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Vorwurf der Freiheitsberaubung und gefährlichen Körperverletzung im Wittekindshof in Bad Oeynhausen

Ermittelt wird jetzt gegen 145 Personen

Bad Oeynhausen (W...

Die Ermittlungen wegen möglicher Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung im Wittekindshof in Bad Oeynhausen ziehen immer weitere Kreise. Nach Angaben der ermittelnden Staatsanwaltschaft Bielefeld und der Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke umfasst der Kreis der Beschuldigten inzwischen 145 Personen.

 

Polizisten - hier in Zivil - ermitteln schon seit Oktober 2019 im Wittekindshof in Bad Oeynhausen. Foto: Rajkumar Mukherjee

Begonnen haben die Ermittlungen im Wittekindshof, einer der größten Behinderteneinrichtungen Deutschlands, bereits 2019. Unter den Beschuldigten sind, wie das WESTFALEN-BLATT bereits berichtet hat, der ehemalige Leiter des Geschäftsbereichs 4, mehrere Ärzte und verantwortliche Betreuer sowie Angehörige des Pflegepersonals. Die Zahl ist nach Angaben von Staatsanwalt Christopher York deshalb so groß, weil es Anhaltspunkte gebe, dass viele aus dem Pflegepersonal an der Umsetzung von einzelnen freiheitsentziehenden Maßnahmen beteiligt gewesen seien, ohne diese jedoch angeordnet zu haben.

Die Zahl der mutmaßlichen Opfer beträgt inzwischen 32. Der Vorwurf des Freiheitsentzugs beinhaltet das Abriegeln in Gruppen- oder Einzelzimmern und in einen sogenannten „Time-Out-Raum“, ohne dass ein richterlicher Beschluss hierfür vorgelegen hat beziehungsweise zur Weiterführung der Maßnahme eingeholt wurde. Gleiches gilt laut Staatsanwaltschaft für die Fixierungen von Bewohnern auf einem Stuhl oder einer Matte.

Nach den bisherigen Ermittlungen soll zudem in 21 Fällen CS-Gas gegen Bewohner des Geschäftsbereichs 4 eingesetzt worden sein. Eine Einzelfallprüfung, die Klarheit darüber bringen soll, ob der Einsatz des Reizgases durch Notwehr gegebenenfalls gerechtfertigt war, steht aber noch aus.

Nach einer großangelegten Durchsuchung am 1. Oktober 2019 auf dem Gelände des Wittekindshofs im Ortsteil Volmerdingsen erfolgten im Rahmen der von der polizeilichen Ermittlungskommission „Herbst“ geführten Ermittlungen weitere Durchsuchungen von insgesamt 26 Objekten. Der Schwerpunkt lag dabei in Ostwestfalen-Lippe. Sieben der 26 Durchsuchungen wurden in Bundesländern außerhalb von NRW vorgenommen. Ausgangspunkt für die Ermittlungen war 2019, dass die Schwester ei­nes Behinderten Anzeige erstattet hatte. Aus Gründen der Verjährung wird nur möglichen Verstößen aus der Zeit von 2014 bis heute nachgegangen.

Wann die komplexen Ermittlungen abgeschlossen sein werden, ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft und der Polizei derzeit noch nicht absehbar.

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