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„Diverses“ Hundesteuer-Formular sorgt für Aufregung

Detmold: Sind Hunde nicht nur weiblich und männlich?

Detmold/Enger

Ist die Stadt Detmold auf den Hund gekommen? Jedenfalls ist die Aufregung groß, da sich derzeit ein Anmeldeformular zur Hundesteuer im Internet verbreitet und bundesweit für Aufsehen sorgt. Auf dem Online-Antrag steht unter dem Feld für das Geschlecht des Tieres zur Auswahl: „weiblich, männlich, divers, keine Angaben“.

Dieses Hundesteuer-Formular der Stadt Detmold weist für Hunde als Geschlecht nicht nur weiblich und männlich aus, sondern auch „divers“ und „keine Angaben“. Die Verwaltung der lippischen Kreisstadt hat das Formular inzwischen offline gestellt. Foto: Andreas Schnadwinkel

Gibt es für Hunde aus Sicht der Verwaltung etwa mehr als zwei Geschlechter? Will das Rathaus Hundehaltern die Möglichkeit geben, in ihren Hunden nicht nur Rüden und Weibchen zu sehen, sondern im Zuge der Gender-Vielfalt womöglich eine Hund:in? „Wir haben den veralteten Link zu dem Formular mittlerweile inaktiv geschaltet“, teilte die Stadt Detmold am Mittwoch auf Anfrage mit.

Stadt: alte Verlinkung

Man arbeite seit 2022 für alle Dienstleistungen mit ei­nem Serviceportal und bietet die Hundesteuer-Anmeldung ausschließlich online an. „Wie der Suchanfrage in einem der gängigen Browser zu entnehmen ist, war bis dato fälschlicherweise noch eine alte Verlinkung eines Formulars aus dem Jahr 2019 aktiv geschaltet. Dieses Formular ist seit vier Jahren nicht mehr gültig und nie aktiv im Einsatz gewesen. Die zweifelsohne fehlerhafte Frage zur Geschlechtsdefinierung von Hunden wurde somit bereits vor Jahren erkannt“, erklärte die Stadt am Mittwoch weiter.

Detmold ist nicht die erste Kommune in Nordrhein-Westfalen, bei der solch ein Dokument im Online-Portal auftaucht. Vor eineinhalb Jahren hatte auch Neuenrade (Märkischer Kreis) im Sauerland den viralen Spott auf sich gezogen. Die Möglichkeit, „divers“ als Geschlecht eines Hundes angeben zu können, sei nicht beabsichtigt gewesen, hatte der Bürgermeister Antonius Wiesemann (CDU) damals gesagt und von einem „Fehler im System“ gesprochen. Warum passiert das nur Kommunen in NRW? Viel spricht dafür, dass die Ursache beim Serviceportal NRW liegt. Darüber wickeln Städte und Gemeinden eine Vielzahl ihrer digitalen Dienstleistungen ab.

Fehler beim Übertragen

Betreiber sind der Dachverband kommunaler IT-Dienstleister (KDN) und das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung. Plausibelste Erklärung: Die Vorlage für die Hundesteuermeldung könnte ein Formular aus dem Personenstandswesen sein, das beim Übertragen wahrscheinlich nicht geprüft und korrigiert worden ist.

Ist eine Korrektur denn notwendig? „Es gibt zweigeschlechtliche Hunde“, sagt Dr. Carsten Plischke. Der Tierarzt aus Enger (Kreis Herford) hat schon mal ei­nen Labrador mit Scheide und Penis gesehen. „Diese Anomalie kommt natürlich äußerst selten vor, das bewegt sich im niedrigen Promillebereich“, erklärt der Veterinär. Solche Hunde seien in ihrer Lebensqualität nicht beeinträchtigt, und auch das Überleben sei wegen zweier Geschlechtsteile nicht gefährdet.

Zweigeschlechtliche Hunde

„Wenn solch ein Hund keine Hoden hat, dafür aber Eierstöcke, dann ist er eher weiblich. Wie sich ein zweigeschlechtlicher Hund fühlt, männlich oder weiblich, wissen wir nicht“, sagt Dr. Plischke. Allerdings kann der Hund trotz der durch falsche Zellteilung verursachten Anomalie Welpen bekommen – sofern die organischen Voraussetzungen vorhanden sind, also Gebärmutter und Eierstöcke. Dr. Plischke: „Dann steht dem Nachwuchs nichts im Weg.“

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