Friseurmeisterin Denis Sabur rät von haarigen Experimenten in der Corona-Pause ab
Männer mit Zopf und Mut zum Grau
Bad Oeynhausen
Nicht nur die Friseure vermissen ihr Handwerk, auch viele Kunden sehnen sich nach einem Besuch im Salon. Doch auch nach fünfwöchiger Corona-Pause ist noch kein verbindliches Ende in Sicht. Rausgewachsene Schnitte und graue Ansätze sorgen dafür, dass viele sich zu haarigen Experimenten hinreißen lassen. Hair Club-Inhaberin Denis Sabur klärt stellvertretend auf, was man bei all der Verzweiflung lieber dem Profi überlassen sollte und womit man die Durststrecke bis zur Wiedereröffnung überbrücken kann.
Auf der Videoplattform YouTube gibt es zahllose Videos von mehr oder minder erfolgreichen Selbstversuchen. Ob Pony- oder Spitzenschneiden – die Kreativität kennt in der Krise keine Grenzen. Um die Handhabe mit der Haarschere zu erleichtern, sind dort sogar Schritt-für-Schritt-Anleitungen zu finden. Die Expertin rät dennoch vom Nachmachen ab: „Diese Videos sind eher zum Spaß. Von der Schere sollten die Kunden lieber die Finger lassen.“ Einen Rat, den die Friseurmeisterin ihren Kunden bereits im ersten Lockdown mitgegeben hat. „Trotzdem mussten wir nach der ersten Pause ein bisschen ausbessern“, berichtet Denis Sabur. Während lange Haare eher pflegeleicht sind und abwechslungsreich gestylt werden können, leben vor allem modische Kurzhaarfrisuren von einem frischen Schnitt: „Manche Männer haben versucht, ihre anrasierten Seiten nachzuschneiden und den Langhaarschneider versehentlich auf die Länge null gestellt – viel zu kurz, wie sie dann gemerkt haben.“
Insgesamt rät der Profi von Experimenten ab: „Man kann versuchen, ein wenig die Spitzen zu schneiden, aber auch dann wird es nicht so exakt wie beim Friseur. Ich empfehle, sich vorsichtig an die Länge ranzutasten.“ Mit ein wenig Gel könne man Haare beispielsweise gut hinter die Ohren kämmen. Auch von Färbemitteln aus der Drogerie hält die Inhaberin nichts. Damit kein Farb-Fauxpas passiert, können sich ihre Kunden bei Bedarf ein Notfallpaket im Salon abholen. Enthalten ist neben der individuellen Farbmischung des Kunden alles, um daheim die grauen Stellen zu überfärben. Als weitere Lösung empfiehlt Denis Sabur neben pigmentierten Pflegen Ansatzpuder, das aufgetupft Ansätze kaschieren kann. Die Friseurmeisterin ist gespannt auf die optischen Veränderungen: „Viele nutzen manche die Gelegenheit, um die Farbe ganz rauswachsen zu lassen oder manche Männer tragen jetzt Zopf.“
Denis Sabur blickt dem voraussichtlichen Lockdown-Ende am 15. Februar optimistisch entgegen: „Ab Mittwoch können die Kunden uns zwischen 11 und 13 Uhr erreichen und schon Termine vereinbaren.“ Um dem Ansturm entgegenzuwirken, plane man, wenn es wieder möglich sei, im Zwei-Schicht-Modell von 8 bis 22 Uhr zu arbeiten. Über die vergangenen Wochen haben den Salon hunderte Mails erreicht. Darunter waren neben Hilfegesuchen auch unmoralische Angebote, wie Denis Sabur verrät: „Kunden haben uns angeboten, den üblichen Preis zu bezahlen, es sei aber auch nicht schlimm, sollte der Preis höher sein.“
Aus dem beruflichen Umfeld weiß die Inhaberin, dass leider auch Berufskollegen auf solche Offerten anspringen: „Schwarzarbeit ist aktuell leider ein großes Thema. Vor allem große Ketten, die auf Masse arbeiten, konnten nur wenige Rücklagen bilden.“ Der Hair Club habe laut Denis Sabur so gut gewirtschaftet, dass sie das Kurzarbeitergeld ihrer Mitarbeiter vor Weihnachten auf den vollen Lohn aufstocken konnte. Sie ärgere dennoch, dass bisher noch nicht einmal Anträge für die Überbrückungshilfe zur Verfügung stünden.
Sie und ihr Team würden ihre Hoffnung daher auf den 15. Februar setzen: „Wir sind bereit und wollen wieder loslegen“, erklärt sie. Etwas Gutes habe die Pandemie jedoch: „Durch die Pause hat sich die Wahrnehmung verändert und der Respekt unserem Beruf gegenüber ist gestiegen“, sagt Denis Sabur.
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