Apotheken-Museum in Hofgeismar zeigt die Geschichte der Pharmazie
Geheimnisse aus dem Giftschrank
Warburg/Hofgeismar (WB). Rätselhafte Destillationsöfen, hochgiftige Pülverchen und eine kuriose Drogensammlung: All das findet der Besucher im Apotheken-Museum Hofgeismar. Es erzählt auf mehr als 400 Quadratmetern die Geschichte der Pharmazie und zeigt die Historie des Apothekerberufs anhand wertvoller Ausstellungsstücke. Darum geht es in dieser Folge unserer Serie „Im Herbst durch die Heimat“.
Besuch der Alchemistenküche
Untergebracht ist das Museum im „Steinernen Haus“, dem ältesten Gebäude der Stadt, das 1239 erstmals urkundlich erwähnt wird. Ein Großteil der Exponate stammt von der Apotheker-Familie Sander, die zum Teil jahrhundertealte Gerätschaften, Ampullen, Mörser, Waagen sowie Arzneimittelrezepte und Bücher zusammengetragen hat.
Die Führungen durch das Museum beginnen im Keller mit romanischem Kreuzgratgewölbe, wo die Laborgeräte des Apothekers ihren Platz gefunden haben. „In der Alchemistenküche fühlt sich der Besucher um Jahrhunderte zurückversetzt“, weiß Museumsführerin Christa Figur. Nachbauten alter Destillationsöfen und Messapparaturen des 20. Jahrhunderts geben einen Einblick in den Alltag in früheren Zeiten.
Damals war die individuelle Herstellung von Medikamenten die Hauptaufgabe der Apotheker. So können die Besucher hautnah miterleben, wie Pillen gepresst wurden und ihr Glück auch selbst versuchen. Der Eingangsbereich ist nur wenigen musealen Einzelstücken vorbehalten, wie der Rübenpresse, die einer 1841 gegründeten Zuckerfabrik entstammt.
Hochgiftige Substanzen
Im ersten Obergeschoss sind neben Waagen und Gewichten Schränke und Standgefäße der Hubertus-Apotheke von 1949 zu besichtigen. Der rekonstruierte Verkaufsraum, die Offizin, die im zweiten Stock des Hauses zu sehen ist, basiert auf Einrichtungsteilen der Brunnenapotheke von 1768. In der Museumsbibliothek sind neben Arzneibüchern und Gesetzessammlungen auch Fachbücher (das älteste stammt von 1582) aus den Bereichen Pharmazie, Chemie, Physik und Botanik, archiviert – für die pharmazeutische Arbeit unentbehrlich.
Neugier bei den Besuchern weckt auch die Drogensammlung mit zahlreichen geheimen Kräutern, wie beispielsweise der China-Rinde, die lange Zeit das einzige Mittel gegen Malaria war. Im dritten Obergeschoss befindet sich das Prunkstück des Museums: Die Originaleinrichtung des Verkaufsraums der Sanderschen Hirsch-Apotheke von 1801.
Die Regale sind mit Gefäßen bestückt, die ebenfalls aus dieser Zeit stammen. „Hochgiftige Substanzen wie Quecksilber, Strychnin oder Arsen hatten ihren eigenen Giftschrank und wurden durch Etiketten mit weißer Schrift auf schwarzem Grund gekennzeichnet“, erklärt Christa Figur, ehrenamtlich für das Museum tätig.
Team aus Ehrenamtlichen
Zum Team gehören außerdem Cecile Bauer, Heike Eichenberg, Dieter Rüddenklau, Christa Israel, Ruth Ritter, Thomas Emde, Gerhard Dringenberg, Christine Gratzer, Edgar Drechselgrau, Susanne Bigge, Thomas Otterpohl und Irina Schmidt. Unterstützung erhalten die ehrenamtlichen Mitarbeiter von der Stadt sowie dem Heimat- und Verkehrsverein.
Geöffnet sind das Apotheken-Museum und der angrenzende Museumsgarten, in dem Kräuter und Heilpflanzen wachsen, Mittwoch und Sonntag von 15 bis 18 Uhr. Jeden zweiten Samstag im Monat findet um 15 Uhr zusätzlich eine öffentliche Führung statt.
Corona-bedingt ist eine telefonische Anmeldung bei der Tourist-Information Naturpark Reinhardswald unter der Rufnummer 05671/999222 erforderlich. Der Eintritt ist frei.
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