Amtsgericht Herford verurteilt Flüchtling zu zwei Jahren Gefängnis
Haft für versuchten Taxiraub
Bad Oeynhausen/Löhne (WB). Ein Flüchtling (29) aus Algerien ist gestern vom Amtsgericht Herford wegen versuchter Nötigung und versuchten Taxiraubes, Körperverletzung und Widerstands gegen Polizisten verurteilt worden. Er muss für zwei Jahre ohne Bewährung in Haft.
Wie berichtet, soll er am Abend des 1. März in einem Zug der Westfalenbahn von Braunschweig nach Osnabrück randaliert sowie eine 16-Jährige massiv bedrängt haben. Erst als die Mutter ein Pfefferspray auf den Mann sprühte, habe er von der Jugendlichen abgelassen. Nach dem Aussteigen in Bad Oeynhausen soll er versucht haben, ein Taxi am Nordbahnhof zu stehlen. Handgreiflich soll er dann auch gegenüber Polizisten geworden sein. Der Zug wurde später in Löhne gestoppt.
»Der Angeklagte war in einer eindeutig aggressiven Stimmung. Seine Intention stand fest. Wer im Zug ruft ›Komm’, ich Mann, du Frau‹ weiß, was er vor hat«, stellte Staatsanwalt Christopher York in seinem Plädoyer fest. Neben der versuchten Nötigung und dem versuchten Taxiraub legte er ihm Schläge, Würgen am Hals, eine Kopfnuss gegen einen Taxifahrer sowie Tritte und Spucken gegenüber Polizisten zur Last. Christopher York forderte zwei Jahre und sechs Monate als Gesamtstrafe.
Zugführer hat Angeklagten wiedererkannt
Ausschlaggebend für das Urteil seien aus Sicht von Richterin Alexandra Sykulla vor allem die Zeugenaussagen der Taxifahrerin und der zur Hilfe geeilten Kollegen sowie des Zugführers (39) der Westfalenbahn gewesen. Dieser identifizierte den Angeklagten während der gestrigen Befragung als jenen Reisenden, der der 16-Jährigen an den rechten Oberarm gefasst haben soll, um sie mitzunehmen. »Ich erkenne den Angeklagten eindeutig wieder. Er hat ein markantes Gesicht. Ich habe 16 Jahre als Türsteher an einer Disco gearbeitet und kann mir Gesichter gut merken«, sagte der 39-Jährige.
Mit seiner Aussage sei die Zuordnung schließlich gelungen, stellte Richterin Alexandra Sykulla fest. Am ersten Verfahrenstag hatte die 16-jährige Zeugin noch Schwierigkeiten, den Angeklagten wiederzuerkennen. »Das ist nicht ungewöhnlich in solchen Fällen. Man darf nicht vergessen, unter welchem psychischen Druck die Betroffenen nach so einer Tat stehen«, sagte die Richterin. In diese Einschätzung bezog sie auch die Taxifahrerin (48) mit ein: »Sie war nach dem Überfall lange nicht in der Lage, nachts Fahrten zu übernehmen.«
Offenbar unter falschem Namen registriert
Auf eine einjährige Strafe für seinen »zuvor unbelasteten« Mandanten plädierte Rechtsanwalt Mario Prigge. Nach der Zeugenbefragung hegte er Zweifel, ob eine Nötigung gegen die 16-Jährige vorliege. Auch gebe es zwar einen versuchten Taxiraub, »er wollte damit aber nur zurück nach Hannover und hätte es dort stehen lassen«, sagte Mario Prigge.
Trotz einer vom Anwalt vorgelesenen Erklärung äußerte sich der Angeklagte auch gestern nicht. Der 29-Jährige, der offenbar unter falschem Namen registriert sei, flüchtete sechs Monate lang zu Fuß und mit der Bahn über die Türkei und den Balkan aus Algerien nach Deutschland. Die Trennung von den Eltern, den acht Geschwistern und die Erfahrungen während der Flucht hätten psychische Spuren hinterlassen.
Seine fünfeinhalb Monate U-Haft in der JVA Bielefeld-Brackwede I könnten angerechnet werden. Zudem besteht die Möglichkeit, nach Hälfte der Strafe nach Algerien zurückzukehren, sagte der Anwalt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
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