. Fest steht, dass wir uns nach dem Lockdown mit dem Gesundheitsamt, dem Magistrat und der Verwaltung zusammensetzen und uns beraten werden.
Gibt es einen Plan B?
Frey: Nach Rücksprache mit den Agenturen haben wir einen Plan B entwickelt. Wenn die Freiheiten nicht gegeben sind, dass das Festival im Juni stattfinden kann, werden wir den September als Ausweichtermin nehmen. Allerdings wird es dann ein kleineres Festival geben, das über acht oder neun Tage gehen wird. Schade ist, dass einige Künstler ihren Jahreskalender komplett durchgeplant haben, sodass sie bei einem eventuellen Ausweichtermin keine Zeit haben werden, bei uns aufzutreten. Diese Acts werden wir dann nach 2022 verlegen.
Ein Mini-Kulturzelt mit weniger Besuchern, Maske und Sicherheitsabstand – ist das denkbar?
Frey: Ein Mini-Festival kommt für uns nicht infrage. Wenn wir nur die kleineren, bestuhlten Veranstaltungen stattfinden lassen, geht der Charakter des Kulturzeltes verloren. Wir haben uns einen Namen dadurch gemacht, dass auch Weltstars im kleinen Wolfhagen auftreten. So wie in diesem Jahr Samy Deluxe, für den wir bereits 1500 Tickets verkauft haben. Auch für Nico Santos, The Hooters oder LaBrassBanda haben wir schon 1000 Karten verkauft. Die Abstandsregeln müssen fallen – sonst wird es schwierig.
Außerdem bleibt ja der Kostenfaktor für das Zelt, die Technik und die Crew der gleiche. Das würde ein Festival in abgespeckter Form schwierig machen.
Ist es eine Option, das Festival virtuell stattfinden zu lassen?
Frey: Das ist für uns keine Option. Das Kulturzelt ist eine Live-Veranstaltung, das wollen wir auch so beibehalten. Die Leute wünschen sich Live-Konzerte als einen Schritt in Richtung Normalität, und man merkt, je länger die Pandemie anhält, desto größer wird das Bedürfnis werden. Deshalb unternehmen wir alles, damit das Festival wie geplant im Juni stattfinden kann.
Vorausgesetzt, das Kulturzelt darf 2021 stattfinden: Auf welchen Act freuen Sie sich am meisten?
Frey: Das ist schwierig zu sagen. Es sind vielen tolle Bands und Comedians dabei. Aber am meisten freue ich mich tatsächlich auf Samy Deluxe. Er ist ein ganz großer der Rap-Musik-Szene. Ich habe ihn schon mal in Tuttlingen bei einem Zeltfestival live gesehen – ein sensationeller Künstler mit einer großartigen Band. Allerdings freue mich auch sehr auf LaBrassBanda. Diese Blechbläser bieten die größte Party, die in einem Zelt stattfinden kann. Es gibt eigentlich nur Höhepunkte beim Kulturzelt!
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