Hüllhorst: Opfer kommt leicht verletzt davon
Arbeiter trinkt vergiftete Cola: Firma setzt Belohnung aus
Hüllhorst (WB)
In einem Industrieunternehmen in Hüllhorst ist die Cola eines Mitarbeiters (44) vergiftet gewesen. Die Geschäftsführung hat per Aushang am Schwarzen Brett 5000 Euro Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zur Ermittlung des Täters führen.
Die Jet GmbH gehört zur Velux-Gruppe und stellt in Hüllhorst mit 250 Mitarbeitern Lichtkuppeln und Lichtbänder her. In der Endmontage griff am vergangenen Donnerstag ein Mitarbeiter zu seiner angebrochenen Flasche „Freeway“-Cola, die an seiner Werkbank stand. Polizeisprecher Ralf Steinmeyer: „Er hat sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmte, und die Cola ausgespuckt.“
Nach bisherigen Informationen kam der Mann, der ärztlich behandelt wurde, mit Reizungen der Speiseröhre davon. Ralf Steinmeyer sagt, das Getränk habe nach Angaben von Arbeitskollegen nach Bremsenreiniger gerochen. Dabei handelt es sich um ein gesundheitsschädliches Entfettungsmittel, das in dem Unternehmen verwendet wird. Als todbringende Substanz eignet sich Bremsenreiniger aber nicht.
Ob der Täter die Cola in der Firma mit einem fremden Stoff versetzt hat oder eine präparierte Flasche mitbracht und die Flaschen ausgetauscht hat, ist noch unklar. Die Kripo hat die Plastikflasche sichergestellt und ans Landeskriminalamt geschickt. Sie wird dort auf Fingerabdrücke und DNA-Spuren untersucht, außerdem soll der Inhalt analysiert werden. Unternehmensleitung und Betriebsrat warnten die Mitarbeiter mit einem Aushang am Schwarzen Brett und stellten klar, dass eine fristlose Kündigung beabsichtigt sei, sobald die Polizei den Verursacher ermittelt habe. Eine Spur gibt es aber noch nicht. Ralf Steinmeyer: „Das Opfer hat offenbar keine Ahnung, wer hinter dem Anschlag steckt.“
Jet-Geschäftsführer Michael Wieting: „Wir sind fassungslos! Für uns hat die Sicherheit unserer Mitarbeiter immer Priorität, und wir hoffen, dass die Polizei diese Tat schnell klären wird.“
Der Fall erinnert an andere Giftanschläge auf Arbeitskollegen in Ostwestfalen, die allerdings wesentlich dramatischere Folgen hatten: Im Dezember 2006 starb ein Mitarbeiter (44) der BASF in Minden, nachdem er im Pausenraum aus seiner Fanta-Flasche getrunken hatte. Die Fanta war mit Zyankali versetzt, und im Kühlschrank des Pausenraums fand die Mordkommission eine zweite Flasche, in der ebenfalls vergiftete Limonade war. Der Mörder wurde nie ermittelt.
In der Armaturenfabrik „Ari“ in Schloß Holte-Stukenbrock hatte Arbeiter Klaus O. (57) seit 2015 immer wieder Pausenbrote von Kollegen mit Quecksilber und anderen Stoffen vergiftet. Er wurde 2019 zu lebenslanger Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Zwei Opfer sind nierenkrank, ein drittes starb Anfang 2020.
O. hatte im Keller seines Hauses mit Giften experimentiert und wollte möglicherweise sehen, wie sie wirken. Er schweigt bis heute zu seinem Motiv.
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