Nach Fund von 250-Kilo-Blindgängern unter anderem Werre-Park geräumt
Bomben in Bad Oeynhausen erfolgreich entschärft
Bad Oeynhausen
Unweit des Einkaufszentrums Werre-Park in Bad Oeynhausen sind Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden, zwei 250-Kilogramm-Bomben. Laut Stadtsprecher Volker Müller-Ulrich ist die Entschärfung der Bomben am späten Mittwochabend um 22.39 Uhr gelungen.
„Sie liegen in sechs Metern Tiefe. Es sind amerikanische Bombentypen. Jede Bombe hat zwei Zünder.“ Das sagte Karl-Heinz Clemens vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Westfalen-Lippe der Bezirksregierung Arnsberg.
Evakuiert werden sollte in einem Radius von 300 Metern
Evakuiert werden sollte in einem Radius von 300 Metern. Darin liegt auch der Werre-Park. Nach Angaben der Stadt war mit dem Werre-Park abgesprochen, dass das Einkaufszentrum wegen der Bombenentschärfung am Mittwoch bereits um 18 Uhr statt um 20 Uhr schloss. Die Besucher wurden mit Lautsprecherdurchsagen informiert.
Nach Rücksprache mit dem Kampfmittelräumdienst wurde zudem beschlossen, auch das Entertainment-Center „Magics“ an der Mindener Straße zu schließen. Also wurden auch die UCI-Kinowelt, das Casino Bad Oeynhausen und das Schnellrestaurant „Burger King“ geräumt. Diese liegen zwar nicht im 300-Meter-Radius, sollten aus Sicherheitsgründen aber dennoch evakuiert werden.
Die Bomben waren bei Bauarbeiten für einen Fuß-/Radweg nebst Brücke am Prinzenwinkel entdeckt worden. Anlass war eine Luftbildauswertung. Es gab zwei konkrete Anhaltspunkte für Blindgänger. Im sogenannten Schneckenbohrverfahren waren dann je Fundort 37 Bohrungen à zehn Meter vorgenommen worden. Jede Bohrung wurde verrohrt. Nach einer Messung mit einem Gradiometer deuteten die Signale auf die zwei Blindgänger hin.


Wer keine Unterkunft fand, konnte ins Bürgerhaus Rehme
Neben 50 Haushalten mit 350 Bewohnern gehörten zum Evakuierungsgebiet auch Gewerbebetriebe und eine kleinere Pflegeeinrichtung. Für deren Bewohner wurde ein Krankentransport organisiert. Alle in dem betroffenen Bereich lebenden Menschen sollten sich darauf einstellen, dass sie die Nacht bei Freunden oder Bekannten verbringen mussten. Wer keine Unterkunft fand, sollte im Bürgerhaus Rehme betreut werden. Darum kümmerte sich die Stadt in Kooperation mit der Johanniter-Unfallhilfe.
Wer sein Haus oder seine Wohnung nicht selbstständig verlassen konnte oder eine Transportmöglichkeit benötigte, sollte sich umgehend bei der Hotline der Stadt Bad Oeynhausen unter Telefon 05731/141000 melden.
Auch die frühere Stadtautobahn und wichtige Ost-West-Verbindung, die Mindener Straße, wurde im Abendverlauf für den Verkehr gesperrt. Rund um Bad Oeynhausen war deshalb zunächst ein Verkehrschaos befürchtet worden, weil es wegen der Bauarbeiten an der Flutmuldenbrücke ohnehin schon erhebliche Behinderungen und Umleitungen gibt. Dies trat jedoch nicht ein. Insgesamt wirkte alles ruhig.
Die Stadt hatte umgehend weiteres Absperrmaterial geordert und bekommen. „Das steht alles schon bereit“, teilte Sprecher Müller-Ulrich mit. An den Straßen in den Sperrbereichen waren am Abend Feuerwehr oder Polizei auf dem Posten.
Information durch Lautsprecherdurchsagen
Die Feuerwehr hatte im Evakuierungsgebiet Lautsprecherdurchsagen gemacht, um die Haushalte zu informieren. „Insgesamt müssen 350 Bewohner und 50 Menschen aus der Flüchtlingsunterkunft das Gebiet verlassen“, sagte Stadtsprecher Müller-Ulrich. Die Menschen durften noch zu ihren Häusern und Wohnungen, um Kleidung und ähnliches zu holen. Sie sollten aber „möglichst zeitnah“, so Müller-Ulrich, das Gebiet verlassen: „Und im Zweifel klopfen wir nachher eh an jede Tür.“
Der Stadtsprecher bestätigte, dass der Kampfmittelräumdienst die Entschärfung der Bomben ab 20 Uhr vorsehe. Das sei natürlich nur dann möglich, wenn das Gebiet bis zu dieser Zeit komplett evakuiert sei. Die Evakuierung war aber erst nach 21.30 Uhr abgeschlossen. Mit der Entschärfung wurde dann um 21.50 Uhr begonnen. Kurz vor 23 Uhr schließlich die Entwarnung: Beide Bomben sind entschärft. Alle Anwohner dürfen in ihre Wohnungen und Häuser zurückkehren.
Im Bürgerhaus Rehme hatten 50 Erwachsene und 16 Kinder eine Unterkunft für die Nacht bekommen. Sie wurden dort von Helfern der Johanniter betreut. Nach der Entschärfung machten sich die Menschen aus der Sammelstelle dann auf den Rückweg.
Neun Bewohner einer Pflegeeinrichtung im Evakuierungsgebiet, die zum Teil beatmet werden müssen, waren in andere Einrichtungen und Krankenhäuser, zum Beispiel in Herford und Minden, transportiert worden.
Der Einsatz wurde von der Feuerwache an der Königstraße aus koordiniert und geleitet. Alle verfügbaren Kräfte der hauptamtlichen Wache und der Freiwilligen Feuerwehr waren eingebunden oder in Bereitschaft. Unterstützung bekamen die Einsatzkräfte in Bad Oeynhausen auch aus Bielefeld. Die Bielefelder schickten einen Patiententransportzug, dessen Helfer bei der Evakuierung nicht mobiler Patienten unterstützten.
Mehr als 300 Einsatzkräfte im Stadtgebiet
Nach Angaben des Stadtsprechers waren am Mittwochabend mehr als 300 Einsatzkräfte im Stadtgebiet unterwegs. Sie kamen kommen von der Feuerwehr und der Polizei, vom THW und DRK, von den Johannitern sowie von der Stadtverwaltung. „Es hat angesichts dieses Ausnahmezustandes alles sehr gut geklappt“, sagte Müller-Ulrich.
Auch Bad Oeynhausens Bürgermeister Lars Bökenkröger zeigte sich am Donnerstagmorgen sehr zufrieden mit den Abläufen: „Der gestrige Bombenfund an der Werre war ein außergewöhnliches Ereignis in unserer Stadt. Die perfekte Organisation und Verlauf der Entschärfung ist vielen Akteuren, Einsatzkräften und Organisationen zu verdanken.“
So waren etwa auch Mitarbeiter der Notfallseelsorge im Einsatz. Sie standen unter anderem im Bürgerhaus Rehme für Gespräche und Hilfe zur Verfügung.
Die Sparkassen-Arena, das Fußball-Stadion an der Mindener Straße, war am Abend auch abgeriegelt. Der Trainingsbetrieb wurde ausgesetzt. Die Vereine waren kurzfristig über die geplante Entschärfung informiert worden. Die Spieler räumten daraufhin umgehend das Feld.
60 Einsatzfahrzeuge allein am Schulzentrum Nord
60 Einsatzfahrzeuge standen am Schulzentrum Nord für den Notfall bereit. Zudem waren die Gerätehäuser der Feuerwehr-Löschgruppen besetzt. Dort befanden sich die Einheiten in Bereitschaft. Nach 23 Uhr konnten die Einsatzkräfte auch wieder nach Hause fahren. Das galt auch für das Dreierteam des Kampfmittelbeseitigungsdienstes. Die Mitarbeiter luden die beiden entschärften Bomben in ihr Fahrzeug und fuhren zurück nach Arnsberg.
Seitens der Polizei gab es im Zuge der Evakuierung und Entschärfung keine besonderen Vorkommnisse. Die Pressestelle der Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke teilte auf Anfrage mit, dass insgesamt 75 Polizisten aus dem Mühlenkreis, aus Bielefeld, Herford, Gütersloh und Lippe sowie eines Zuges der Bereitschaftspolizei/Hundertschaft aus Gelsenkirchen vor Ort waren. Sie betreuten unter anderem elf Absperrstellen, regelten den Verkehr und halfen bei der Evakuierung.
Die regulären Bauarbeiten an der Straße Am Prinzenwinkel sind am Donnerstagmorgen übrigens wieder aufgenommen worden. Nach 24 Stunden Hochspannung kehrt in Bad Oeynhausen wieder der Alltag ein.
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