Ermordeter Sektengründer in Uruguay: Richter erlässt Haftbefehle
Polizei fahndet nach zwei Frauen
Montevideo/Oerlinghausen (WB/bex). Im Mordfall des Sektengründers Arno W. (61) aus Oerlinghausen fahndet die Polizei in Uruguay nun nach seiner Frau Julie R. (60) und einer weiteren Frau. Ein Richter in Uruguay hat Haftbefehle gegen die beiden ausgestellt.
Das berichtete gestern die uruguayische Tageszeitung »El Observador«. Bei der zweiten Frau soll es sich um die Mutter von W.s mutmaßlichem Opfer Lea Saskia Laasner (35) handeln. Von den beiden Frauen fehlt jede Spur.
Die Schweizerin Lea Saskia Laasner war 2001 aus der Sekte geflohen. Sie hatte Arno W. wegen schweren sexuellen Missbrauchs angezeigt. 2007 sollte ein Prozess gegen W. und seine Frau vor dem Landgericht Detmold beginnen. Julie R. wurde Beihilfe zum sexuellen Missbrauch der zum Tatzeitpunkt (1994) Minderjährigen vorgeworfen. Kurz vor dem Prozess tauchte das Paar ab.
Unter falschem Namen in Uruguay gemeldet
Am Sonntag entdeckte ein Spaziergänger W.s Leiche gefesselt am Strand in der Nähe der südosturugayischen Stadt La Floresta. Die Polizei hat das Landgut in der Nähe der Stadt, auf dem W. und die beiden Frauen wohnten, mittlerweile durchsucht. Dies habe keine neuen Erkenntnisse gebracht, man habe ein »leeres Feld« vorgefunden, zitiert die Zeitung Ermittler.
Am Mittwoch wollte Richter Marcos Seijas Zeugen befragen. Nach Angaben der Zeitung waren bereits zwei Männer angehört worden, die W. bei der Verwaltung seines Vermögens geholfen haben sollen. W. war unter falschem Namen in Uruguay gemeldet. Die Männer hatten ihn offenbar auch bei der Abwicklung von Geschäften unterstützt.
Streit mit einer anderen Sekte
W. hatte Anfang der 1990er Jahre die Sekte »Licht-Oase« gegründet, auch Ramtha-Sekte genannt. Ramtha sollte ein Geist sein, der seine Botschaften über das Medium Julie R., genannt Julchen, an die etwa 40 Sektenmitglieder übermitteln sollte. Da Julie R. sich als Ramtha ausgab, war es zum Streit mit einer anderen Sekte gekommen, die diese »Geisttätigkeit« für sich allein beanspruchte und W.s Gruppe als falsche Sekte bezeichnete. Dies soll Mitte der 1990er Jahre zur Auflösung der »Licht-Oase« geführt haben.
2015 war das Paar in Uruguay aufgespürt worden. Das Land verweigerte jedoch die Auslieferung: Die Verbrechen seien nach örtlichem Recht verjährt. Lea Laasner hat über ihr Schicksal einen Bestseller geschrieben. Über ihren Verlag ließ sie am Donnerstag ausrichten, sich nicht zu dem Fall in der Öffentlichkeit äußern zu wollen.
Startseite