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Die Ehrenamtlichen des Ambulanten Hospizdienstes in Lübbecke sind trotz Corona aktiv

„Wir dürfen arbeiten und tun es auch“

Lübbecke (WB)

„Du bist bis zum letzten Augenblick deines Lebens wichtig, und wir werden alles tun, damit du nicht nur in Frieden sterben, sondern auch bis zuletzt leben kannst.“ Dieser Satz von Cicely Saunders, Gründerin des ersten modernen Hospizes 1967 in London, steht nicht von ungefähr auf dem Informationsflyer des Ambulanten Hospizdienstes. 65 Ehrenamtliche haben es sich zur Aufgabe gemacht, schwer kranke und sterbende Menschen sowie ihre Angehörigen und Freunde in der letzten Lebensphase zu begleiten. Das gilt auch und gerade in Zeiten von Corona.

Stefan Lind

Ehrenamtliche des Hospizdienstes haben es sich seit fast 20 Jahren schon zur Aufgabe gemacht, schwerkranke und sterbende Menschen sowie ihre Angehörigen und Freunde in der letzten Lebensphase zu begleiten. Das gilt auch und gerade in Corona-Zeiten. Foto: dpa

Die Verunsicherung bei den Bürgern ist groß. Kann der Hospizdienst angesichts der vielfältigen Einschränkungen rund um die grassierende Pandemie überhaupt noch arbeiten, und wenn ja, in welcher Form? „Wir dürfen weitermachen und wir tun das auch“, bestätigen Ortrud Schwenker-Steen, Christine Fahrinsland und Martina Sporleder im Gespräch mit dieser Zeitung. Sie sind die Ansprechpartnerinnen beim Ambulanten Hospizdienst, den es seit fast 20 Jahren gibt und der unter dem Dach der Pari-Sozial Minden-Lübbecke/Herford arbeitet.

Getragen werden die Aktiven vom Hospizgedanken, den sie so formulieren: „Im Mittelpunkt stehen die Würde des Menschen und die Selbstbestimmung des Kranken. Sterben ist ein Teil des Lebens, das weder hinausgezögert noch beschleunigt werden soll.“ Die Hospizarbeit werde überkonfessionell geleistet, „wenngleich unser Handeln von einem christlichen Menschenbild geprägt ist“. Ziel sei es, Menschen unabhängig von ihrer Nationalität, Religion und sozialem Status eine Begleitung in ihrem Sterben an dem von ihnen selbst gewählten Ort zu ermöglichen.

Dabei sind die Helfer gleichermaßen in privaten Räumen (ambulanter Bereich heißt das in der Fachsprache), in Alten- und Pflegeheimen oder im stationären Hospiz anzutreffen. Nur: „Wir müssen angesichts der Pandemie jetzt viel sensibler an die Sache herangehen, mit mehr Fingerspitzengefühl“, sagt Ortrud Schwenker-Steen. „Dass wir Abstand zu den Menschen halten müssen, war für uns am Anfang befremdlich“, ergänzt Christine Fahrinsland. Denn es sei im Moment einfach nicht möglich, Betroffene beispielsweise in schwierigen Situationen in den Arm zu nehmen und zu trösten. „Das erfordert kreative Lösungen“, weiß Martina Sporleder. Gesten seien da ebenso hilfreich wie der Versuch, das eigene Handeln in Worte zu fassen, zum Beispiel so: „Ich würde Sie jetzt so gerne drücken, aber es geht im Moment leider nicht.“

Natürlich müssen sich die ehrenamtlichen Kräfte entsprechend mit Schutzmasken und anderem Zubehör ausstatten, bevor sie ihre Besuche erledigen. Der Aufwand hat sich gelohnt: Es gab bisher keine Corona-Infektion im ganzen Team.

Hilfesuchende, die den direkten Kontakt scheuen, können zum Telefonhörer greifen: „Wir haben unser Angebot angepasst und bieten verstärkt telefonische Beratung an“, sagt Martina Sporleder. Ganz wichtig ist den Aktiven nicht nur der Hinweis, dass sie weiterhin ihre Dienste anbieten können. Sie betonen zudem: „Das Angebot ist kostenlos. Es ist keine ärztliche Verordnung nötig. Jeder Bürger kann auf direktem Wege zu uns Kontakt aufnehmen.“

Der Ambulante Hospizdienst ist zuständig für die Kommunen im Altkreis Lübbecke. Hier arbeiten Menschen ehrenamtlich, unentgeltlich und wahren die Schweigepflicht. Sie wurden in einem Befähigungs- und Ermutigungskurs intensiv und umfänglich auf die Begleitung Sterbender vorbereitet und werden regelmäßig durch Hospizfachkräfte und Supervisoren unterstützt.

Der Hospizdienst ist ebenso wie das stationäre Hospiz veritas der Pari-Sozial angegliedert, es handelt sich aber um eigenständige Einrichtungen, die auch finanziell voneinander getrennt sind. Der Hospizdienst finanziert sich zum größten Teil aus Spenden.

Der Dienst gehört zum Palliativnetz PAN und arbeitet eng mit dem Palliativmedizinischen Konsiliardienst und anderen behandelnden Institutio-nen der Region zusammen. Ansprechpartnerinnen sind Ortrud Schwenker-Steen, Christine Fahrinsland und Martina Sporleder. Sie haben ihr Büro an der Bahnhofstraße 27 in Lübbecke, E-Mail [email protected], Telefon 05741/8096239. Sollte niemand anwesend sein, springt ein Anrufbeantworter an, der regelmäßig abgehört wird.

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