Naturschutzverbände fordern Überarbeitung des Regionalplans für Ostwestfalen-Lippe
Warnung vor „Flächenfraß“
Detmold (WB/as)
Der Regionalplan für Ostwestfalen-Lippe bleibt bei Umweltverbänden umstritten. Die Kritik an dem Entwurf der Bezirksregierung Detmold reißt nicht ab. Jetzt haben die Naturschutzverbände in OWL auf mehr als 400 Seiten über 700 Einwände, Bedenken und Anregungen zu den textlichen und zeichnerischen Darstellungen des Entwurfs vorgelegt.
„Was dort planerisch vorbereitet wird, öffnet einem ungesteuerten Flächenverbrauch Tür und Tor“, kritisiert Karsten Otte, Sprecher der Bezirkskonferenz Naturschutz. Der Regionalplan legt für die nächsten 20 Jahre den planerischen Rahmen für Siedlung, Gewerbe, Verkehrsinfrastruktur, den Abbau von Bodenschätzen, Naturschutz sowie Gewässer in OWL fest. Aus dem Plan entwickeln die Kommunen ihre Flächennutzungs- und Bebauungspläne.
Die Naturschutzverbände kommen zu dem Ergebnis: „Das vom Regionalplan verfolgte Ziel, die Siedlungsentwicklung auf geeignete und möglichst konfliktarme Standorte zu konzentrieren, wird mit dem Entwurf komplett verfehlt.“ Der vorliegende Plan weist mehr als 440 Flächen mit rund 8000 Hektar als Allgemeine Siedlungsbereiche (ASB) aus. Dazu kommen mehr als 144 Flächen mit insgesamt etwa 4100 Hektar als Bereiche für gewerbliche und industrielle Nutzungen (GIB).
Darunter seien, so die Naturschützer, „schutzwürdige Flächen für lokale Biotop-Verbünde oder die Entwicklung von klimarelevanten Biotopen zu finden“. Von den insgesamt rund 12.000 Hektar ASB und GIB seien auf mehr als 6000 Hektar erhebliche Umweltauswirkungen zu erwarten, sollten sie bebaut werden. „Auch wenn es hier bisher um sogenannte Suchräume für Siedlungs- und Gewerbegebiete handelt, so werden sie durch die Pläne zu Vorranggebieten. Damit wird überall dort der Freiraum für schutzwürdige Naturbereiche komplett blockiert“, sagt Otte.
Der Regionalplan eröffne so den Kommunen die Option, nach und nach auf allen markierten Flächen entsprechend der ihnen zugestandenen Flächenkontingente zu bauen. „Das ist eine fatale Entwicklung“, sagt Ullrich Richter, Vertreter der Naturschutzverbände im Regionalrat Detmold. Diese haben deshalb 250 Anregungen zur Stärkung des Biotopverbundes eingereicht.
Auch werde die Chance vertan, den Dauerkonflikt zwischen Windkraftentwicklung und Artenschutz mit raumplanerischen Mitteln zu entschärfen. Otte: „In den alten Gebietsentwicklungsplänen stand, dass die Höhenzüge des Teutoburger Waldes von Windrädern frei zuhalten sind. Davon findet sich im neuen Regionalplan nichts wieder.“
Und ein möglicher Nationalpark Senne-Eggegebirge nach Ende der militärischen Nutzung sei im Planentwurf ebenso nicht zu finden. „Unser Eindruck ist, dass es den Planverfassern nur um Baulandbeschaffung geht“, sagt Otte.
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