Söderblom-Laienspieler sagen Klassiker-Aufführung ab – Kursleiterin plant Film über die Arbeiten am Stück
Shakespeare ist nicht zu retten
Espelkamp -
Vier Halbjahre lang hat der Laienspielkurs des Söderblom-Gymnasiums sich darauf vorbereitet, geplant, geübt und geprobt. Doch nun steht fest: Die Aufführung des Shakespeare-Klassikers „Was ihr wollt“ fällt in diesem Jahr Corona zum Opfer – wie so viele Kulturveranstaltungen seit Ausbruch der Pandemie. Im besten Fall soll es eine Video-Dokumentation zum Kurs geben.
Das bestätigte die Leiterin des Laienspielkurses Bärbel Brandt jetzt auf Anfrage dieser Zeitung. „Das tut mir vor allem für die Schüler wahnsinnig leid“, sagt sie. Da sie selbst gesundheitlich vorbelastet sei, sei aufgrund der aktuellen Situation und wegen der sich verbreitenden mutierten Coronavirus-Variante auf gar keinen Fall Präsenzunterricht möglich. „Ich kann die Probenarbeit noch nicht wieder aufnehmen, die notwendig wäre, um das Stück zur Aufführung zu bringen“, sagt Bärbel Brandt. Notwendig wären in dieser Phase nämlich Proben mit dem gesamten Ensemble mitsamt den Technikern und Musikern, die das Stück live begleitet hätten. „Da wären wir schnell mit mehr als 30 Personen im Raum“, sagt Brandt. „Bislang wurden immer nur einzelne Szenen in separaten Kleingruppen geprobt.“ Obwohl schon lange – seit dem Lockdown im Dezember – nicht mehr geprobt werden konnte, sei sie stets optimistisch gewesen, noch eine tolle Aufführung hinzubekommen.
Sie habe schon als der Lockdown im Dezember verhängt wurde befürchtet, dass es schwierig werden würde. „Normalerweise machen wir die Aufführungen immer Ende Januar oder Anfang Februar, damit die Schüler sich danach voll auf die anschließenden Abi-Vorklausuren konzentrieren können“, sagt sie. „Alternativ hatten wir als Ausweichtermin schon den 5. März ins Auge gefasst, aber auch das wird nun nicht funktionieren.“ Aber ganz abgesehen davon, dass Kulturveranstaltungen mit großem Publikum zurzeit noch nicht erlaubt sind, beginnen die Vorklausuren für den aktuellen Abi-Jahrgang nun im März und die Abschlussprüfungen werden auf nach den Osterferien verlegt. „Das wäre zeitlich für die Schüler nicht zu leisten.“
Der zwischenzeitlichen Überlegung der Schulleitung, eine Aufführung per Live-Stream zu ermöglichen, musste Bärbel Brandt eine Absage erteilen. „Der finanzielle Aufwand für eine Aufführung ist ohne die Eintrittsgelder nicht zu stemmen.“ Nun hofft die Regisseurin, dass es gelingt, das bisher Geleistete zu dokumentieren. „Ich hoffe, dass wir den Schülern wenigstens den Wunsch erfüllen können, die Arbeit in filmischer Form festzuhalten“, sagt sie. „Ich bin gerade dabei, ein Filmskript dafür zu verfassen.“
Und in dem Film sollen zum Beispiel mitgeschnittene Szenen aus den Proben zu sehen sein. „Da hätten wir einiges an Material, das wir aufgezeichnet haben.“ Die Schüler hätten dabei stets Masken tragen müssen: „Das war schon eine besondere Herausforderung“, sagt Brandt. Sie habe sogar einige spezielle Masken bestellt, die in einer Tanzszene hätten eingesetzt werden sollen. Und auch die Inszenierung selbst hatte Bärbel Brandt so konzipiert, dass der Abstand zwischen den Akteuren gewahrt worden wäre. „Zum Beispiel gibt es eine Szene, die in einer Umarmung des Liebespaares endet. Da hatte ich stattdessen eine mit Musik unterlegte Zeitlupe der Annäherung vorgesehen“, erzählt die Regisseurin.
Fil über das gesamte Projekt
Aber nicht nur die Darsteller sollen im Film zu sehen sein, sondern auch die vielen anderen Mitwirkenden und ihre Arbeit sollen dargestellt werden, die jedes Mal zum Gelingen eines solchen Theaterprojektes beitragen. „Da ist die Management-Gruppe, die zum Beispiel schon das Programmheft als Entwurf fertig hat. Auch das Plakat, dass Angela Wlecke für uns entworfen hat, gibt es schon“, berichtet Bärbel Brandt. „Aber da sind auch die Gruppen für Bühnen- und Kostümbild. Die Kostümbildnerinnen haben schon alle Kostüme fertig genäht – die liegen da und können nicht eingesetzt werden.“ Auch die Musiker hätten unter der Leitung von Henrik Langelahn bereits alle Stücke erarbeitet. „Es sollten extra keine Bläser eingesetzt werden – wegen der Aerosole. Und auch auf den Gesang hätten wir verzichtet.“
Nun hofft Bärbel Brandt, dass das Projekt in dem Film gewürdigt werden kann. „Wenn es klappt, soll das Video natürlich öffentlich über das Internet zugänglich gemacht werden“, sagt sie. Vermutlich über die Homepage der Schule. „Aber ob und wie das genau passieren wird, steht noch nicht fest.“
Nicht nur für die Schüler ist die Absage des Stückes in diesem Jahr besonders bedauerlich. Traurig ist sie auch insofern, als es das letzte Stück unter der Leitung von Bärbel Brandt ist. Denn sie geht im November in Ruhestand. „Ich hätte schon eine potenzielle Nachfolgerin, die in diesem Jahr schon an Proben teilgenommen hat. Ihr würde ich dann gerne noch begleitend zur Seite stehen.“
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