30 Jahre Artemed in Bad Oeynhausen: Venenzentrum bewältigt Corona-Krise gut
Spezialisten an der Portastraße
Bad Oeynhausen (WB). Hände desinfizieren, Fieber messen lassen und Fragen zu möglichen Erkältungssymptomen beantworten: Wer zurzeit die Artemed-Klinik für Venenerkrankungen an der Bad Oeynhausener Portastraße betreten möchte, muss sich nach dem strengen Hygienekonzept der Privatklinik richten. In Coronazeiten ist besondere Vorsicht notwendig, eine Infektion würde den Operationsbetrieb im nach eigenen Angaben „größten Venenzentrum Deutschlands“ lahmlegen.
Gewöhnlich werden hier jährlich 7000 Operationen durchgeführt, stationär und ambulant zusammengerechnet. Ausgerechnet wenige Monate vor dem 30. Geburtstag der Klinik am 1. Oktober mussten durch Covid-19 auch bei Artemed alle Abläufe auf den Prüfstand gestellt werden. Patienten werden nur noch einzeln in Zimmern untergebracht, und das Essen gibt es nicht länger am Buffet im Speisesaal. Im gesamten Haus herrscht Maskenpflicht, und alle Sitzgelegenheiten wurden auseinandergerückt.
Corona-Probleme
„Aber alle Mitarbeiter haben hundertprozentig mitgezogen“, zeigt sich Verwaltungsleiterin Marion Multhaupt im Rückblick stolz. Kurzarbeit war nicht notwendig, denn zunächst konnten Urlaubs- und Freizeitansprüche abgebaut werden. Und für manche der etwa hundert Mitarbeiter fanden sich andere Tätigkeiten. So wurde der Speisesaal zum Nähatelier.
„Etwa 3000 Stoffmasken hat unser Hauswirtschaftsteam hergestellt“, berichtet Marion Multhaupt. Diese Masken nutzen Patienten und Mitarbeiter im Klinikgebäude mit Ausnahme des OP-Bereichs, sie werden nach Gebrauch gewaschen und gebügelt. „Wir wissen ja nichts über den hygienischen Zustand mitgebrachter Masken, deshalb möchten wir, dass die Patienten unsere eigenen nutzen“, sagt Klinikrepräsentant Olaf von dem Bussche-Haddenhausen.
Die Entstehungsgeschichte der Artemed-Klinik ist erstaunlich: Als der Gründer und Klinikleiter Prof. Dr. Dr. Kurt Salfeld 1990 seine Chefarzt-Tätigkeit am Klinikum Minden aufgab und in Ruhestand ging, gab es noch eine lange Warteliste mit Patienten für Operationen nach dem von ihm entwickelten Verfahren zur Entfernung von Krampfadern.
95 Krankenbetten
Um diese Patienten nicht im Stich zu lassen, kaufte der heute 95-Jährige eine Villa im Bauhausstil in der Portastraße und baute sie zur Privatklinik um. Am 1. Oktober 1990 nahm die Klinik ihren Betrieb auf, und bis heute ist der erfahrene Mediziner täglich vor Ort und unterstützt das Team um Chefarzt Frank Wolter mit seinem Fachwissen.
Auch wenn man es von der Straße aus nicht sofort erkennt: Das mehrmals erweiterte und umgebaute Gebäude mit seinem schönen Innengarten bietet mittlerweile 95 Krankenbetten und drei Intensivpflegeplätze. In sieben Operationssälen werden die stationär aufgenommenen Patienten operiert, zwei weitere gibt es für ambulante Eingriffe.
Klinikrepräsentant Olaf von dem Bussche-Haddenhausen hält den wichtigen Kontakt zu den einweisenden Hausärzten: „Unser Einzugsgebiet ist groß, es reicht von Ostfriesland im Norden bis zum Sauerland im Süden und Richtung Osten bis nach Wolfsburg“, sagt er. Die Patienten nehmen eine weite Anfahrt in Kauf, um von dem Fachwissen der sechs Hauptoperateure und sieben Assistenzärzte in Weiterbildung zu profitieren.
Neue Herausforderungen
Lang ist der Aufenthalt der Patienten in Bad Oeynhausen aber nicht: In der Regel werden sie schon am Anreisetag operiert, und je nach Schwere des Falls dürfen sie bereits nach 24 beziehungsweise 48 Stunden wieder abreisen. Versorgt mit Kompressionsstrümpfen, können sie sich dann in Ruhe in häuslicher Umgebung von dem Eingriff erholen.
Krampfadern, deren Gefährlichkeit nicht zu unterschätzen ist, Thrombosen, Venenentzündungen oder offene Beine – mit diesem Spektrum an Erkrankungen beschäftigen sich die Spezialisten an der Portastraße. Dabei gibt es in Corona-Zeiten immer neue Herausforderungen: „Gerade werden die OP-Handschuhe knapp, und wegen Rohstoffmangels kommen die Hersteller mit den Lieferungen nicht nach“, berichtet Marion Multhaupt.
Doch sie klagt nicht nur, man habe die Krise als Chance genutzt, um alle internen Abläufe im Haus zu überprüfen. So sieht sich die Artemed-Klinik für Herbst und Winter gut gerüstet. Weil nach der OP Kompressionsstrümpfe getragen werden müssen, kommen die Patienten nämlich gern in der kalten Jahreszeit.
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