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Ostergruß landet in Bonenburger Briefkästen

Kinder klirpern, was das Zeug hält

Warburg-Bonenburg

Auch in diesem Jahr werden die Bonenburger an den Kartagen dieses besondere Geräusch zur Mittagszeit und um 18 Uhr hören: ein Knatschen und Ratschen. Die Messdiener sind unterwegs und ersetzen mit den Holzklirpern das Angelusläuten der Kirchenglocken. Ein alter Osterbrauch, der nur noch in wenigen Gemeinden gepflegt wird.

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Die zehnjährigen Zwillinge Janina und Emily Niggemann freuen sich auf ihren ersten Messdienereinsatz. 300 Ostergrüße werden im Ort verteilt. Zudem gibt es eine Osterfeuer-Challenge. Foto: Verena Schäfers-Michels

Zudem bedenken die vierzehn Mädchen und Jungen im Alter von 10 bis 18 Jahren die Gemeindemitglieder mit einem ganz individuellen Ostergruß: 300 Päckchen mit Sonnenblumenkernen und eine Fotokarte mit einem Osterkerzenmotiv aus dem Innenraum der Kirche Heilig Kreuz Erhöhung werden verteilt.

Die Jüngsten sind die beiden zehnjährigen Zwillingspaare Janina und Emily Niggemann und Jonah und Eliah Beckmann, die zum ersten Mal dabei sind. Für sie ist diese Gemeinschaftsaktion etwas ganz Besonderes, denn das reguläre Messdienerleben konnten sie in den vergangenen Monaten aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Vorsichtsmaßnahmen noch nicht erleben.

„Viele sportliche Aktivitäten müssen derzeit ausfallen“, weiß Gudrun Niggemann, die Mutter der Zwillingsmädchen. „Aber bei den Messdienern haben die beiden das Gefühl, dazuzugehören. Obwohl sie neu dabei sind, fallen sie nicht raus und können etwas in der Gruppe unternehmen, obwohl sie natürlich trotzdem getrennt gehen.“

„Kinder sind froh, mal rauszukommen“

Acht kleine Gruppen von zwei bis drei Messdienern werden die Bezirke ab Freitagmittag abklappern und sie sind froh „mal rauszukommen“ und eine Aufgabe zu haben.

Was das Klirpern überhaupt für eine Bedeutung hat, erklärt Michelle: „Am Gründonnerstag werden die Glocken ausgestellt. Normalerweise rufen sie um 6.30 Uhr, um 12 Uhr und um 18 Uhr zum Engel des Herrn, dem Angelusläuten. Um trotzdem auf diese Zeiten aufmerksam zu machen, klirpern wir.“

Die Klirpern sind unterschiedlich große Holzratschen, von denen die Älteste und Schwergängigste bereits 85 Jahre alt ist. In früheren Zeiten hatten nur die Abschlussschüler der 8. Klasse der Volksschule das Privileg, am Klirpern teilzunehmen, aber mit der Ablösung dieser Schulform durch die Haupt- und Realschule entfiel diese Einschränkung.

Lobeprozession am Karfreitag

2008 übernahm Martina Schwiddessen die Organisation des vorösterlichen Klirperns und sandte in manchen Jahren bis zu 50 Mädchen und Jungen aus. Ein paar Dinge musste sie umstellen, aber im Großen und Ganzen kann die Aktion wie gewohnt ablaufen.

Bereits 2020 sind die Messdiener von zu Hause aus losgezogen. Gebrochen werden musste mit einer 86 Jahre währenden Tradition, der Lobeprozession am Karfreitag zum Hoppenberg, die 1945 durch Pastor Wilhelm Göke eingeführt wurde, als Dank dafür, dass der Ort von den Alliierten verschont bliebe.

Körbchen für einen Obolus

Auch ein gemeinsames Mittagessen wird es in diesem Jahr nicht geben. Doch Martina Schwiddessen hat sich etwas anderes überlegt. „Am Samstagvormittag können sich die Mädchen und Jungen ein Essen ‚to go‘ bei der Bäckerei Brechtken abholen. Und jeder bekommt ein kleines Osterlamm als Geschenk.“ Auf die Idee, das Klirpern abzusagen, kam sie nie. „Das ist uns wichtig. Die Kartage sind keine freien Tage, das wollen wir unseren Mitmenschen ins Bewusstsein rufen.“

Auch an Ostern denken die Messdiener an die Gemeinde und haben kleine Weihwasserflaschen abgefüllt, die in der Kirche abgeholt werden können. Außerdem rufen die Messdiener zu einer Osterchallenge auf. Jeder soll am Sonntag sein eigenes Osterfeuer im Garten entzünden. Wer die Messdiener unterstützen möchte, findet daneben auch ein Körbchen, in dem er den jungen Leuten einen Obolus hinterlassen kann.

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