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WESTFALEN-BLATT-Serie „Engagiert für ihr Dorf“, Folge 4: Ortsvorsteher Hans Hamel aus Holsen

Nur der Radweg fehlt zum perfekten Glück

Hüllhorst-Holsen

Leicht gemacht haben es ihm die Holsener nicht, als er 1967 der Liebe wegen in den hübschen Ort am Wiehengebirge zog. Heute ist der gebürtige Löhner Hans Hamel schon lange einer von ihnen, mehr noch, er macht sich als Ortsvorsteher bereits seit 1999 für die Belange der Bewohner stark.

Kathrin Kröger

Der Ortsvorsteher Hans Hamel (77) im Sommer vergangenen Jahres kurz nach der Fertigstellung des neuen Dorfplatzes in Holsen: Er wartet sehnlichst darauf, dass dort endlich Einweihung und noch viele andere Feste gefeiert werden können. Foto: Kathrin Kröger

Und das mit unverminderter Passion. Optimistisch blickt der 77-Jährige auch auf die neue Ratsperiode, wenngleich ihn die noch immer bestehende Corona-Pandemie umtreibt.

Geradezu prädestiniert war der Diplom-Verwaltungswirt für das Amt des Ortsvorstehers. Als er die Nachfolge von Heinrich Schwettmann antrat, war er bereits langjähriger Ortsvereinsvorsitzender der SPD Holsen und zudem seit zehn Jahren stellvertretender Bürgermeister. Sein längst zur Heimat gewordenes Holsen und vor allem die Menschen, die dort leben, kannte er also bestens. Außerdem schöpfte Hans Hamel aus seinen beruflichen Erfahrungen. Als Arbeitsvermittler bei der Agentur für Arbeit pflegte er stets guten Kontakt zu den Menschen, die bei ihm Beratung suchten, und tauschte sich überdies im Außendienst mit vielen Unternehmern im Kreis Minden-Lübbecke aus. „Ich bin an den Standorten in Herford, Bad Oeynhausen und Lübbecke gewesen und meine Arbeit hat mir immer unheimlich viel Spaß gemacht“, sagt der Pensionär. Es habe ihm gelegen, Vertrauen aufzubauen und den Hilfesuchenden erst einmal die Behördenangst zu nehmen.

Ortsvorsteher Hans Hamel ist Ehrenmitglied beim Rassegeflügelzuchtverein Holsen sowie Ehrenvorsitzender im SPD-Ortsverein Holsen. Foto: Kathrin Kröger

Einen guten Draht zum Bürger verlangt auch die Ortsvorsteher-Tätigkeit. „Ich bin gern Ansprechpartner, wenn etwas anliegt“, sagt Hans Hamel, der hoch zufrieden mit „seinem“ Ortsteil ist. „Holsen hat sich sehr gut entwickelt. Der neu gestaltete Dorfplatz ist natürlich das Highlight.“ Doch dem SPD-Ratsherrn, der mit Beginn der neuen Legislaturperiode aus Altersgründen sein Amt als stellvertretender Bürgermeister niederlegte, fallen noch etliche weitere positive Aspekte und erfolgreiche Projekte ein: die Sanierung der Turnhalle, der Erhalt der Jugendmusikschule, die Sportanlage mit zwei Plätzen und Sportlerheim. Gern entsinnt sich der Vater zweier Töchter, der durch Ehefrau Marlies einst nach Holsen kam, auch an große Veranstaltungen und Feste. Denkwürdig war beispielsweise das viertägige Dorfjubiläum – die 750-Jahr-Feier anno 2010. Oder der Auftritt in der WDR-Sendung „Schlag zehn“ 2003, als die Holsener erst am Abend zuvor erfuhren, dass ihnen das Fernsehen einen Besuch abstatten würde. Da zeigten sich Spontaneität, Organisationstalent und Zusammenhalt im Dorf.

Natürlich beschäftigt es Hans Hamel, dass durch die Pandemie solche Ereignisse allesamt abgesagt werden müssen. „Wir warten auch noch auf die offizielle Einweihung des Dorfplatzes.“ Besonders bedauert er zudem den Ausfall des Dorf- und Kinderfestes im vergangenen Jahr. Alle Vereine beteiligen sich sonst immer daran. „Das stärkt den Zusammenhalt.“ Auch die monatlichen Veranstaltungen des Sozialverbandes hätten nicht ausgerichtet werden können. „Ich habe große Sorge, dass all das nicht wieder so wird, wie es mal war“, sagt Hans Hamel mit Blick auf das Vereinsleben. „Alle leiden darunter.“ In Holsen habe es zum Glück noch keine coronabedingten Austritte wie andernorts gegeben.

Das bisher Erreichte für den Ort, maßgeblich getragen und gestaltet von den Menschen, die in Holsen leben, soll Bestand haben und nicht zu bröckeln beginnen. „Die Vereine dürfen durch die derzeitige Starre nicht auseinander fallen.“ Ob in diesem Jahr Kinderfest, Marsch der Vereine, Aktion Saubere Landschaft, Osterfeuer und dergleichen stattfinden können, ist unklar. Ganz persönlich freut sich Hans Hamel nach dem Lockdown auf die Treffen der „super alten Herren“ zum Bewegungssport. „Auch der Austausch ist dabei wichtig.“

Gefragt nach der ein oder anderen Verbesserung, die für den Ort noch angestrebt werden könnte, sagt Hans Hamel: „Eigentlich sind wir wunschlos glücklich.“ Was noch fehle, sei ein Rad-/Gehweg an der Schnathorster Straße, „am liebsten bis Schnathorst durchführend“. In Holsen gebe es durch die S-Kurven erhebliche Gefahrenpunkte für die schwächeren Verkehrsteilnehmer. „In naher Zukunft ist das leider nicht zu sehen.“ Eine Hoffnung bestehe im Zuge des Ausbaus der L876. Ansonsten ließe sich hier und da am Straßennetz noch etwas verbessern, „aber das sind Kleinigkeiten“, so Hamel. „Tonstraße ist gemacht, Mühlenfeld ist gemacht.“

Was die politisch heiß diskutierten Themen „Zentralisierung der Feuerwehrstandorte“ sowie die etwaige Reduzierung der Grundschulstandorte anbelangt, ist Holsen in der komfortablen Situation, bei Ersterem eine akzeptierte Lösung für sich zu verzeichnen und bei Letzterem nicht betroffen zu sein. „Die Löschgruppe Holsen zieht in das neue Feuerwehrgerätehaus in Hüllhorst mit ein. Damit ist eine gute und schnelle Lösung gefunden worden“, erklärt Hans Hamel. Es freue ihn, dass sich die Mitglieder aber weiterhin in der Holsener Gemeinschaft engagieren wollten.

Hinsichtlich der Grundschuldebatte erinnert sich der Ortsvorsteher: „Wir haben damals auch gegen die Schließung der Schule gekämpft.“ 1980 war in Holsen die Schülerzahl auf 94 gesunken und infolgedessen die Schule geschlossen worden. Dafür sei in Schnathorst durch einen Neubau ein erweitertes Angebot geschaffen worden. „Im Nachhinein hat uns der Wegfall der Schule allerdings nicht geschadet“, resümiert Hans Hamel. „Wir haben sehr viele positive Dinge als Ersatz bekommen.“ Bisher im Portrait in unserer Serie: Marie-Luise Rahe aus Ahlsen-Reineberg, Thomas Sieker aus Bröderhausen und Dietlind Scheding aus Büttendorf.

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