Michael Westphal tritt als Heinz Rühmann in der gut besuchten Wandelhalle auf
Kleiner Mann ganz groß
Bad Oeynhausen (WB). Mit den bekanntesten Schlagern und Ausschnitten aus beliebten Filmrollen von Heinz Rühmann hat Michael Westphal am Freitagabend das Publikum mitgenommen auf eine Zeitreise durch die größten Erfolge des legendären deutschen Schauspielers.
„Wozu ist die Straße da? Zum Marschieren!“ – als singender Schneidergeselle Zwirn, einer Paraderolle von Heinz Rühmann aus der Filmkomödie Lumpacivagabundus, kam Michael Westphal durch die Zuschauerreihen der Wandelhalle hereinmarschiert, den Wanderstab über der Schulter. Sofort, quasi ab dem ersten Takt, stimmten die Zuschauer ein und klatschten lebhaft mit.
Dieser Auftakt sollte wegweisend sein für die Stimmung, die den ganzen Abend kennzeichnete, hatte Michael Westphal mit seiner Hommage an den „großen kleinen Mann“ offenbar doch genau den Geschmack des Publikums getroffen. Denn wo immer möglich, stimmten die Besucher ein, sei es in den Refrain des bekannten „Rühmann-Liedes“, sei es in die Rezitationen bekannter Filmpassagen, wie etwa aus der Feuerzangenbowle.
Heinz Rühmann, dieser etwas verstohlen dreinblickende, charmant-näselnde kleine Herr, der heute ernst und morgen komisch sein konnte, er wurde plötzlich wieder lebendig. Denn in Gestus, Stimmführung und in der ganzen Körperhaltung kam Michael Westphal sehr nah an sein Vorbild heran: Da stand er vor dem Publikum als braver Soldat Schwejk, in jener großen Charakterrolle, die sich Heinz Rühmann erst in späteren Jahren (1960) erschlossen hatte.
In Breslau noch abgelehnt gelingt in Hannover der Durchbruch
Denn, so erfuhren die Zuschauer von Michael Westphal, der Start von Rühmanns Karriere lag eher im Komödiantischen – und auch dies nicht ohne Umwege. War er zunächst wegen „mangelnder Begabung“ am Theater in Breslau abgelehnt worden, gelang ihm in Hannover bald darauf der Durchbruch: als tragischer Held Leander.
Michael Westphal zeichnete eindrucksvoll die wichtigsten Filmstationen des deutschen Leinwandfavoriten nach. Den großen Hans Albers an seiner Seite, sang Rühmann seinerzeit „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“, „Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand“ oder „Jawoll, meine Herr’n“. Michael Westphal gelang eine originaltreue Nachahmung: Schwungvoll besang er in Kapitänsuniform die „Liebe der Matrosen“, begleitet von Uli Schmidt am Klavier – und das Publikum ließ sich mitreißen.
Heinz Rühmann urkomisch als „Charleys Tante“, Heinz Rühmann ernst und weise als „Der Hauptmann von Köpenick“ – virtuos schlüpfte Michael Westphal in dessen Rollen und bezauberte damit das Publikum in der Wandelhalle.
„Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“ als Zugabe
Und schließlich als „Pfeiffer mit drei F“ aus dem Kultfilm „Die Feuerzangenbowle“. „Wahr sind nur die Erinnerungen, die wir mit uns tragen, die Träume, die wir spinnen und die Sehnsüchte, die uns treiben“, zitierte Westphal – und schloss mit einer tiefen Verbeugung vor den Zuschauern.
Nach zahlreichen weiteren Rühmann-Evergreens („Ein Freund, ein guter Freund“, „La, Le, Lu“, „Ich brech die Herzen der stolzesten Frauen“) beschloss Michael Westphal seine Hommage mit der „Schwips-Szene“ aus dem Film „Der Mustergatte“ von 1937.
Aber erst nach einem Medley aus weiteren bekannten Melodien und mehreren musikalischen Zugaben („Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“) ließen die Zuschauer das „Rühmann-Double“ schließlich von der Bühne gehen.
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