Coronavirus: Schwere Vorwürfe gegen Ludwig-Steil-Hof – Stiftungsrat tagt – Bäumer entschuldigt sich
Unregelmäßigkeit bei Impfaktion
Espelkamp
Bei einer Impfaktion im Espelkamper Ludwig-Steil-Hof ist es offensichtlich zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Verwaltungsmitarbeiter sollen geimpft worden sein, obwohl sie gar nicht auf der Liste gestanden haben.
Der Stiftungsrat des Ludwig-Steil-Hofes ist am Freitagvormittag zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen gekommen.
Grund dafür waren Vorwürfe, dass Impfungen gegen das Coronavirus ungerechtfertigter Weise an Mitarbeiter im Steil-Hof und deren Angehörige verabreicht wurden, obwohl diese gar nicht an der Reihe gewesen sind.
Anonymes Schreiben
Hierzu liegt dieser Redaktion ein anonymes Schreiben vor, in dem diese Vorwürfe erhoben wurden. Der Vorsitzende des Stiftungsrates, Kai Abruszat, nahm gestern dazu Stellung und erklärte: „Wir haben die zurecht kritisierten Vorkommnisse erörtert und uns ein umfassendes Bild über Entstehung und Verlauf der Ereignisse gemacht.“ Der Rat sei ehrenamtlich tätig und somit auch nicht in die Impfaktion eingebunden gewesen. Die Vorkommnisse während der Impfaktion, seien während der außerordentlichen Sitzung aber konstruktiv und kritisch zugleich diskutiert worden.
Dr. Andreas Eller und vier weitere Person aus seinem Praxisteam haben die betreffenden Impfungen vorgenommen, wie der Ludwig-Steil-Hof auf seiner Homepage mitteilt.
Pfarrer Stefan Bäumer
Auf Nachfrage beim Vorstand des Ludwig-Steil-Hofes, Pfarrer Stefan Bäumer, teilte der in einer Stellungnahme, die dieser Zeitung ebenfalls vorliegt, mit: „Der speziell für den Bereich Psychosoziale Rehabilitation festgesetzte Impftermin war von vornherein auf den Nachmittag des 20. Januar begrenzt.“ Es seien drei Impfdosen mehr als die bestellten geliefert worden. Zudem hätten einige Klienten ihre zuvor gegebene Einverständniserklärung im Verlauf des Impfgeschehens wieder zurückgenommen. Dies sei bei bestimmten psychiatrischen Krankheitsbildern nicht unüblich.
Zeitrahmen
Bäumer erklärt weiter: „Die somit überzähligen Impfdosen wurden umgehend für Mitarbeiter, schwerpunktmäßig aus dem Bereich der Pflege, teilweise der benachbarten Verwaltung, zur Verfügung gestellt. Unmittelbar vor Ende des vereinbarten und verfügbaren Zeitrahmens wurde bekannt, dass noch drei bis vier bereits fertig präparierte Impfdosen überzählig waren.“ Diese seien, da weder Klienten noch Mitarbeiter noch Mieter in vertretbarem Zeitrahmen das Impflokal hätten erreichen können, spontan an anwesende nahe Angehörige von Mitarbeitern verimpft worden.
„Ein alternativ denkbares Verwerfen oder Vernichten wurde und wird für ethisch inakzeptabel und mit den Grundsätzen der Stiftung nicht vereinbar gehalten“, teilte Bäumer weiter mit. Er betont zudem: „Im Ergebnis wurde keiner einzigen impfberechtigten Person Impfstoff vorenthalten, es wurde weder Impfstoff verschwendet noch vernichtet.“
Weiterer Vorwurf
In dem anonymen Schreiben wird jedoch vermutet, dass es sich um eine gezielte Impfaktion von nicht berechtigten Menschen gehandelt habe, da Angehörige von Mitarbeitern ebenfalls den Impfstoff erhalten hätten. Darüber hinaus wird der Vorwurf erhoben, dass es eine Anweisung des Steil-Hofes gegeben haben soll, nicht über die Impfung zu sprechen.
Dieser Behauptung widerspricht Bäumer: „Jegliche Mutmaßung, es habe sich bei der Verfahrensweise um eine geplante oder gezielte Privilegierung von Verantwortungsträgern gehandelt, ist konstruiert und entbehrt jeder sachlichen Grundlage.“ Die Behauptung, Bäumer habe die Mitarbeiter der Verwaltung aufgefordert, sich impfen zu lassen, sei frei fantasiert. „Eine Anweisung, ‚nicht über die Impfungen zu sprechen‘, hat der Vorstand nicht verfügt und ist ihm auch nicht bekannt.“
Sondersitzung
Während der Sondersitzung des Stiftungsrates habe – nach Angaben von Kai Abruszat – Pfarrer Bäumer „in aller Form sein persönliches Bedauern“ zu den Vorgängen und Vorkommnissen während der gesamten Impfaktion „zum Ausdruck gebracht“. Abruszat führte weiter aus, dass die Mitglieder „des Stiftungsrates die Entschuldigung von Pfarrer Bäumer als glaubhaft und einsichtig ausdrücklich annehmen“.
Abruszat betonte, dass die Stiftung Ludwig-Steil-Hof einen besonderen Maßstab an handelnde Personen lege. Dem Gremium sei es „besonders wichtig“, dass „in Zukunft eine bessere Kommunikation sowohl für Beschäftigte als auch für externe Dritte ermöglicht werde. Aus diesem Grund wurde auf Vorschlag von Abruszat beschlossen, mit sofortiger Wirkung Peter Dürr als so genannten Ombudsmann zu ernennen, der für alle Fragen – explizit auch rund um das Thema Corona und Impfen – zur Verfügung steht. Dürr sei ausschließlich dem Stiftungsrat rechenschafts- und berichtspflichtig, betonte Abruszat.
Dialog mit den Mitarbeitern
Er sagte abschließend, dass der „Ludwig-Steil-Hof in den vergangenen Wochen und Monaten eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung hinter sich hat. Daran möchten wir ausdrücklich anknüpfen“. Und dies solle „im Dialog mit unseren Mitarbeitern geschehen“.
Dem Stiftungsrat des Ludwig-Steil-Hofes gehören neben Abruszat auch die Kreisdirektorin Cornelia Schöder, Espelkamps ehemaliger Bürgermeister Heinrich Vieker, Wilfried Windhorst (CDU-Ratsmitglied) und Diakon Peter Dürr an.
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