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Nicht nur wegen Corona: In der Geschichte des Lübbecker Bürgerschützenfestes gab es immer wieder Absagen

Meistens waren Kriege schuld

Lübbecke

Die Corona-Pandemie hat zwar nicht zu einem Novum geführt, aber doch zu einer Seltenheit. Das Lübbecker Bürgerschützenfest ist den vergangenen 215 Jahren nur wenige Male ausgefallen.

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Der Auftakt zum Bürgerschützenfest 2018. Ob und wie das traditionsreiche Fest in diesem Jahr wieder gefeiert werden kann, soll Anfang Mai bei einer Dienstbesprechung entschieden werden. Foto: Friederike Niemeyer

Im vergangenen Jahr war es verschuldet durch das Virus nach 72 Jahren mal wieder so weit.

„Es ist schon eine sehr lange Zeit her, dass das Lübbecker Bürgerschützenfest aus einem bestimmten Grund ausfallen musste“, berichtet Heinrich Esdar, Hauptmann und 1. Adjutant im Schützen-Offizierskorps. Trotzdem habe es einige Situationen gegeben, die zum Stillstand oder Ausfall des Schützenfestes führten.

Das über drei Jahrhunderte durchgeführte Freischießen wurde zum Beispiel im Jahr 1807 durch die Besatzung der „Französischen Gewalthaber“ (damalige Benennung) eingestellt und verboten. Die beiden Schützenkompanien wurden aufgelöst, die Gewehre mussten im Rathaus abgegeben werden. Auch Schützenfeste durften nicht mehr durchgeführt werden.

Am 31. Juli 1949 wurde der erste Schützenball nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gefeiert. Noch nicht alle Ausmarschierer hatten eine Uniform. Auf dem Foto sind unter anderem Felix Schäfer (links) und Gerhard Wiermann, später Trommler im Unteroffizierskorps (Zweiter von rechts), zu sehen. Foto:

Im Jahr 1848 entwickelte sich in einzelnen Ländern eine starke Unruhe. Diese führte dazu, dass zwei Schützenabteilungen der Geraden und der Ungeraden Hausnummern als „Sicherheitscorps“ mit einem Offizier, einem Unteroffizier und zwölf Mann eingesetzt wurden. Die 1. Kompanie sicherte am damaligen „Westerwalle“ (heute Bahnhofstraße) und die 2. Kompanie am Marktplatz. Am 29. März wurden dazu 50 Gewehre, 150 scharfe Patronen und 500 Infanterie-Zündhütchen ausgegeben. „Zum Einsatz kamen diese erfreulicherweise aber nicht“, sagt Esdar weiter.

Anlässlich des Deutsch-Dänischen Krieges 1864 (Konflikt um Herzogtümer Schleswig-Holstein) waren auch die Preußen im Einsatz. Aus diesem Grund wurden Veranstaltungen aller Art verboten. Im Schützen-Protokollbuch ist zudem festgehalten, dass in den Jahren 1866 sowie 1872 bis 1878 keine Feste stattfanden. Esdar: „Die Gründe sind leider nicht genannt, es könnte mit politischen Unruhen und den Planungen um den Bau eines Schützenhauses sowie den hohen Kosten zusammenhängen.“ Interessant sei, dass im Jahr 1873 wegen des Ausfalles im Vorjahr noch ein Schützenfest mit Ausschießen der neuen Könige stattfand.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges sollte das Schützenfest 1920 wieder durchgeführt werden. Da es allerdings noch große wirtschaftliche Pro­bleme gab, sollte dann im Jahr 1922 das Fest wieder organisiert werden. Dazu gab es viele unterschiedliche politische Meinungen. Mit einem knappen Stimmenergebnis von neun Ja- und sechs Nein-Stimmen konnte dann das Fest wieder durchgeführt werden. Die Bevölkerung nahm dies mit großer Freude auf.

Frohe Stunden zusammen

Ende der 1920er und Anfang der 30er Jahre verschlechterten sich die Zeiten dann wieder. „In Anbetracht der gegenwärtigen schwierigen Lage fallen die Feste aus“ – hieß es damals in der lokalen Zeitung. Das geplante Fest im Jahr 1932 wurde auf 1933 verlegt. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges fanden die weiteren Schützenfeste statt.

Nach dem Ende dieses Krieges trafen sich 1949 die ersten Bürgerschützen zum Umzug durch die Stadt und zum Schützenplatz. Im Jahr 1950 wurde dann ein sehr frohes Schützenfest mit den neuen Schützenkönigen gefeiert. Für alle Bürger war es eine große Erleichterung, wieder frohe Stunden gemeinsam feiern zu können.

Die Chronik zeigt auf, dass es immer wieder schwierige Zeiten mit Unterbrechungen beim Lübbecker Bürgerschützen-Bataillon gegeben hat. „Wichtig ist es, diese Tradition weiter zu wahren. Darum wird unser Kommando und Offizierskorps alles daran setzen, so schnell wie möglich wieder unser Schützenfest mit allen Bürgern durchzuführen“, sagt Heinrich Esdar weiter.

Anfang Mai wird das Offizierskorps mit einer Abordnung des Unteroffizierskorps eine Dienstbesprechung durchführen, ob die Planung für das kommende Bürgerschützenfest vom 20. bis 22. August in alter Form durchführbar ist oder ob nur ein kleineres Fest an einem Wochenendtag veranstaltet werden kann.

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