Kein Entschluss, ob in der Breslauer Straße die Umwandlung in Wohnraum erlaubt werden soll oder nicht
Diskussion ja – Entscheidung nein
Espelkamp - WB
Die Breslauer Straße soll weiter die Einkaufsstraße Nummer eins in Espelkamp bleiben. Und da wird eine Wohnraumgestaltung im Erdgeschoss von den meisten Politiker eher kritisch gesehen. Dies kristallisierte sich während der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am Dienstagnachmittag heraus.
Eine ehemalige Geschäftsinhaberin hatte einen Antrag auf Umgestaltung ihrer Geschäftsräume in Wohnraum eingereicht. Der gültige Bebauungsplan lässt eine solche Entwicklung durchaus zu.
Jedoch wird sie mehrheitlich kritisch gesehen. „Der Einzelhandel soll weiter bleiben. Und das soll auch in 20 Jahren noch so sein“, erklärte Bürgermeister Henning Vieker die Bedeutung des Handels für die Innenstadt. In einem Mobilitätskonzept solle die künftige Aufgabe der Breslauer Straße dargestellt werden.
Pro und Contra
Johannes Hatebur, Sachgebietsleiter Stadtplanung, stellte Pro und Contra für eine Umwandlung der Raumnutzung dar. Dafür spreche, dass einige Gebäudekörper rückversetzt und damit für den Einzelhandel eher unattraktiv seien. Zudem befinde sich der Handel im Wandel und es stehe zu befürchten, dass sich an der besagten Stelle – zwischen dem NP-Markt und der Danziger Straße – ein langfristiger Leerstand bilde.
Gegen eine Umwandlung spreche, dass die Stadt einen Präzedenzfall schaffe. Nachahmern werde damit ein Beispiel gegeben. Zudem entstehe dadurch eine Unterbrechung der Einkaufsstraße.
Die Möglichkeit, Wohnbebauung zu schaffen, ist gegeben. Jedoch taten sich die Politiker schwer, dies zu befürworten. Wilfried Windhorst machte darauf aufmerksam, dass „wir gut beraten sind, uns zeitnah und intensiv mit der Thematik zu beschäftigen“. Es sei aber zu früh, nun schon einen Beschluss zu fassen.
„Nicht unattraktiver“
Paul-Gerhard Seidel (Unabhängige) erklärte, dass eine Umwandlung in Wohnraum „die Breslauer Straße nicht unattraktiver macht“. Dies sei genauso gut wie eine weitere Versicherung oder ein Imbiss-Laden in den Räumen zu haben. Aufgrund des großen Vorplatzes wurde seitens der Verwaltung auch die Möglichkeit einer Gastronomie ins Spiel gebracht. Dies sah Seidel ebenfalls kritisch. Mit Blick auf die Bevölkerungsstruktur habe Espelkamp ausreichend Gastronomie. Auch eine Vergrößerung der Ladenfläche durch die Zusammenlegung der benachbarten Geschäfte sah der Unabhängigen-Politiker kritisch. Das Beispiel des leerstehenden ehemaligen Combi-Gebäudes zeige, dass die Mieter nicht Schlange stünden. „Wir brauchen dringend eine Diskussion darüber. Aber wir sind in jedem Fall dafür, eine Belegung auch mit Wohnraum möglich zu machen“, sagte Seidel stellvertretend für seine Fraktion.
Konzept
Jens Bölk (SPD) sprach sich ähnlich wie die CDU dafür aus, ein Konzept zu erstellen, um dann zu entscheiden. „Es muss Hand und Fuß haben.“
Florian Craig (Grüne) sagte: „Es ist wichtig, dass wir uns strukturell über die Zukunft der Breslauer Straße unterhalten.“ Durch die Corona-Pandemie habe sich das Konsumverhalten auch verändert. Er betonte ebenfalls, dass es sich um eine schwere Entscheidung handele.
August-Wilhelm Schmale (CDU) sagte wie Christian Schmidt (SPD), dass bei einer solchen Entscheidung alle Espelkamper beteiligt werden müssten. Schmale fügte hinzu, dass eine Belebung der Breslauer Straße auch für die Immobilienbesitzer ein Gewinn sei.
Vorschlag abgelehnt
Bürgermeister Henning Vieker unterstützte die Meinungen der Vorredner, machte aber auf die Dringlichkeit der Entscheidung aufmerksam. Daher machte sein Fachbereichsleiter den Vorschlag, einen Beschluss zu fassen, der vorsieht, dass die Stadt bestrebt sei, die Erdgeschosse in der Breslauer Straße dem Einzelhandel vorzubehalten.
Dieser Vorschlag jedoch wurde von Paul-Gerhard Seidel heftig kritisiert. „Das widerspricht ja allem, was wir vorher besprochen haben. Das können wir so nicht mittragen“, sagte er. Auch der Antrag der Geschäftsinhaberin zur Umwandlung sei damit vom Tisch. Seidel bezeichnete den Vorschlag der Verwaltung als Augenwischerei. Dann könne man auch gleich sagen: „Wir wollen das nicht.“
Wilfried Windhorst bekräftigte, dass erst ein Konzept vorliegen müsse, um eine Entscheidung fällen zu können. August-Wilhelm Schmale erkannte letztlich: „Ganz glücklich sind wir alle nicht.“
Möglicher Interessent
Der Ausschuss erhoffte sich, durch eine Diskussion im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung zu einer Lösung zu kommen. Nach Informationen dieser Zeitung jedoch wurden dort lediglich die Meinungen noch einmal wiederholt. Ein Beschluss wurde nicht gefasst, obwohl in der nicht-öffentlichen Sitzung unter anderem der Plan zur Umwandlung in Wohnraum auch visuell dargestellt worden sein soll.
Es könnte sich aber noch eine andere Option auftun und die Entscheidung der Politik überflüssig machen. Denn nach Informationen dieser Zeitung soll es einen Interessenten für die Geschäftsräume geben, der diese auch seiner Entsprechung nach nutzen will.
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