Singen für Vielfalt und Frieden auf dem Neustadt-Marktplatz
Warburg zeigt Gesicht gegen Rassismus: für Vielfalt und Frieden
Warburg
Zusammenstehen gehen Rassismus: Mit Liedern, Gedichten, sehr persönlichen Worten und Geschichten haben in Warburg jetzt knapp 60 Menschen Gesicht gezeigt.
Die Erd-Charta-Ideenwerkstatt (ECI) hatte zum Singen für Vielfalt und Frieden auf dem Neustadt-Marktplatz eingeladen. Gegen Ausgrenzung und gegen Krieg. Rassismus, sagt Andre Veddeler, habe viel mit Angst zu tun. Angst vor etwas oder jemandem, der oder die, anders sein. Angst vor Veränderung. Angst davor, sich auf etwas Neues einzulassen: „Einfach Angst vor dem Unbekannten.“
Der Lehrer der Sekundarschule am Teilstandort Borgentreich, eine Erd-Charta-Schule, hatte zum Welttag gegen Rassismus seine Gedanken in Worte gefasst, das Mikrofon ergriffen
Deshalb kamen Geflüchtete verschiedener Kulturen zu Wort, sangen und sprachen darüber, was sie erlebt haben an Rassismus und Vorurteilen, Gewalt, Verfolgung und Krieg in den Herkunftsländern. Und wie sie sich ein Leben und Zusammenleben wünschen: „Zusammen leben und arbeiten ohne Rassismus“, sagt Afshar Azizi Poor (25). Er ist mit seinem Bruder Sina aus dem Iran geflüchtet und lebt seit einem Jahr in Warburg.
Ausstellung im Johann-Conrad-Schlaun-Berufskolleg
Bevor er ein Lied auf Kurdisch anstimmt, formuliert der junge Mann, er freue sich, dass die Anwesenden gekommen seien, auch um ihn und die anderen kennenzulernen. „Man sollte offen für alles sein, um der Vielfalt, die das Leben bereichert und bunter macht, eine Chance zu geben.“ Und es gehe darum, „die Komfortzone zu verlassen“, so der eindringliche Appell des jungen Lehrers, der seinen Beitrag mit dem Satz „Vorurteile sind immer fehl am Platze“ beendete.
Die jungen Geflüchteten aus dem Programm „Durchstarten in Ausbildung und Arbeit“ zeigten zusammen mit Theaterpädagogin Melanie Peter (Höxter) ihr Gesicht für Vielfalt und knüpften auf dem Marktplatz an ihr Ausstellungsprojekt am Johann-Conrad-Schlaun-Berufskolleg an (bis 31. März dort zu sehen). Unter der Überschrift: „Was ist Heimat?“, trugen sie ihre Statements vor.
Veronika Udaltsova aus Charkiw zog die Parallele vom Welttag gegen Rassismus zum Krieg in der Ukraine: „Putins Krieg in der Ukraine ist auch Rassismus. Weil Russland das ukrainische Volk niederschmettern will.“ Mit eindringlichen Worten machte sie bei allem Leid auch die gute Nachricht deutlich: „Wenn das Böse passiert, braucht es mutige Menschen, die zusammenstehen, um es zu besiegen. Gerade jetzt werden Menschen auf der ganzen Welt benötigt, um sich zu vereinen und gegen Rassismus zu kämpfen."
Flaggen und Friedenssymbole wehen auf dem Platz
Anschließend sang die junge Mutter mit ihrem Mann Sergii ein polnisches Volkslied, das sie zwei polnischen Freiwilligen widmeten, die am Vortag bei humanitärer Hilfe in der Ukraine von russischen Soldaten verletzt worden waren. Es war am Dienstagabend (21. März) nicht nur eine Veranstaltung zum Welttag gegen Rassismus, sondern auch für Frieden.
Und so wehten ukrainische Flaggen und Friedenssymbole ebenso auf dem Marktplatz, wie es Musik und Lieder, begleitet mit Trommeln und Gitarre zum Zuhören und Mitsingen, als vielfältige Botschaft gab. Stefan Helg und die anwesenden Warburger, die in den Gesang des Warburger Musikers einstimmten, sorgten gemeinsam für Momente mit Gänsehaut-Gefühl bei Liedern wie „Sag mir, wo die Blumen sind“, „Wir ziehen in den Frieden“, „Nein, meine Söhne geb' ich nicht“ und abschließend John Lennons „Imagine“.
Dagmar Feldmann, Erd-Charta-Botschafterin, erzählte abschließend die Geschichte von den Kindern auf der Straße, die Krieg spielen - aber nicht wissen, wie man Frieden spielt.
Und ECI-Koordinatorin Valeria Geritzen fasste die Botschaft vom Warburger Marktplatz mit den Worten des Grundgesetzes zusammen: „Artikel 1: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Recht geboren. Sie sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“ Sie formulierte, dass ein Zusammenstehen wie am Dienstag mit so vielen unterschiedlichen Akteuren Kraft für die nötige Motivation und Courage gebe, sich weiterhin gemeinsam vielfältig einzusetzen
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