Wolfgang Schober aus Lage verklagt VW auf Rücknahme seines Tiguans
„Und manchmal bremst er plötzlich“
Lage (WB)
Die erste Notbremsung ohne erkennbaren Grund, sagt Wolfgang Schober (60) aus Lage, habe er am 22. Mai vergangenen Jahres erlebt. „Meine Frau und ich kamen vom Steinhuder Meer. Wir waren auf der B 482 bei Porta Westfalica unterwegs, als der Wagen bei Tempo 100 plötzlich eine Vollbremsung machte. Da war kein anderes Auto in der Nähe, und da lief auch kein Tier über die Straße.“
Wolfgang Schober, frühpensionierter Beamter der Bezirksregierung, hat beim Landgericht Detmold Klage gegen VW eingereicht. Er möchte, dass der Konzern den Tiguan zurücknimmt. „Das Auto hat etliche Mängel, die VW einfach nicht in den Griff bekommt.“
Der Ärger habe begonnen, als er den Wagen im Januar 2020 in Wolfsburg abgeholt habe – einen Tiguan Allspace Highline 4 Motion 2,0 TDI im Wert von 55.000 Euro. „Im hinteren rechten Kotflügel waren Textilfasern im Lack. Der Wagen war offenbar nachlackiert worden.“
Schober sah sich den VW genauer an und entdeckte Rost am Auspuff. „Vielleicht von der Überfahrt, denn das Auto wurde in Mexiko gebaut.“ Und: Die hintere Kante des Schiebedachs ragte aus der Karosserie heraus. Am meisten ärgerte ihn aber, dass der VW in der Konsole keine Einrichtung für das kabellose Laden seines Handys hatte. „Ich mag keine Kabel im Auto. Deshalb hatte ich das Business Premium-Paket bestellt, zu dem eine Telefonschnittstelle mit induktiver Ladefunktion gehört.“
Schober sagt, er habe damals kurz überlegt, den VW stehenzulassen. „Aber ich war mit einem Leihwagen in Wolfsburg, den ich schon abgegeben hatte, und natürlich ging ich damals noch davon aus, dass VW die Mängel beseitigen würde.“
Ein lippisches Autohaus sollte im Auftrag von VW den Wagen in Ordnung bringen. Es lackierte den Kotflügel neu, aber die Beseitigung der anderen Mängel gelang nicht. So war ein Nachrüsten der Handy-Ladefunktion überhaupt nicht möglich. „Und der Ärger ging weiter“, sagt Schober. „Ich hatte den Wagen auf Winterrädern übernommen. Als ich im April die Folie von den Sommerrädern abmachte, sah ich eine erhebliche Beschädigung an einem Reifen.“
Schober wandte sich an Arndt Schirneker-Reineke, Fachanwalt für Verkehrsrecht, und der ließ den Wagen von der DEKRA untersuchen. Der Gutachter schrieb, die Chromzierleisten an den linken Türen seien nicht in einer Flucht, deshalb komme es möglicherweise zu Windgeräuschen. Der Tankdeckel kratze beim Öffnen über den Lack, weil er nicht mittig montiert sei. Und das Schiebedach stehe hinten drei bis fünf Millimeter höher als der Rest des Dachs, was bei Vergleichsfahrzeugen nicht der Fall sei.
Zu der Beschädigung des Reifens merkte der Gutachter an, so ein Schaden können nur durch Auffahren auf ein Hindernis entstehen (Schober: „Beim Transport von Mexiko nach Deutschland?“). Notbremsungen konnte der Gutachter nicht reproduzieren, aber er fand im Fehlerspeicher Einträge, die von Datum und Uhrzeit her zu den von Schober geschilderten Gefahrenbremsungen passten.
Rechtsanwalt Arndt Schirneker-Reineke: „Wir haben VW im August zur Nachbesserung aufgefordert, aber die wurde abgelehnt. Daraufhin haben wir den Rücktritt vom Kaufvertrag erklärt, doch VW hat nicht reagiert.“ Deshalb sei nun Klage eingereicht worden.
Wolfgang Schober: „Bis heute hat der Wagen vier unerklärliche Gefahrenbremsungen gemacht. Wenn ich einsteige, habe ich jedes Mal ein schlechtes Gefühl, Und natürlich kann ich das Auto nicht guten Gewissens an jemand anderen verkaufen.“
Eine schriftliche Anfrage der Redaktion zu dem Fall ließ VW unbeantwortet.
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