Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen untersucht alle positiven Abstriche auf Corona-Mutationen
Labor entdeckt neue Virus-Variante
Bad Oeynhausen (WB)
Die gute Nachricht zuerst: „Wir rechnen nicht damit, dass es Corona-Mutationen geben wird, gegen die unsere Impfstoffe machtlos sind“, sagt Prof. Cornelius Knabbe. „Grundsätzlich ist das zwar möglich, aber wir nehmen eher an, dass der Schutz nur vermindert sein könnte.“
Prof. Knabbe ist Direktor des Instituts für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin am Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen. Er verfügt über eines der bundesweit modernsten Labore, in dem jeden Monat bis zu 50.000 Corona-Abstriche mit PCR-Tests untersucht werden. Das Labor arbeitet nicht nur für das Herz- und Diabeteszentrum, sondern auch für andere Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte.
„Das Erbgut des Corona-Virus besteht aus etwa 30.000 Einzelbausteinen“, sagt der Wissenschaftler. „Wenn es sich vervielfältigt, können Mutationen entstehen – zufällig durch Kopierfehler, aber auch durch Selektionsdruck.“ Bis heute seien weltweit mehr als 12.000 Mutationen bekannt, die in internationalen Datenbanken gespeichert seien. „Aber nur drei machen uns besondere Sorgen, nämlich die britische Mutante B.1.1.7, die südafrikanische B.1.351 und die brasilianische B.1.1.248.“ Es sei praktisch unmöglich, das Mutieren von Viren zu verhindern. „Deshalb ist es so wichtig, die Ausbreitung gefährlicher Mutationen möglichst früh zu erkennen und zu versuchen, sie einzudämmen.“
Abstand, Maskentragen und das Einschränken privater Kontakte seien im Moment die wichtigsten Regeln, um das Mutationsgeschehen unter Kontrolle zu behalten, sagt Prof. Knabbe. „Und zwar so lange, bis eine ausreichend große Durchimpfungsrate der Bevölkerung erreicht ist.“ Impfungen schützten zwar nicht unbedingt vor einer Infektion. „Aber sie scheinen schwere Krankheitsverläufe zu verhindern.“ Einer der großen Vorteile der neu entwickelten mRNA-Impfstoffe sei, dass sie bei Bedarf an neue Mutationen angepasst und innerhalb kurzer Zeit hergestellt werden könnten.
Prof. Dr. Cornelius Knabbe
Es gebe zwei Wege, über die eine gefährliche Mutation entdeckt werde, sagt der Transfusionsmediziner. „Bei der britischen Variante deuteten anfangs nur Laborexperimente auf eine erhöhte Infektiosität hin, die sich dann in der Praxis bestätigte. Aber es kann auch umgekehrt sein: Dass man bei Infizierte Auffälligkeiten feststellt und dann im Labor herausfindet, dass alle Betroffenen mit einer bestimmten Mutation infiziert sind.“
Um Virus-Mutationen zu entdecken, schreibt das Bundesgesundheitsministerium Laboren vor, fünf Prozent aller positiven Abstriche auf Mutanten zu untersuchen. Einige Labore, so auch das im Herzzentrum, untersuchen aber grundsätzlich alle positiven Proben auf Virus-Variationen. „Dabei haben wir eine Mutation entdeckt, die noch nicht in den Datenbanken stand.“ Man sei gerade dabei, das wissenschaftlich auszuwerten, sagt Prof. Knabbe. „Im Moment sieht es aber danach aus, dass ihr krankmachendes Potential unter dem der drei gefährlichen Mutanten liegt.“
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