Warburger Gymnasium Marianum setzt Stundenplan online um – Schüler berichten über ihre Erfahrungen
Videokonferenz statt Klassenraum
Warburg
Die Schulen in Nordrhein-Westfalen sind aufgrund der anhaltend hohen Corona-Infektionszahlen – abgesehen von einer Notbetreuung – geschlossen. Das Homeschooling stellt Lehrer, Schüler und Eltern vor große Herausforderung. Das WESTFALEN-BLATT möchte wissen, wie es klappt.
Das Lernen auf Distanz wird seitens der Schulen unterschiedlich gehandhabt. Am Gymnasium Marianum mit knapp 500 Schülern wird der normale Stundenplan 1:1 umgesetzt – auf Distanz. Der Unterricht endet also auch regulär – in der Oberstufe teilweise erst um 15.50 Uhr. Wenn in der ersten Unterrichtsstunde Deutsch angesetzt ist, dann findet der Unterricht zur exakten Zeit auch statt.
Schüler und Lehrer treffen sich nicht in der Schule, sondern online über die Microsoft-Plattform Teams. Schulleiter Frank Scholle: „Der Videounterricht klappt erstaunlich gut. Bei den Fünftklässlern genauso wie in der Q2.“
Nicht immer sehen sich Schüler und Lehrer am Bildschirm. Aus dem Video- wird teilweise auch ein Audio-Unterricht. „Ohne Bild ist die Verbindung stabiler“, sagt Frank Scholle. Manchmal fliege zwar vereinzelt ein Schüler für ein paar Sekunden aus der Konferenz raus, „aber eigentlich klappt es gut.“ Seine größte Befürchtung, dass das schuleigene WLAN-Netz am ersten Online-Unterrichtstag in die Knie gehen könnte, habe sich zum Glück nicht bewahrheitet. Technische Fehler würden sich in Grenzen halten, die Unterstützung seitens der Stadtverwaltung bei Problemen sei sehr gut.
Und auch die technische Ausstattung in den Familien scheine ausreichend zu sein. Wer Bedarf hätte, könne das Ausleihen eines digitalen Endgerätes beantragen. Scholle: „Einige Schüler arbeiten auch mit einem Smartphone.“
Jan Tillmann ist Mathematiklehrer und unterrichtet den aktuellen Abiturjahrgang über Teams. „Natürlich fällt es den älteren Schülern leichter als den jüngeren.“ Aber auch die Fünft- oder Sechstklässler seien diszipliniert bei der Sache, weiß er von Kollegen.
Die Schüler von Jan Tillmann sehen sich trotz des Distanzunterrichts gut auf das Abitur vorbereitet. Das zeigt eine Videokonferenz mit sechs seiner Schüler. „Wir machen uns zwar alle Gedanken, ob wir mit dem Lernstoff hinterher kommen. Eine gewisse Unsicherheit bleibt“, sagt Lena Koch aus Niesen. Ihr Lehrer versichert aber: „Wir schaffen das. Und die Abituraufgaben werden ja der derzeitigen Situation angepasst.“
„Positiv ist, dass viele Lehrer, die den Online-Unterricht vorher skeptisch gesehen haben, sich relativ schnell eingefunden haben“, urteilt Annika Schmidthalsaus Germete. Die 19-Jährige sagt aber auch klar: „Der Video-Unterricht ist unpersönlicher. Dafür kann aber niemand etwas. Auch wenn es gut laufe: „Ich vermisse die Schule, und zwar nicht nur wegen des Unterrichts, sondern auch wegen meiner Freunde.“
Madeline Widmann aus Ossendorf kann dem Ganzen auch Positives abgewinnen: „Ich kann etwas später aufstehen, weil ich mir den Schulweg spare.“
Luke Sommerfeld aus Germete meint, dass sich das Distanzlernen im Vergleich zum ersten Lockdown im Frühjahr 2020 deutlich positiv entwickelt hat: „Die Lehrer kennen sich jetzt besser aus und die App hat sich auch verbessert.“ Diese positive Entwicklung vom ersten zum zweiten Lockdown sieht auch Lena Koch: „Die Interaktion zwischen Lehrern und Schülern ist vergleichbar mit der im Präsenzunterricht. Aber das Sprechen vor dem eigenen Bildschirm ist schon gewöhnungsbedürftig.“
Einig sind sich die Abiturienten, dass ihnen das Homeschooling mehr Selbstdisziplin abverlangt. „Aber wir wollen ja alle ein gutes Abitur ablegen. Dafür strengen wir uns an.“
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