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Akten werden nach Höxter gebracht – Bürgermeister hofft auf ein „Archiv der zehn Städte“

Stadtarchiv Willebadessen zieht um

Willebadessen

Spätestens ab Donnerstag, 14. Januar, ist die Geschichte der Stadt Willebadessen eng mit dem Kreis Höxter verbunden. Wenn im Laufe des Tages ein Lastwagen vorfährt, werden mehr als 900 Kartons voller Akten an die Weser gebracht. Das Archiv der Eggestadt zieht nach Höxter.

Daniel Lüns

Kistenweise Geschichte: In mehr als 900 Kartons lässt sich allerlei Interessantes über die Geschichte von Willebadessen und seiner Umgebung erfahren. Markus Blaschek, Leiter der Bauverwaltungsamtes, gewährt einen Blick ins Stadtarchiv Foto: Daniel Lüns

Wehmütig wird Markus Blaschek nicht sein, wenn er die Kartons abgibt. „Wir geben unsere Geschichte nicht aus der Hand“, sagt der Leiter des Bauverwaltungsamtes. „Ich sehe darin eine große Chance, das Material nutzbar zu machen. Wehmütig werde ich, wenn ich daran denke, dass das Archiv bisher kaum zugänglich war“, ergänzt Bürgermeister Norbert Hofnagel.

Denn in den vielen Kisten sei so mancher Schatz verborgen. Die ältesten Schriftstücke stammten aus dem 16. Jahrhundert. Das Archiv reiche bis in die Zeit der kommunalen Neugliederung. Vor allem handle es sich dabei um Dokumente der Verwaltung, „die man als archivwürdig eingestuft hat“, erklärt Blaschek. Akten oder Ordner, welche einen Einblick in längst vergangene Zeiten geben.

Akten aus der unmittelbaren Nachkriegszeit

Dazu gehörten etwa Grundstücksangelegenheiten. „Gemarkungen haben sich im Laufe der Zeit entwickelt. Manche Namen gibt es noch heute“, sagt Blaschek. Interessant seien auch Akten aus der unmittelbaren Nachkriegszeit, in denen es vorrangig um den Neuaufbau gehe. „Man darf nie vergessen, was für ein Aufwand es etwa war, Vertriebene und Kriegsheimkehrer unterzubringen. Manche Orte haben sich in diesen Jahren um mehr als 100 Prozent vergrößert.“

Für die Eggestadt seien auch der Brand in Peckelsheim vor einem Jahrhundert oder der Einzug der Eisenbahn prägend gewesen. All das zeichne letztlich ein Bild der damaligen Gesellschaft. „Die Kultur in Europa ist durch Verwaltungsvorgänge dokumentiert“, fasst es Markus Blaschek zusammen.

Dokumente verdeutlichen Entstehung des Kreises Höxter

Zahlreiche Dokumente der alten Ämter etwa verdeutlichten die Geschichte der Entstehung des Kreises Höxter – und das Ende des alten Kreises Warburg. So lagerten im Willebadessener Rathaus bisher viele Akten der Ämter Peckelsheim und Dringenberg-Gehrden, ebenso Material aus Willebadessen. „Teilweise auch aus Warburg, weil die geografischen Zuschnitte früher anders waren“, ergänzt Norbert Hofnagel.

In Höxter sei all das besser aufgehoben. Zum einen sei die bisherige Lagerung in der Zehntscheune nicht optimal gewesen: Wechselnde Temperaturen, Feuchtigkeit und die Einwirkung von Staub habe Spuren hinterlassen. Zum anderen sei die Stadtverwaltung für eine eigene, professionelle Aufarbeitung zu klein.

Material wird für zunächst zwei Jahre eingelagert

„Es ergibt auch wenig Sinn. Alle Städte des Kreises haben ja kulturhistorische Bezüge zueinander“, sagt Hofnagel. Wie Thomas Fuest, Pressesprecher des Kreises Höxter, erklärt, wird der Kreis das Material nun für zunächst zwei Jahre sicher und archivgerecht einlagern. Die Willebadessener hoffen, dass die Daten darüber hinaus auch erschlossen und öffentlich zugänglich gemacht werden können.

„Man redet immer vom Kulturland Höxter. Das hier ist ein Baustein dafür“, sagt Norbert Hofnagel. Er wolle auch andere Städte dafür begeistern, dem Willebadessener Beispiel zu folgen. So könnte etwa ein großes „Archiv der zehn Städte“ entstehen. Tatsächlich soll diese Idee bald durch die Bürgermeisterkonferenz besprochen werden, erklärt Thomas Fuest. Bisher sei aber nicht abschließend geklärt, wie andere Städte im Kreis mit ihren Archiven bzw. der Idee eines großen Archives umgehen.

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