Zu Besuch auf dem Fabbenstedter Hof von Züchter August-Wilhelm Schmale
Auch Pferde können sich ducken
Espelkamp
Ein Pferd ist schon eine recht stattliche Erscheinung. So manch einer hat mehr als nur großen Respekt, wenn er einem Hengst oder einer Stute gegenübersteht.
Dabei haben die Tiere ein sanftes Gemüt und manchmal, ja manchmal sind sie sogar sehr menschlich. Denn auch ein Pferd kann sich klein machen. Wie das geht, weiß August-Wilhelm Schmale nur zu gut.
„Wenn es draußen regnet und es ist kalt und ich komme in den Stall, dann ducken sich die Pferde schon mal.“ Der Fabbenstedter Züchter kümmert sich gemeinsam mit seiner Tochter Tabea um die Pferde auf dem Hof. Mindestens zehn der elegant anmutenden Tiere sind immer auf dem Hof Schmale zuhause.
Und da ist es selbstverständlich, dass die Vierbeiner regelmäßig auf die Weide geführt werden. „Die Pferde sind jeden Tag draußen.“ Während es im Sommer recht einfach ist, sie auf die Weide zu bekommen, ist das im Winter etwas schwieriger. Da verkriechen sich die Tiere bei „echtem Schietwetter“ – wie der Hamburger zu sagen pflegt – schon mal in die letzte Ecke ihre Box; in der Hoffnung, dass sie vielleicht übersehen werden – aber vergebens.
Firefly hat sich damit abgefunden, an diesem regnerischen Tag nun gleich auf die Weide gebracht zu werden. Tabea Schmale bereitet das Pferd vor – und dazu gehören erstmal jede Menge Streicheleinheiten. Davon können Pferde nicht genug bekommen.
Ist Pferden eigentlich kalt, wenn sie mit Decken auf der Weide stehen? Früher habe man Pferden häufiger Decken übergeworfen, um sie zu wärmen, so August-Wilhelm Schmale. Jedoch haben diese Decken eher dazu geführt, dass die Pferde schneller froren. Der Stoff habe sich schnell mit Wasser vollgesogen. Dies sei bei den modernen Decken zwar nicht mehr der Fall. Die Pferde auf dem Schmale-Hof werden aber in der Regel ohne zusätzlichen Stoff auf die Weide geführt.
Pfoten und Hufe im Winter
Tiere reagieren ganz unterschiedlich auf die verschiedenen Jahreszeiten. Man sollte meinen, dass sie besonders in der kalten Jahreszeit als „Überlebenskünstler“ aktiv werden müssen, um den kalten Temperaturen und dem feuchten Klima zu trotzen. Aber ist das wirklich so? Gibt es nicht auch Tiere, die den Winter lieben und dann erst so richtig auftauen? In der neuen Serie „Pfoten und Hufe im Winter“ wollen wir dieser Frage einmal nachgehen. Dabei besuchen wir sowohl Haus- als auch Nutztiere. Wer selbst gerne ein Tier in dieser Serie vorstellen möchte, kann sich telefonisch melden unter 05772/979111 oder per E-Mail unter [email protected]
Bei den Reitpferden, die noch geritten werden, kommt jedoch die Decke an kalten Tagen doch zum Einsatz. „Wenn die Tiere geschoren sind, wird ihnen schnell kalt“, erklärt Schmale. Auch bei älteren Stuten könne eine Decke für den Weidegang Sinn machen, da die älteren Stuten eher frieren würden. Aber eigentlich sorgt die Natur dafür, dass die Tiere sich gegen die Kälte schützen. Denn: Pferde bekommen ein Winterfell.
Sind die Vierbeiner nun erstmal auf der Weide, kommt es manchmal zu wilden Szenen wie Bocksprünge. Da wird richtig getobt. „Die Tiere müssen ihren Wärmehaushalt in Gang bringen“, sagt Schmale. „Da kann es auch schonmal recht wüst zugehen.“
Der Nachwuchs ist auf dem Hof Schmale immer unter besonderer Beobachtung. Und neugierig sind die Fohlen sowieso. Da kann den Besucher auch schon mal ein neugieriges Mampfen an der rechten Schulter aus seinen Gedanken holen. Na klar – was man nicht kennt, muss mal probiert werden. Aber so richtige schmeckt die Winterjacke dem Jungtier offensichtlich nicht.
Da muss etwas Deftiges her. „Eigentlich wird das Futter eher auf andere Umstände als auf das Wetter angepasst – zum Beispiel bei Trächtigkeit“, erläutert Schmale. Im Winter hätten die Pferde aber einen erhöhten Energiebedarf. „Wenn ich die gleichen Leistungen haben möchte, muss ich Energie zuführen“, so Schmale.
Da die Winter längst nicht mehr so kalt sind wie vor einigen Jahren, tut sich für die Pferdehalter ein neues Problem auf. „Die Pferde sollten nicht nur im Schlamm stehen“, sagt Schmale. Die permanente Nässe kann den Huf aufweichen. Es könnten sich Fäulnisbakterien bilden, sagt Schmale. Daher müsse man darauf achten, immer auch trockene Flächen für die Tiere vorzuhalten.
Früher, führt Schmale weiter aus, hätten Pferde unter bestimmten Winterkrankheiten gelitten. Das sei aber deutlich weniger geworden. Heute würden die Tiere zum Beispiel gegen Influenza geimpft.
Dies werde bei Turnieren auch genauestens überprüft. Tabea und August-Wilhelm standen deswegen sogar schon einmal kurz davor, bei einem Turnier mit ihrem Pferd nicht zugelassen zu werden. In letzter Sekunde aber stellte sich heraus, dass der Eintrag im Impfbuch korrekt war.
Ein Pferd könne sich zwar schon eine Erkältung einfangen. Dies zählt Schmale aber nicht zu speziellen Winterkrankheiten. Grundsätzlich sind Pferde recht robust.
Das zeigt auch die Vergangenheit. So habe das Pferd auf den Höfen unter anderem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen hohen Stellenwert gehabt. In der kalten Jahreszeit musste aber schonmal gespart werden. Dann wurden die Pferde „knapp gehalten“, wie Schmale es ausdrückt.
Die Tiere sind die Leidenschaft von August-Wilhelm und Tabea Schmale. Die Vierbeiner danken es dem Duo mit tollen Leistungen. Denn die Fabbenstedter Züchter waren in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich.
Mit Deflorina S sicherte sich Schmale im vergangenen Jahr bei den Deutschen Meisterschaften in Warendorf die Bronzemedaille. Dies sei eine herausragende Leistung, freut er sich. Vor drei Jahren stellte der Züchter schon das beste Fohlen.
Wegducken rettet ein Pferd auf dem Hof Schmale zwar nicht davor, bei Regen auf die Weide geführt zu werden. So schlecht scheint es aber auf der Weide auch im nasskalten Winter nicht zu sein. Sonst würden die Tiere wohl im Sommer nicht so gute Leistungen bringen.
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