Kirchen reagieren auf Corona – Erstkommunion wird verschoben
Gottesdienste im Internet feiern
Warburg/Borgentreich/Paderborn (WB). Der evangelische Pfarrer Kai-Uwe Schroeter aus Borgentreich geht einen besonderen Weg, um in Zeiten von Corona die Gläubigen zu erreichen: Der ohnehin für seine Online-Predigten bekannte Geistliche hat am Sonntag den Gottesdienst aus der Kirche in Borgentreich im Internet übertragen.
„Ein Wort, das Mut macht“
Der Gottesdienst wurde auf der Internetseite www.onlinepredigten.de und auf der Video-Plattform YouTube gezeigt. Auch in den kommenden Wochen soll es diesen Service geben. Zurzeit erlebten die Menschen drastische Maßnahmen, erklärt Schroeter: Schulen blieben geschlossen, Veranstaltungen würden abgesagt. „Alle Maßnahmen haben nur ein Ziel: Das Tempo der Corona-Ausbreitung zu verlangsamen“, sagte der Pfarrer.
Daher habe die evangelische Kirchengemeinde Altkreis Warburg beschlossen, lokal keine Gottesdienste für Besucher anzubieten. „Trotzdem ist der Sonntag ein Tag, an dem wir das Wort Gottes brauchen. Ganz besonders heute. Ein Wort, das Mut macht in Zeiten der Angst“, sagte Schroeter im Gottesdienst. Denn Panik sei etwas, „aus dem nie etwas Gutes entstehen könnte“.
Borgentreicher kommen trotzdem
„Wir wollten live senden“, erklärte Schroeter im Anschluss. Aus technischen Gründen sei der Gottesdienst aber aufgenommen worden. Samstagabend und Sonntagmorgen wurde er in der leeren Kirche vor laufender Kamera ausgerichtet. Organist Thilo Nordheim aus Nörde wirkte mit. „Zur Gottesdienst-Zeit kamen dann aber etwa 30 Leute, die sich das Aufnehmen anschauen wollten. Das war natürlich nicht Sinn der Sache“, sagt Schroeter. Die Bürger bekamen einen Kaffee, dann wurden sie aber nach Hause geschickt.
Bereits am Samstagmorgen hatte Volker Neuhoff, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Paderborn, darum gebeten, bis zum 5. April keine Gottesdienste mehr zu feiern. Die evangelische Kirche wolle ihren Beitrag dazu leisten, dass sich das Coronavirus nicht weiter verbreitet. „Es gibt im Fernsehen, im Rundfunk und auch im Internet viele Möglichkeiten zur Teilnahme an Gottesdiensten“, sagte Neuhoff.
Isolation ist Thema
Das katholische Erzbistum Paderborn, und damit auch die Gemeinden im Warburger Land, hatten sich zunächst nicht für eine generelle Absage aller Gottesdienste entschieden. In den Kirchen in Warburg und Willebadessen wurden Gottesdienste gefeiert, jedoch mit Vorsichtsmaßnahmen (keine Mundkommunion, Handdesinfektion bei Priestern und Kommunionhelfern, Absage von Firmfeiern). Außerdem hatte Generalvikar Alfons Hardt alle Gläubigen von der Pflicht zum sonntäglichen Kirchgang entbunden und vorgeschlagen, zu Hause im Familienkreis zu beten.
„Die Fragestellung stand im Raum, ob wir herunterfahren oder nicht“, sagte Pfarrer Gerhard Pieper, Leiter des pastoralen Raumes Warburg, am Sonntagmittag. Man habe sich dagegen entschieden. „Die Frage ist ja auch: was macht Isolation mit Menschen? Wir als Kirche haben eine Verantwortung gegenüber den Menschen. Aber wir dürfen das Ganze nicht anfeuern.“ Der neue Pfarrbrief, der bis Ostern reiche, sei bereits veröffentlicht worden. „Unter Vorbehalt“, ergänzte Pieper. Denn die Planung könne in dieser Zeit auch sehr schnell hinfällig sein.
Kommunion wird verschoben
Seine Ahnung bewahrheitete sich: Schon am Sonntagnachmittag verfügte das Erzbistum Paderborn die Absage aller öffentlichen Veranstaltungen von Montag, 16. März, an. Das betreffe neben Gottesdiensten auch Tagungen, kirchliche Fortbildungsangebote, Gremiensitzungen und Fahrten.
„Auch die Feier der ersten Heiligen Kommunion muss aufgrund der Gesamtsituation auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden“, teilte das Bistum mit. Die Kirchen selbst sollten geöffnet bleiben. Auch die Einzelseelsorge bliebe gewährleistet. Weitere Details wolle das Erzbistum am Montag, 16. März, bekannt geben.
Beerdigung ohne Trauerfeier
„Ich hatte das Gefühl, dass den Leuten am Sonntag bewusst war, dass diese Gottesdienste vorerst die letzten gewesen sein könnten“, sagte Gerhard Pieper. Nun müsse man von Tag zu Tag schauen und im Einzelfall, etwa bei Beerdigungen, entscheiden, was zielführend und für die Beteiligten das richtige sei. Dazu Pieper: „Im Großen wie im Kleinen auf Sicht fahren – aber nicht blauäugig.“
Der Pastoralverbund Borgentreicher Land hatte am Sonntag auf das Feiern von Gottesdiensten verzichtet. Zudem hatten sich die Verantwortlichen darauf verständigt, Beerdigungen im kleineren Rahmen zu ermöglichen. Dabei solle jedoch die Trauerfeier in der Kirche entfallen.
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