Mindener Start-up Cleanbrace entwickelt Desinfektionsarmband für den Alltag
Hygienestation fürs Handgelenk
Bad Oeynhausen/Porta Westfalica (WB). Die Idee ihres Desinfektionsarmbandes ist einfach und clever zugleich: Durch einen kleinen Auslass unterhalb eines eingelassenen Pipettenkopfes kann per Fingerdruck das Desinfektionsmittel in die Handfläche gespritzt werden.
In Zeiten der Corona-Pandemie bekommt die Handhygiene eine immense Bedeutung. Genau da setzen drei junge Gründer mit ihrem Start-up Cleanbrace an. V1 heißt das patentierte Desinfektionsarmband des Mindener Unternehmens. „Unsere Geschichte ist wahrscheinlich filmreif“, sagt Till-Jonas Uphoff (21), Digitalisierungsbeauftragter der Sparkasse Bad Oeynhausen-Porta Westfalica.
Idee entsteht beim Krankenhausbesuch
Ende Februar – gut zweieinhalb Wochen, bevor das Coronavirus in Deutschland den Alltag der Menschen drastisch einschränkte – besucht der gebürtige Portaner eine Freundin im Krankenhaus, sieht dort die Desinfektionsspender an jeder Ecke und fragt sich: „Wie kann es sein, dass Mitarbeiter der Sparkasse, die wesentlich mehr Kontaktpunkten am Tag ausgesetzt sind, keine Möglichkeit haben, sich aus hygienischen Gründen die Hände zu desinfizieren?“
Till-Jonas Uphoff kommt ins Grübeln und kontaktiert den Bad Oeynhausener Lasse Tischer (21), mit dem er gemeinsam die Ausbildung bei der Sparkasse absolviert hat. „Durch die dann folgenden ersten Ausgangssperren-Nachrichten aus China hat die Idee eine solche Dynamik bekommen, dass die vergangenen Tage nur so an mir vorbeiflogen“, berichtet Till-Jonas Uphoff.
Die beiden gelernten Bankkaufmänner werden sich schnell einig, dass sie jemanden mit Expertise in der Produktentwicklung brauchen. Fündig wird Till-Jonas Uphoff beim gebürtigen Mindener André Maaß (29), seinem Ex-Handballkollegen von der Dritten Mannschaft des GWD Minden, der als Ingenieur beim Entwicklungsdienstleister OSB AG arbeitet.
16 Prototypen bis zum verkaufsfertigen Armband
Am 2. März setzt sich das Trio erstmals an einen Tisch – nicht weit entfernt ein 3D-Drucker. „Ich hatte sofort die Assoziation, dass unser Armband ähnlich wie eines der vielen Fitnessarmbänder aussehen muss, die es auf dem Markt gibt“, berichtet Uphoff. Nach drei Tagen dann der erste Prototyp – insgesamt hat es 16 benötigt, bis das verkaufsfertige Armband entstand. Dies besteht aus drei Einzelteilen, einem Gummiarmband, einem abgetrennten Pipettenkopf und einer Halterung für den Pipettenkopf. Durch einen kleinen Auslass unterhalb des eingelassenen Pipettenkopfes im Armband kann per Fingerdruck das Desinfektionsmittel in die Handfläche gespritzt werden.
„Noch während wir die Prototypen immer weiter entwickelten, haben wir die ersten Unternehmen angesprochen und unsere Idee vorgestellt“, sagt Uphoff. Das Ergebnis: Zwei von drei großen Firmen bissen sofort an. „Am Donnerstag werden wir etwa 2000 Armbänder an die WEZ GmbH ausliefert“, sagt der Gründer. Diese sind jedoch nicht für den Verkauf an Kunden bestimmt, sondern für die eigenen Mitarbeiter.
Arbeitskollegen werden zu Testpersonen
Seit Ende März kann das Start-Up die Desinfektionsarmbänder produzieren. Als Testpersonen haben in den vergangenen Wochen die Arbeitskollegen von Till-Jonas Uphoff gedient. „Das Feedback war überwältigend. Hinzu kommt, dass durch die derzeitige Situation die Nachfrage nach solch einem Produkt natürlich hoch ist“, sagt Till-Jonas Uphoff.
300 Stück können die Gründer derzeit pro Tag nur produzieren. Täglich hofft das Start-up auf die Fertigstellung einer Spritzgussform, durch die dann täglich etwa 3000 Stück produziert werden sollen. 5000 Armbänder hat das Start-up produziert für den Launch des Online-Shops an diesem Dienstag – übrigens in sechs verschiedenen Farbvariationen. Kosten soll das neue Armband 14.95 Euro. 50.000 Stück wollen die Gründer im Mai verkaufen.
„Ob unser Produkt die Lösung zur Steigerung von Hygieneverhältnissen am Arbeitsplatz und im alltäglichen Miteinander ist, werden wir spätestens dann sehen“, sagt Till-Jonas Uphoff. Doch die Vorzeichen stünden so gut, dass Mitbegründer Lasse Tischer sich nun Vollzeit um Vertrieb und Unternehmensaufbau kümmert.
Denn mit dem Armband soll nicht Schluss sein. „Wir sind dabei, produktspezifische Desinfektionsmittel, in Kooperation mit einer anderen Firma zu entwickeln“, sagt Till-Jonas Uphoff. Dabei setzte das Start-up auf eine Lösung ganz ohne Alkohol und nur mit biologisch abbaubaren Inhaltsstoffen. Denn auch Kinder sollen von der Erfindung im vielleicht bald schon wieder startenden Schul- oder Kindergartenalltag profitieren.
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