1. www.westfalen-blatt.de
  2. >
  3. OWL
  4. >
  5. Schlangen
  6. >
  7. Barrierefrei leben im Alter

  8. >

Experten zeigen Wohnmodelle auf – Knorr: „Viele Gespräche nötig“

Barrierefrei leben im Alter

Schlangen (WB). Die Schlänger SPD hatte am Mittwoch zu ihrer zweiten Expertenrunde in den Gasthof „Zur Rose“ eingeladen. Nachdem im vergangenen Jahr im Bürgerhaus das Waldsterben thematisiert worden war, beschäftigten sich die 30 Anwesenden dieses Mal mit der Frage, wie und wo man in der Zukunft im Alter am besten wohnen kann.

Phil Hänsgen

Tauschten sich beim zweiten Schlänger Gespräch zum Thema Wohnen aus: (von links) Michael Zans, Irina Wolf, Jens Schickel, Herbert Dahle, SPD-Bürgermeisterkandidat Julian Koch und SPD-Ortsvereinsvorsitzender Heinz Kriete. Foto: Phil Hänsgen

Lüningshof in Schlangen gilt als Paradebeispiel

Dazu waren drei Experten eingeladen, die aktuelle Konzepte, Ideen und Entwicklungen rund um das barrierefreie, betreute und kooperative Wohnen vorstellten. Aus Schlangen war Irina Wolf vor Ort, die als Leitung des im Herzen der Gemeinde gelegenen Seniorenzentrums Lüningshof fungiert. Die zentrale Lage macht das Zentrum zu einem Paradebeispiel des betreuten Wohnens, wie Wolf erläutert: „Bei uns sind Supermärkte, Gaststätten und eine Eisdiele in unmittelbarer Nähe und wundervoll erreichbar. Die Pflegebedürftigen können weiterhin am alltäglichen Leben teilnehmen und mit Leuten interagieren, die beim Einkaufen zufällig vorbeikommen. Deswegen warten auch viele alteingesessene Schlänger, bis bei uns ein Platz frei wird.“ Auch die anderen Experten stimmten Wolf zu und sehen den Lüningshof als eine optimale Lösung für kooperatives, kommunikatives und betreutes Wohnen an.

Wohngruppen in ländlichem Raum stark nachgefragt

Der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes Lippe (DRK), Herbert Dahle, der zudem acht Jahre lang Bürgermeister in Barntrup war, stellte anhand von Lageplänen die vom Roten Kreuz errichtete barrierefreie Wohnanlage in Dörentrup vor. Dort sind auf 58 Quadratmetern 17 Wohnungen an Senioren vergeben worden, in denen man alltägliche Dinge selbstständig erledigen kann, es aber auch beispielsweise Kochhilfen und einen Gemeinschaftsraum gibt: „Wir sind vom Konzept Wohnen in Kombination mit einer Wohngruppe überzeugt“, erzählte Dahle. „Dies ist heutzutage im ländlichen Raum stark nachgefragt und wir versuchen uns stets den Wünschen der Mieter anzupassen.“

Arbeiterwohlfahrt startet neues Konzept in Detmold

Ein weiteres Projekt veranschaulichte Jens Schickel, ursprünglich gelernter Pfleger, der jetzt als stellvertretender Geschäftsführer bei der Arbeiterwohlfahrt Lippe (AWO) aktiv ist. Er erläuterte eine neue Idee in Detmold, wobei eine Seniorengemeinschaft, eine Tagespflege, Genossenschaftswohnungen und ein Stadtteiltreff miteinander kombiniert werden sollen: „Wir bieten schon Servicewohnen in Oerlinghausen und Bad Salzuflen-Schötmar an. In Detmold wagen wir uns nun an ein völlig neues Konzept“, so Schickel. „Geplanter Start ist der 1. Mai und für mich sind diese Wohngemeinschaften eine ideale Form des Wohnens, die auch dementsprechend sehr nachgefragt ist. Einziges Problem ist die Finanzierung, da sie insgesamt nicht teurer als Senioren- und Altenzentren sein dürfen.“

Im Anschluss an die Vorstellung der einzelnen Projekte begann die offene Diskussions- und Fragerunde. Dabei wurden vor allem Themen wie das Ehrenamt, die Bezahlung von Pflegekräften und die Situation in Schlangen thematisiert. Auch Bürgermeister Ulrich Knorr äußerte sich zur Lage: „Wenn wir über weitere Möglichkeiten des betreuten Wohnens in Schlangen nachdenken, dann muss dies auf jeden Fall zwischen den beiden Kreisverkehren umgesetzt werden. Zudem müssen wir ältere Bewohner dazu motivieren, ihre Wohnungen barrierefrei anzupassen, wofür in der Zukunft viele Gespräche vonnöten sind.“

Attraktive Angebote für wachsende Gemeinde sind notwendig

Auch SPD-Bürgermeisterkandidat Julian Koch äußerte sich am Ende zur Thematik: „Wohnen ist eine der Schicksalsfragen der Gemeinde Schlangen, da sie im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden im ländlichen Raum weiterhin wächst. Wir werden auf jeden Fall in Gesprächen alles dafür tun, um an freien Flächen in der Ortsmitte dranzubleiben, damit attraktive Angebote vorangebracht werden.“

Außerdem diskutiert wurden Vor- und Nachteile von Mehrgenerationenhäusern, die Problematik neues Fachpersonal einzustellen und das Konzept, alte Industriebrachen für modernes Wohnen zu nutzen. Insgesamt werteten die Beteiligten das zweite Schlänger Gespräch als sehr informativ und erfolgreich.

Auch nach der eigentlichen Runde herrschte noch Gesprächsbedarf, weshalb manche Teilnehmer weitere zwei Stunden vor Ort blieben, um die Konzepte und Ideen des Wohnens innerhalb und außerhalb der Gemeinde zu diskutieren.

Startseite
ANZEIGE