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Stadtentwicklungsausschuss: Verwaltung informiert über die Blühwiesen in Espelkamp

„Der liebe Gott muss auch mitspielen“

Espelkamp (WB). Das Insektensterben hat zu einem Umdenken bei vielen Menschen und auch bei den Kommunen geführt, was den Umweltschutz anbetrifft. In Espelkamp sind in der jüngeren Vergangenheit mehrere Blumenwiesen in der Stadt angelegt worden. Und diese haben auch schon die Aufmerksamkeit der Bürger auf sich gezogen.

Felix Quebbemann

Das Insektensterben hat ein Umdenken in so mancher Kommune bewirkt. Auch in Espelkamp beschäftigt sich die Stadtverwaltung mit der Anlage von Blühwiesen. An einigen Stellen hat das schon zu Erfolgen geführt. An weiteren Plätzen wird eingesät. Foto: dpa

Daniela Niederdeppe, zuständige Experten in der Stadtverwaltung, informierte im vergangenen Stadtentwicklungsausschuss im Bürgerhaus darüber, dass sich die Verwaltung seit zwei Jahren mit den Maßnahmen beschäftige. Bei der Anlage der Blühwiesen sei die „Auswahl des passenden Saatgutes“ und die „Wahl des Saatzeitpunktes“ entscheidend.

Budget

Zudem müssten die Flächen, die als Blühwiese ausgewählt wurden, entsprechend gepflegt und vorbereitet werden. „Die Mahd erfolgt ein bis zweimal im Jahr“, so Niederdeppe. Um das Projekt erfolgreich umzusetzen, wurde ließ sich die Stadt auch zur richtigen Pflege der Wiesen beraten.

Im Jahr 2018/19 habe insgesamt ein Budget von 15.000 Euro zur Verfügung gestanden. Im Bussardweg, in der Spechtstraße und auf einer Obstwiese in der Karlsbader Straße wurden auf insgesamt 4000 Quadratmetern Blühwiesen angelegt. Zuvor habe es sich bei den drei Arealen um drei normale Rasenflächen gehandelt.

Die Saatgutmischung, die vor ungefähr einem Jahr als Herbstsaat ausgegeben wurden, sei mehrjährig gewesen. Schwerpunktmäßig habe es sich um eine Mischsaat gehandelt, die 70 Prozent Blumen und 30 Prozent Gräser beinhaltet habe. Lediglich im Bereich der Obstwiese habe man sich für eine reine Blumenaussaat entschieden, sagte Niederdeppe.

Langlebige Sorten

„Für uns sind vor allem die langlebigen Sorten wichtig“, gab die Verwaltungsexpertin Einblick in die Planungen. Letztlich habe die Stadt für Beratung, Einsaat und Mäharbeiten 4532,85 Euro ausgegeben.

An den drei oben genannten Plätzen hat die Aussaat gut funktioniert. Eine weitere Blühwiese sollte auf einer 300 Quadratmeter großen Fläche an der Grundschule Frotheim angelegt werden. „Es ist eine perfekte Fläche, um Blumen anzusiedeln“, sagte Niederdeppe. Jedoch sei der Plan bislang nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Denn das eingebrachte Saatgut ist nicht aufgegangen. „Die Gräser nahmen Überhand in der Frühsaat. Jetzt soll im Herbst noch einmal ausgesät werden.“

Im Bereich des Frotheimer Weges gibt es zudem eine Obstwiese. Dort soll ebenfalls auf 1000 Quadratmetern eine neue Blühwiese entstehen. Die Kosten für Einsaat- und Mäharbeiten betragen in diesem Jahr 3000 Euro, laut Niederdeppe. Sie sagte auch, dass man sich in Zukunft wohl eher auf die Herbstaussaat konzentrieren werde. Die sei wesentlich erfolgreicher verlaufen als die Frühaussaat.

Bürgermeister Heinrich Vieker nahm die Informationen interessiert zur Kenntnis. Er sagte jedoch auch, dass sich im Bereich der 1000 Quadratmeter großen Rasenfläche am Frotheimer Weg die Kinder gerne zum „Bolzen“ treffen würden. „Wo sollen die Kinder Fußball spielen?“, fragte er.

Blühendes Frotheim

Günter Bünemann (SPD) fügte an, dass die Dorfgemeinschaft in Frotheim ein Projekt unter dem Motto „Biene sucht blühendes Frotheim“ initiiert habe. Dieses wurde vor kurzem auch vom Kreis ausgezeichnet. „Uns hatte man empfohlen, einjährige Blüher zu verwenden“, sagte Bünemann. Denn durch zu viele Mäharbeiten würden die Pflanzen ausdünnen. „Das Projekt ist in Frotheim gut angekommen. Es wäre schön, wenn wir in der Stadt daran anknüpfen können“, so Bünemann.

Niederdeppe entgegnete, dass bei einjährigen Blühern der Aufwand deutlich höher sei. „Ich muss jedes Jahr meine Fläche neu anlegen.“

Die Expertin betonte weiter, dass die Stadt in Zukunft gerne noch mehr Flächen als Blühwiese anlegen wolle. Die Bürger hätten sich über die Blüten sehr gefreut.

Florian Craig (Bündnis 90/Die Grünen) stellte die Fragen, an wen sich Privatleute wenden sollten, wenn sie Flächen für Blühwiesen hätten. Niederdeppe erklärte, dass es leider wohl nicht möglich sei, den Bauhof zu engagieren, um private Freiflächen für Blühwiesen vorzubereiten. Bei Fragen zum Thema könnten sich Interessierte aber gerne jederzeit an sie wenden, unter Telefon 05772/562241 in der Verwaltung.

Kooperation

Paul-Gerhard Seidel, Unabhängige, sieht in der Zusammenarbeit der Stadt mit der Landwirtschaft eine Möglichkeit, noch mehr bei den Blühwiesen zu bewegen.

August-Wilhelm Schmale (CDU) sagte, dass die Landwirte bereits ein- und mehrjährige Projekte in diesem Bereich initiiert hätten und „schon viel Erfahrung mit dem Saatgut haben“. Wenn aber die Sommer zu trocken seien, dann würde auch das Saatgut der Landwirte nicht keimen. „Der liebe Gott muss auch mitspielen, sonst funktioniert es nicht.“

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