Vierte Lübbecker Krimitage: Carla Berling überzeugt mit Spannung und Humor
Ein Mordsspaß
Lübbecke (WB/bir). Für die Auftaktveranstaltung der vierten Lübbecker Krimitage hatte Organisator Andreas Oelschläger eine lokale Autorin eingeladen. Carla Berling, Liebhaberin abgründiger Kriminalfälle, las aus ihrem Roman »Tunnelspiel«.
Einen unterhaltsamen Abend hatte Andreas Oelschläger zu Beginn der Veranstaltung in der ausverkauften Bücherstube angekündigt. Was die 120 Gäste erlebten, war wie ein kleines Feuerwerk aus Spannung, humorvollen Einlagen und ganz viel Lokalkolorit.
Auch Autorin war Reporterin
Denn Carla Berling, Ostwestfälin mit ganz viel rheinischem Temperament, konzentriert sich in ihrer Krimireihe auf morbide Sensationen aus Bad Oeynhausen und Umgebung. Dort wurde sie 1960 geboren, arbeitete einige Jahre als Reporterin für das WESTFALEN-BLATT, bevor sie vor 15 Jahren nach Köln zog. Ihre Leidenschaft fürs Schreiben und ihre Begeisterung für skurrile Menschen, besondere Situationen und Orte verarbeitet sie in ihren Krimis rund um die Protagonistin und Reporterin der Tageszeitung »Tag 7«, Ira Wittekind. Die ist zufällig im gleichen Jahr geboren wie die Autorin und trägt auch sonst einige Charakterzüge der Namensgeberin.
In dem Krimi »Tunnelblick« entdeckt die Reporterin auf einer Radtour entlang der Weser eine Menschenmenge vor einem verlassenen Schlachthaus und kurz darauf Polizeifahrzeuge. Ihr Instinkt trügt sie nicht, und bald darauf ist sie in eine abgründige und unfassbare Geschichte um den Verleger Lorenz Brenner verwickelt. So brutal manche Szenen in dem Buch auch beschrieben werden, so humorvoll sind die Begleitfiguren aus dem privaten Umfeld der Reporterin. Wie beispielsweise die beiden betagten Tanten ihres Freundes Andy, die Schwestern Sophie (Krankenschwester) und Friedchen (Kindergärtnerin).
Figuren sind frei erfunden
Amüsiert berichtete Berling, dass sie Leseranfragen zum weiteren Verbleib der beiden barschen aber herzlichen Frauen erhalten habe. »Ich verspreche, die geh’n nicht tot«, sagte sie zum Publikum, das zu vielen ihrer Geschichten abseits der eigentlichen Handlung herzhaft lachte. Ihre Figuren, Handlungen und das Konzept, so erzählte Berling in den kurzen Leseunterbrechungen, seien freie Erfindungen. Um aber sachlich korrekt zu berichten, hätte sie natürlich Mitleser, wie beispielsweise einen Kommissar aus Paderborn oder einen befreundeten Apotheker. »Ist doch klar, wenn ich einem Mann Gift gebe, muss ich doch wissen, ob der grün oder blau anläuft.«
Durch das gute Zusammenspiel im Freundeskreis sei auch der Tatort für »Tunnelspiel« entstanden. Ein Freund hatte einen Schlachthof in Augsburg entdeckt und Fotos geschickt. Schnell wurde ihr klar: Da wird er hängen. »Dann habe ich die Figur des Opfers in das Setting hineingeschrieben.«
Viel Applaus
Waren es das Lokalkolorit des Krimis und Carla Berlings ostwestfälische Herzlichkeit, die die Zuhörer so begeisterte? Ihre schnörkellose Art zu lesen und zu erzählen? Oder die Mischung aus Mord und Spaß? Viel Applaus gab es auf jeden Fall zu vielen ihrer Erzählabschnitte und zum Schluss der fast zweistündigen Lesung.
Carla Berling bleibt trotz ihres beachtlichen Erfolgs bescheiden. »Ich will nicht beeindrucken, ich will unterhalten«, sagte sie. Und das machte sie vergangenen Freitag mit diebischem Vergnügen (»Wichtige Infos habe ich jetzt mal ausgelassen. Die lesen Sie dann bitte selber.«).
Der Erfolg gibt ihr Recht. »Ihre Fangemeinde wächst und wächst«, sagte Veranstalter Andreas Oelschläger und wünschte sich, bei der nächsten Lesung alle Kartenanfragen befriedigen zu können. Die Stadthalle sei eine gute Option und der 60. Geburtstag der Autorin in anderthalb Jahren ein guter Anlass. Bis dahin dürfen sich Krimifans auf die nächste mörderisch spannende Veranstaltung mit Timo Leibig am 29. Januar freuen.
Startseite